DOI Kapitel:
No 52-65 (Mai 1824)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0250
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 58. Sonnabend den 15. Mai 18.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Frühling.
Im Stüberzenter Dialekt.
Habs mei Lebtig gedenkt, vun alle flattriche Bube
Iſch der Frühling der ärgſt un voll vun hamliche Tücke,
Mant ers der glei nit ſou beiß, wie mancher, der Anre zu gut hot.
Werli, e pfiffigs Kamraͤdel! Er foppt viel hunnert uf aimol.
Paßt do hinner em Berg un thut, as wett er ich ſprünge.
Mant mer nit allebot, jez meß er forſchi un kumme?
S zukt em in Fuße un Haͤnn, im Köpfel un unner em Bruſttuch,
Ebbemal ruft er: Guckuck, as waͤrs e leibheftiger Vougel,
Un der dauſetſch nit wais, wers nor vum anre gelernt hot;
Eder er pfeift ſou fei, wie houch in de Wolke die Lerche;
Glabt mer nit, er ſey bei der Klane ſchau lang in der Lehr gweßt?
Un dernoh ſtrekter ſei Naͤſile vor un hopft in de Hecke,
Daß mer d'Aermiling ſicht, un ebbemol gar a e Füßel.
Eber ſel iſch der wohr: Er hot ſi gebuzt, wie e Engel,
Hot ſe Haͤrel, wie Gold, un feurige Age, as Demant.
Sageſch, er ſey ſchau verliebt; Geut eber e beiſes Exempel;
Dann er iſch jo noh ſou iung, as waͤr er erſt heut aus em Ei
gſchlupft.
Daß di, du winziger Kerl, wannt jez amme Maidel ſchau nohlefſt!
Hoſt noh kei Bart un leigſt di, wie d'Grouſte ſchau ufs kareſire?
Eber ſpeklirt er ſou hinnerem Berg, zum Poße, verſteiſt mi,
Thut er e Schrittling zwei eder drei; un denkt mer, er kumm jez
Enlich in Sprung, ſou hot er ſi alle mol wieder verſteckelt,
Weil en der Heßewind plogt. Un, ſott mers glabe, deſelle
Kann er ich gar nit vertrage. Glei ziegt er de groe Rocklor a
Sezt e Kaͤppile uf un drüber de flackriche Strouhut,
Daß en an d' Ohre nit friert, ſunſt kriegt er Schnupfe un
ö Zahnweih.
Mecht nor wiße, was d' Leut dort als mache, daß er ſou kalt iſch?
Heßewind hot mer nit gern am ganze Necker⸗ un Rheinſtrom.
Wannſch en nor bhalte thaͤte! Mei Seil, mer wotten en gern nit,
Daß er dem Buͤbile d' Haͤrling verzaußt un ſchloußt uf die Backel
Eber do ſchickeſch en her un megen en ſelber nit hebe.
No iſch eber der Fruͤhling kei Narr un ſchlupft in e Dachsloch,
Thut e wenigel Lab vor d' Ofning un lauert derhinner,
Ob ſi der Heßewind trollt, daß anre regire am Himmel.
Do iſch mei Schelmel nit faul un krabelt ich gſchwin aus em
Loch vor,
Buzt un ſauͤbert ſi wieder un ſegt: Den hab i der drakriegt!“
„Kummt er a noch emol her, was gilts, er kann mi nit finne!“
Eih mer ſi's eber verſicht, probirt er ſei Fachſe vun neuem,
Fängt wieder a, wu ers g'loſſt hot un ſpielt in de Büſche
Verſteckles.
„Alleweil kummt er, hot d'Fluͤglin ſchau uf“, ſou ruſe ſi d'Leut zu,
„Guckt! jez flattert er ruͤb?! — Jo, broßt die Molzeit! Er hot ich
All vor Narre un ſtellt ſi nor ſoͤu, wie in der Kumedi;
Mecht en Paar Minne, un fort, as wann en der Haͤmmerle
gjagt hett.
Meßt der drum nit glabe, daß er e beiſes Gemüth hot.
