DOI Kapitel:
No 52-65 (Mai 1824)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0230
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 53. Montag den 3. Mai 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
.
Ierein!
Die Muſikbegleitung folgt noch in dieſem Monat.
Auf dem Altane hier,
Voll Grün und Sonnenlicht,
Bin ich halb froh mit mir,
Ganz, fuͤhl' ich, bin ich's nicht.
Was iſt der Menſch allein?
Mit Andern muß er ſeyn!
Holla, es klopft — Herein!
„Herr, außer Athem faſt
„Hat man mich hergejagt.
Mir macht ſie ſchwer die Laſt,
„Die Ihr wie Blumen tragt!“
Du bringſt vom alten Rhein 2
Hab' Dank und dies ſey dein!
Dir ruft man gern: Herein!
Ha koͤſtlich! jeder u!!
Wie Grün und Sonne gruͤßtl
Heil mir! ſchon iſt Beſuch,
Wo Herz und Mund genießt.
Was müßte dein Erfreu'n,
Rheinſohn, ſelbander ſeyn!
Und⸗wieder klopft's — Herein!
Dich ſchickt mein Stern hieher,
Freund, in den Freudenſtrauß!
Noch war mein Feſt mir leer,
Du kommſt, und füllſt es aus.
Nimm Platz zum Wein vom Rhein,
Zu Grün und Daͤmmerſchein!
Wer klopfen mag — Herein!
„Herr, eine Harf' iſt da!
Mir ward halb jung, halb ſcheu,
„Als ich die Harfe ſah —
„Die Harfnerin dabei!“
Die Harfnerin? Noch Wein!
Sie komm' und ſing' uns ein!
Es klopft — Herein! Herein! —
Thorbecke.
Die beiden Ringe.
(Fortletzung.)
Ferdinand war, in jenem fruͤhen Lebensalter, ſchon einer
der ſeltenen Menſchen, die mit vorzüͤglicher Geiſtesbildung
und ausgezeichneten Talenten, Beſcheidenheit und eine nie
zu befriedigende Neigung zum einfachen, nutzlichen, unab-
laͤſſigen Wirken verbinden, einer der Menſchen, welche
nie den ihnen von der Vorſehung angewieſenen Wirkungs-
kreis überſchreiten; aber, was in dieſem Kreiſe liegt, ganz
ſich zu eigen machen wollen! — die, ſtatt zu ſchwaͤrmen,
ruhig, feſt und ſicher handlen; — deren Geiſt und Gemüth
in jenem harmoniſchen Einklange ſteht, welcher ihr, und
Nio 53. Montag den 3. Mai 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
.
Ierein!
Die Muſikbegleitung folgt noch in dieſem Monat.
Auf dem Altane hier,
Voll Grün und Sonnenlicht,
Bin ich halb froh mit mir,
Ganz, fuͤhl' ich, bin ich's nicht.
Was iſt der Menſch allein?
Mit Andern muß er ſeyn!
Holla, es klopft — Herein!
„Herr, außer Athem faſt
„Hat man mich hergejagt.
Mir macht ſie ſchwer die Laſt,
„Die Ihr wie Blumen tragt!“
Du bringſt vom alten Rhein 2
Hab' Dank und dies ſey dein!
Dir ruft man gern: Herein!
Ha koͤſtlich! jeder u!!
Wie Grün und Sonne gruͤßtl
Heil mir! ſchon iſt Beſuch,
Wo Herz und Mund genießt.
Was müßte dein Erfreu'n,
Rheinſohn, ſelbander ſeyn!
Und⸗wieder klopft's — Herein!
Dich ſchickt mein Stern hieher,
Freund, in den Freudenſtrauß!
Noch war mein Feſt mir leer,
Du kommſt, und füllſt es aus.
Nimm Platz zum Wein vom Rhein,
Zu Grün und Daͤmmerſchein!
Wer klopfen mag — Herein!
„Herr, eine Harf' iſt da!
Mir ward halb jung, halb ſcheu,
„Als ich die Harfe ſah —
„Die Harfnerin dabei!“
Die Harfnerin? Noch Wein!
Sie komm' und ſing' uns ein!
Es klopft — Herein! Herein! —
Thorbecke.
Die beiden Ringe.
(Fortletzung.)
Ferdinand war, in jenem fruͤhen Lebensalter, ſchon einer
der ſeltenen Menſchen, die mit vorzüͤglicher Geiſtesbildung
und ausgezeichneten Talenten, Beſcheidenheit und eine nie
zu befriedigende Neigung zum einfachen, nutzlichen, unab-
laͤſſigen Wirken verbinden, einer der Menſchen, welche
nie den ihnen von der Vorſehung angewieſenen Wirkungs-
kreis überſchreiten; aber, was in dieſem Kreiſe liegt, ganz
ſich zu eigen machen wollen! — die, ſtatt zu ſchwaͤrmen,
ruhig, feſt und ſicher handlen; — deren Geiſt und Gemüth
in jenem harmoniſchen Einklange ſteht, welcher ihr, und