Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0356
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No 79-91 (Juli 1824)
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- Einband
- [Vorbemerkung]
- Inhalt
-
No 1-13 (Januar 1824)
-
No 14-25 (Februar 1824)
-
No 26-39 (März 1824)
-
No 40-51 (April 1824)
-
No 52-65 (Mai 1824)
-
No 66-78 (Juni 1824)
-
No 79-91 (Juli 1824)
-
No 92-104 (August 1824)
-
No 105-117 (September 1824)
-
No 118-130 (Oktober 1824)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
N
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Ni 84. Mittwoch den 14. Juli 1824.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſtrahlen.
3. Das Vogelpaar.
Unter meinem Dach
Wo ich einſam wohne manches Jahr
Baute ſtill ein Vogelpaar
Sich ein traut Gemach.
Fruͤh im Morgenſchein
Flattern ſie herbei und ſingen laut:
Haben uns ein Neſt gebaut,
Du nur bleibſt allein!
Wart, dies büßt ihr mir,
Neckt ihr mich und reitzet meinen Neid,
Schaff ich euch auch wohl ein Leid,
Jag euch fort von hier. —
Doch — dies thu ich nie,
Treibt nur ferner euern ſuͤßen Scherz,
Denn es ſpricht mein eigen Herz:
Mach es doch wie ſie!
a. Die Schweigende.
Du liebend ſtille Seele,
Die ſchweigend nimmt und gibt,
Die ohne Wort und Zeichen
So warm, ſo innig liebt.
Dein ganzes Seyn iſt Liebe,
Iſt ſtille Seelenruh;
Und wüßteſt du zu haſſen,
Nur ſchweigend wüßteſt du.
Dir ſchick ich in die Ferne
So manchen Gruß hinaus,
Doch wie ich dich verehre,
Nur Schweigen drückt es aus.
5. Der Glückliche.
Klein iſt mein ſtilles Haͤuschen,
Groß iſt der Liebe Macht,
Sie half es mir erbauen,
Haͤlt an der Pforte Wacht,
Bei Tag, bei ſußer Nacht.
Gar niedrig iſt die Kammer,
Hoch aber ſchlaͤgt die Fluth,
Die meinen Buſen ſchwellet;
Die Lieb iſt immer gut,
Und immer jung mein Muth.
Gering ſind meine Kraͤfte,
Doch mein Vertrauen groß; —
Du liegſt in meinen Armen,
Wir beid der Lieb im Schoos, —
Da bin ich ſorgenlos.
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Ni 84. Mittwoch den 14. Juli 1824.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſtrahlen.
3. Das Vogelpaar.
Unter meinem Dach
Wo ich einſam wohne manches Jahr
Baute ſtill ein Vogelpaar
Sich ein traut Gemach.
Fruͤh im Morgenſchein
Flattern ſie herbei und ſingen laut:
Haben uns ein Neſt gebaut,
Du nur bleibſt allein!
Wart, dies büßt ihr mir,
Neckt ihr mich und reitzet meinen Neid,
Schaff ich euch auch wohl ein Leid,
Jag euch fort von hier. —
Doch — dies thu ich nie,
Treibt nur ferner euern ſuͤßen Scherz,
Denn es ſpricht mein eigen Herz:
Mach es doch wie ſie!
a. Die Schweigende.
Du liebend ſtille Seele,
Die ſchweigend nimmt und gibt,
Die ohne Wort und Zeichen
So warm, ſo innig liebt.
Dein ganzes Seyn iſt Liebe,
Iſt ſtille Seelenruh;
Und wüßteſt du zu haſſen,
Nur ſchweigend wüßteſt du.
Dir ſchick ich in die Ferne
So manchen Gruß hinaus,
Doch wie ich dich verehre,
Nur Schweigen drückt es aus.
5. Der Glückliche.
Klein iſt mein ſtilles Haͤuschen,
Groß iſt der Liebe Macht,
Sie half es mir erbauen,
Haͤlt an der Pforte Wacht,
Bei Tag, bei ſußer Nacht.
Gar niedrig iſt die Kammer,
Hoch aber ſchlaͤgt die Fluth,
Die meinen Buſen ſchwellet;
Die Lieb iſt immer gut,
Und immer jung mein Muth.
Gering ſind meine Kraͤfte,
Doch mein Vertrauen groß; —
Du liegſt in meinen Armen,
Wir beid der Lieb im Schoos, —
Da bin ich ſorgenlos.