Sel iſch nit wohr. Es heb'nen e mol erlauert am Bergel
*
Nio 58. Sonnabend den 15. Mai 18.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Frühling.
Im Stüberzenter Dialekt.
Habs mei Lebtig gedenkt, vun alle flattriche Bube
Iſch der Frühling der ärgſt un voll vun hamliche Tücke,
Mant ers der glei nit ſou beiß, wie mancher, der Anre zu gut hot.
Werli, e pfiffigs Kamraͤdel! Er foppt viel hunnert uf aimol.
Paßt do hinner em Berg un thut, as wett er ich ſprünge.
Mant mer nit allebot, jez meß er forſchi un kumme?
S zukt em in Fuße un Haͤnn, im Köpfel un unner em Bruſttuch,
Ebbemal ruft er: Guckuck, as waͤrs e leibheftiger Vougel,
Un der dauſetſch nit wais, wers nor vum anre gelernt hot;
Eder er pfeift ſou fei, wie houch in de Wolke die Lerche;
Glabt mer nit, er ſey bei der Klane ſchau lang in der Lehr gweßt?
Un dernoh ſtrekter ſei Naͤſile vor un hopft in de Hecke,
Daß mer d'Aermiling ſicht, un ebbemol gar a e Füßel.
Eber ſel iſch der wohr: Er hot ſi gebuzt, wie e Engel,
Hot ſe Haͤrel, wie Gold, un feurige Age, as Demant.
Sageſch, er ſey ſchau verliebt; Geut eber e beiſes Exempel;
Dann er iſch jo noh ſou iung, as waͤr er erſt heut aus em Ei
gſchlupft.
Daß di, du winziger Kerl, wannt jez amme Maidel ſchau nohlefſt!
Hoſt noh kei Bart un leigſt di, wie d'Grouſte ſchau ufs kareſire?
Eber ſpeklirt er ſou hinnerem Berg, zum Poße, verſteiſt mi,
Thut er e Schrittling zwei eder drei; un denkt mer, er kumm jez
Enlich in Sprung, ſou hot er ſi alle mol wieder verſteckelt,
Weil en der Heßewind plogt. Un, ſott mers glabe, deſelle
Kann er ich gar nit vertrage. Glei ziegt er de groe Rocklor a
Sezt e Kaͤppile uf un drüber de flackriche Strouhut,
Daß en an d' Ohre nit friert, ſunſt kriegt er Schnupfe un
ö Zahnweih.
Mecht nor wiße, was d' Leut dort als mache, daß er ſou kalt iſch?
Heßewind hot mer nit gern am ganze Necker⸗ un Rheinſtrom.
Wannſch en nor bhalte thaͤte! Mei Seil, mer wotten en gern nit,
Daß er dem Buͤbile d' Haͤrling verzaußt un ſchloußt uf die Backel
Eber do ſchickeſch en her un megen en ſelber nit hebe.
No iſch eber der Fruͤhling kei Narr un ſchlupft in e Dachsloch,
Thut e wenigel Lab vor d' Ofning un lauert derhinner,
Ob ſi der Heßewind trollt, daß anre regire am Himmel.
Do iſch mei Schelmel nit faul un krabelt ich gſchwin aus em
Loch vor,
Buzt un ſauͤbert ſi wieder un ſegt: Den hab i der drakriegt!“
„Kummt er a noch emol her, was gilts, er kann mi nit finne!“
Eih mer ſi's eber verſicht, probirt er ſei Fachſe vun neuem,
Fängt wieder a, wu ers g'loſſt hot un ſpielt in de Büſche
Verſteckles.
„Alleweil kummt er, hot d'Fluͤglin ſchau uf“, ſou ruſe ſi d'Leut zu,
„Guckt! jez flattert er ruͤb?! — Jo, broßt die Molzeit! Er hot ich
All vor Narre un ſtellt ſi nor ſoͤu, wie in der Kumedi;
Mecht en Paar Minne, un fort, as wann en der Haͤmmerle
gjagt hett.
Meßt der drum nit glabe, daß er e beiſes Gemüth hot.
Sel iſch nit wohr. Es heb'nen e mol erlauert am Bergel
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