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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 144-157 (Dezember 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0628

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nie 152. Montag den W. Dezember 18N.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —

Salomon und Morolf (Markolphh.

Eine ergoͤtzliche Erzaͤhlung,
mitgetheilt von Albert Schulz.

(Fvrtſetzung.)

Viertes Kapitel.
Worin das Probeſtück beſtand, und was ſich weiter begab.
„Wir wollen dieſe ganze Nacht hindurch wachen, begann der
Koͤnig, aber wiſſe, wenn Dich der Schlaf nur einen Au-
genblick übermannt, ſo laſſe ich Dich haͤngen, du weißt,
daß ich nicht lüge,“ Immerhin murrte Morolf, der ſehr
heißhungrig den großen Topf mit Milch leerte, darauf ge-
ſaͤttigt, gaͤhnte er und dehnte ſich, ſtreckte ſich bequem auf
den Boden hin, und fing gewaltig an zu ſchnarchen. Mo—⸗
rolf ſchlaͤfſt du?“ fuhr ihn Salomon an. Nein Herr, ich
denke nur nach, entgegnete er mit langſamer Stimme,
daß nichts ſo weiß und glaͤnzend iſt, weder Schnee noch
Milch, noch ſonſt irgend etwas, als das liebe wonnigliche
Tageslicht.“ — „Wirſt du das mir morgen nicht thaͤtlich
beweiſen, drohte der Koͤnig, ſo biſt du verloren.“ Darauf
drehte ſich Morolf auf die andere Seite, und ſchnarchte
weiter. „Wieder“ rief Salomon. „Laß mich doch denken,“
ſagte jener unwillig. — Nun, und was? — „Was man

verhehlen will, ſoll man nicht Weibern anvertrauen.“ Des
Königs Drohung war dieſelbe, und der Bauer wiederholte
ſein voriges Spiel. Da er aber wußte, daß der König
nicht die Frauen ſchelten laſſe, und wenn es dennoch ge-
ſchah, den Schmaͤher ſich ſogleich entfernen hieß, antwor-
tete er auf ſeine Frage: ob er ſchlafe und was er denke:
„Ich denke, daß ein boſes Weib noch in Liſtigkeit den Teu-
fel übertrifft.“ „Das ſollſt Du beweiſen, oder Du biſt des
Todes!“ rief der König zornig. — Morolf ſchnarchte wie-
der; Salomon that wie vorher. Daß dich —! fuhr jener
muͤrriſch auf; ich denke ja, daß die Natur maͤchtiger als
Kunſt und Gewohnheit wirkt.“ „Auch davon ſollſt Du mir
ein Beiſpiel zeigen, oder Du kommſt an den Galgen!“
ſprach der Koöͤnig. Er nahm ſich aber des Bauers letzte
Rede zu Sinn, und da er des Wachens muͤde ward, und der
Schlaͤf ihn uͤberwaͤltigte, begab er ſich zur Ruhe.
Morolf ſchlich ſich nun leiſe hinweg, ging zu ſeiner Schwe-
ſter Fuſade, und that, als ob er heftig auf den Koͤnig er-
zürnt waͤre. „Liebe Schweſter mein, begann er heimlich
und ſcheu, ich will dir ein groß Geheimniß anvertrauen,
aber gieb mir erſt dein ſcharfes Kuüchenmeſſer. Willſt du
auch ſchweigen?“ — So wahr mich Gott ſtrafe, ich will
ſchweigen, und ſollte ich den bitterſten Tod darüber leiden. Nun
ſo ſage ich dir in aller Heimlichkeit, flüſterte Morolf, der
Koͤnig drohet, er wolle mich ertraͤnken oder an den Gaͤl—
gen haͤngen laſſen. Das möͤchte ich aber nicht, und will,
 
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