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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

DOI Kapitel:
No 26-39 (März 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0117

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nrs 20. Montag den 1. Maͤrz 18²⁴.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

An Sie.

Nach de Lamartine.
Die Du mir in der Welt Oede zum Heil' erſchienſt,
O Wallfahrerinn hier, Himmels Bewohnerinn!
Du Sanftblickende ſtrahleſt
Liebe mir in der Erde Nacht.
Zeig', o Herrinn, Dich ganz mir, dem Erſtaunenden!
Kund gib mir Dein Geſchick, Namen und Vaterland!
Wardſt hienieden gewiegt Du
Oder biſt Du nur Gotteshauch?
Siehſt Du morgen vielleicht wieder des Himmels Hoͤh'n?
Oder mußt in dem Bann⸗-Jammer und Elendsthal
Du vollenden in Müh'ſal
Dieſes Lebens bedornte Bahn?
Aber, wie auch Dein Loos, Namen und Heimort ſey,
Ob Erdtochter Du biſt, oder ein Himmelsgeiſt,
Tiefanbetung Dir, oder
Liebe ſchwoͤr' ich mein Lebenlang.
Mußt Du wallen, wie wir, Deine bedornte Bahn
Sey Geleit mir und Hort, Wuͤrdigſte! Laß die Spur
Deiner heiligen Tritte
Dann mich küſſen allüberall!
Aber waͤhleſt den Schwung, Schweſter der Engel, Du
In die Himmel, ſo goͤnn' einige Tage mir
Süßer heiliger Liebe,
Und ſey mein in den Höͤh'n gedenk!
ö Fr. Haug.

Wer Gott vertraut, feſt auf ihn baut, wird nim-
mermehr zu Schanden.

(Fortſetzun g.)
Was iſt dem menſchlichen Trachten unmoͤglich, wenn irgend
eine aufgeregte Leidenſchaft, ein kochender Leidensſtoff, den
ergriffenen Koͤrper auch über ſein Vermoͤgen in Thaͤtigkeit
ſetzt? In einem Tage wollte Trudchen nach Magdeburg,
und ſiehe da, als die Sonne am Nachmittag ihr allmaͤlig
zur Linken herabſank, wandelte ſie in der Linie von
Schoͤnebeck und ſah um vier Uhr ſchon die Hoͤhen von Klo-
ſter Bergen, am fernen Horizont. Nun aber waren auch
die exaltirten Kraͤfte des armen Maͤdchens erſchöpft; wan-
kend, kaum vermoͤgend noch, ſich aufrecht zu erhalten, er-
reichte ſie jetzt ein kleines Gehoͤlz, das, obwohl ſeitwaͤrts
liegend, ſie unwiderſtehlich einlud, dort einen Augenblick
auszuruhen, um dann den ubrigen Weg noch vor Einbruch
der Nacht zurücklegen zu können. — Das, im einzelnen
Menſchenleben, oft ſo wunderbar waltende Schickſal, hatte
aber ein anderes über die heldenmuͤthige Tochter beſchloſ-
ſen. — Noch war die Straße von Halle nach Magdeburg

von den feindlichen Heeren unbetreten geblieben. Was

ſpaͤterhin Halle erduldete, war eine Folge der Eroberung
von Magdeburg und da die Verbündeten ihre ganze ſchwache
Macht bei Magdeburg konzentrirt hatten, ſo hatten die
Feinde auch nicht nöthig, die ihrige zu zertheilen und konn-
ten um ſo zerſtoͤrender gegen dieſen ihnen ſo wichtigen
 
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