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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 40-51 (April 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0213

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nio 49. Sonnabend den à. April 1824.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Sonnabend.

Erſt in deinem holden Rothe
Erſt in deinem ſtillen Schooß',
Du, des Sonntags lieber Bote,
Werd' ich alles Grames los.
Jeder Abend loͤst und hüllet
Wohl ein Herz in ſanfte Ruh';
Aber keiner loͤst und fuͤllet
Und beſeligt, ſo wie Du!

Jeder Abend giebt dem Muüden
Wohl ein Scherflein, das ihm frommt;
Aber du, den ſüßen Frieden,
Der vom Himmel niederkommt.
Jene ſchließen, daß man's hehle,
Ihr Geſchenk in Schlaf und Nacht;
Aber du erweckſt die Seele
Und verherrlichſt deine Macht!

Glaub' ich doch, auf einem Sterne
Biſt du wohl ein jüngſtes Kind,
Und die Bruͤder ſammeln gerne,
Daß ihr Liebling ſich's gewinnt:
Und ſo kommſt du, zu bekraͤnzen,
Zu entbürden jeder Laſt;
Und, um himmliſcher zu glaͤnzen,
Giebſt du, was du Eig'nes haſt. —
Thorbecke.

Die beiden Ringe.

(Fortſetzung.)
Wohl ahnete Marie, durch das Schreiben des Vaters tief
ergriffen, daß er über Rodrigo Nachrichten zu geben habe,
von dem ſie ſeit ihrer Anweſenheit in Buchenau, auch nicht
eine Zeile erhalten, wie oft ſie auch Briefe fuͤr ihn, an
das vaͤterliche Haus, zur Beſorgung nach Spanien, geſandt
hatte. Wie erhoͤhete ſein Schweigen, uͤber das was ſie
ihm wiederholt mitgetheilt hatte, ihre Wehmuth, und wie
oft brach der muͤhſam verhaltene Schmerz, wenn ſie allein
war in Thraͤnen und laute Klagen aus, beſonders da, als
er nicht kam, wie ſie ſich dem Zeitpunkte nahte, wo ihr
Aufenthalt nach Ferneleben verlegt werden ſollte; und als
er dann, in den erſten Monaten ihres Dortſeyns, auch
nicht erſchien. — Ein ſchöner Hoffnungsſtern war mit die-
ſem Ausbleiben Rodrigo's, fuͤr Marien untergegangen.
„Sollte er ſie vergeſſen haben?“ Nein, dem Gedanken
mogte die Leidende nicht Raͤum geben! — HKonnte er ſich
entſchuldigen, oder wohl gar rechtfertigen? — Hatte er
letzteres etwa gethan, und war der beglückende Brief viel-
leicht ſchon in des Vaters Händen — oder — nein, nein!
das wäre zu viel — war er ſelbſt in H. und wollte die zu-
rückkehrende dort durch ſeine Anweſenheit freudig überra-
ſchen?“
Das Verlangen nach dem ehrwuͤrdigen Vater, der ſo
liebevoll auf die Heimkehr gedrungen, und nach Rodrigo,
 
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