Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

DOI Kapitel:
No 14-25 (Februar 1824)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0082

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nio 18. Mittwoch den 11. Februar 18.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Das Uhrband.

An Mariane.
Das ſchoͤne Band, es ziehet mich zu dir
Und mahnet mich an eines Ritters Pflichten.
Es ſey zu jedem Kampfe mein Panier,
Begeiſterung zu allem Liebesdichten.
Das ſchöne Band, es ſey mein Talisman,
Wenn Minneabenteuer mich umgeben,
Wenn zauberiſch auf meiner Ritterbahn

Auch andrer Frauen Bilder mich umſchweben.

Du liebes Zeichen der Beſtaͤndigkeit,

Du Himmelblau, dich werd' ich gerne tragen.

Ein Herz, getreu und fromm zu jeder Zeit,
Soll deinem Ritter in dem Buſen ſchlagen.
O zartes Blümchen du: Vergißmeinnicht,
O wonnereicher Klang für meine Ohren.
Vergißt mich meine Herzgeliebte nicht.

Dann iſt das ſchoͤnſte Glück für mich geboren.

Du friſches Grün, der ſuͤßen Hoffnung Bild,
Dein Blick erquicke mich im rauhen Leben.
O holde Goͤttin Hoffnung, laͤchle mild
Auf mich herab bei jedem guten Streben!

Du reines Weiß, mit Himmelblau vermaͤhlt
Du deuteſt Unſchuld an und reine Tugend;
Wer dieſe ſich zu Freundinnen erwaͤhlt,
Dem lebt der Geiſt in ewig heitrer Jugend.

Du lautres Gold, in Blau und Weiß gewebt,
Dir gleicht die Tugend, in der Noth bewaͤhret.
Wer in Gefahren treu der Tugend lebt,
Der iſt vor Gott und Menſchen hochgeehret.
Du ſchoͤnes Band, du zieheſt mich zu ihr,
Die dich gerufen hat ins frohe Leben,
Du ſagſt mir: Mariane gab mich dir,
Du ſollſt die Geberin im Lied' erheben!
J. Muth.

—2—— —.— — 9—2—Ü—êP—— — — — — —k3......8

Blutiger Lorbeer, welke Myrthe.

(Fortſetzu'n g.)
Bald empfahl ſich auch Donna Carolina, und beſtieg ihr
Maulthier auf dem Heimwege nach Vittoria. — „Ihr mußte
müͤde ſeyn“, ſagte jetzt der Obriſt zu meiner Herrin, „wollt
Ihr nicht meinen Arm zum Ruͤckweg annehmen?“ — Das
iſt in Spanien nicht üblich“, erwiederte ſie, „und man muß
ſich auch in Kleinigkeiten nach der Welt richten.“ — „Wohl-
an“, fiel ich ein, „wenn Ihr nicht des Herrn Obriſten Arm
benutzen wollt, ſo will ich's, denn ich ſinke vor Muͤdigkeit
zuſammen.“ — Ich ſank wirklich, ſelbſt an ſeinem Arme,
zuſammen, erholte mich jedoch ſchnell, und mußte auf mei-
ner Herrin Befehl noch ein wenig auf der Stelle raſten. —

„Duenna“, ſagte der Obriſt, „Euch dank' ich dieſe ſchoͤne
Gelegenheit, Donna Aminta zu ſagen, welches Vergnügen

ich in dieſem Augenblick empfinde. Ausdrücken laͤßt es ſich
 
Annotationen