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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 118-130 (Oktober 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0496

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nid 118. Sonnabend den 2. Oktober 18.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —

„So

O loͤſe,

er blinde Edward.

gluͤht dein Auge thraͤnenſchwer

Und ſeufzervoll die Bruſt! —

Iſt deine Mutter liebeleer,
Da du allein am dunkeln Meer
Betrauerſt den Verluſt;
Was deine Thraͤnen thauen,
O du mein zweites Herz!
Das wolle mir vertrauen,
Ich ahne deinen Schmerz.

lauſche, wie ſo dumpf und bang
„Des Meeres Woge tost,
„Ihr geiſterartiger Geſang
„Stimmt tief in meiner Seele Klang
„Und iſt mein einz'ger Troſt;
„Denn, ach, ein tiefer Kummer
„Umzog mich dieſe Nacht,
„Aus traͤumeriſchem Schlummer
„Bin ich zum Traum erwacht! —“

Edward, lieber Sohn,
Die Rathſelworte auf;
Wie iſt der Friede dir entflohn,

Wie ſtimmt der Woge dumpfer Ton
In deiner Thraͤnen Lauf?
O wolle hier verweilen
An Mutterbruſt geſchmiegt,
Den Schmerz ihr mitzutheilen,
Der dir im Buſen liegt.

Waffen, in dem Vaͤterſaal,
„Sie raſten Todten gleich;
„Mir iſt verſagt des Lichtes Strahl,
„Mich traͤgt kein Roß ins Schlachtenthal,
„Kein Schiff ins Fluthenreich.
„O köͤnnteſt du umgurten,
„Mit Waffen mich zur Schlacht,
„Dann flöhn des Buſens Bürden
„Zurück in tiefe Nacht. — “

iſt dein Weſen doch verwandt,
Verändert ganz dein Herz,
Sonſt hobſt du betend deine Hand,
Und jezt willſt du in Stahlgewand
Dich hüllen und in Erz;
O Edward, dieſes Waͤhnen
Verſcheuche weit zuruͤck,
Es ſuchen deine Thraͤnen
Gewiß ein anders Glück.
 
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