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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 14-25 (Februar 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0074

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7



SN

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nod 10. Sonnabend den 7. Februar 184.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Sch wermuth.

Fruͤh gewöhne dich zu tragen
Was das Schickſal herbes ſchickt;
Denn nach kurzen Freudentagen,
Schwindet was dich jezt beglückt.
Unvermiſcht wird uns hienieden
Nie ein Hochgenuß gereicht.
Bittrer Kummer trübt den Frieden,
Und der Freude Stern erbleicht.

Bei der Sonne früͤhem Strahle,

Schmückt die Braut der Myrthenkranz.

Doch auf ihrem Todtenmahle
Schimmert bald des Mondes Glanz.

In dem Schein der Hoffnung ſpiegelt

Lieblich ſich die Zukunft dir,
Leicht hat ſie uns überflügelt,
Und getaͤuſcht — erwachen wir.
Liebe naht im Glanz der Sonne,
Und ſie mißt nicht Raum noch Zeit!
Traue nicht; — kurz iſt die Wonne,
Und ihr Schmerz iſt — Ewigkeit.
Laß dich Freundſchaft nimmer feſſeln,
Ach! die Schlange heuchelt ſüß!
Oft ſind ihre Bande — Neſſeln,
Und dann ſchmerzen ſie gewiß.

Steh' allein im Kampf mit Pflichten,
Mit der Vorurtheile Trug!
Was dich reizet lern vernichten,
Sey dir ewig ſelbſt genug.

Freundſchaft, Hoffnung, Treu' und Liebe,
Sind nur Spiel und Leidenſchaft!
Immer taͤuſchen ihre Triebe,
Glücklich macht nur Will' und Kraft.
Kathinka Halein.

* —————— 22 —— — — — —*—*——2—————— ——— 2—2922 2ͤ***

Blutiger Lorbeer, welke Myrthe.

(Fortſetzung.)
Ich konnte nicht im Zuſammenhange hoͤren, was ſie ſprach,
brachte aber ſo viel heraus, daß es eine Erkundigung nach
dem Marſchal Ney betraf. — Der Obriſt ſtutzte, und, die
Hand an die Stirne gelegt, rief er aus: „Ich darf nicht!“
— „Gleichviel“, ſagte ſie, „es ſchadet nichts“; und wendete
ſich von ihm weg. — „Aber“, verfolgte er ſie, — „wozu ſoll
denn nur die Nachricht dienen?“ — „Wozu mir's gefaͤllt“,
— war die Antwort, — „nur dem Mittheiler nicht zum
Schaden.“ — Er war in großer Bewegung, und ſchien
meine Entfernung zu wünſchen. Ich zog mich in den Ne-
benſaal zuruͤck; und nach ungefaͤhr einer Minute folgte ſie
mir, und ſagte: „Brigida, du darfſt keiner lebenden Seele
verrathen, was du jetzt geſehen, oder gehoͤrt haſt.“ — „Ver-
laßt Euch darauf“, erwiederte ich; — mir fehlt es an Neu-
 
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