Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 71. Montag den 14. Juni 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Eine Mauthmyſtifikation.
Dem Kontrolor der, in dem jüungſten Lenze
fuͤr Handelsfreiheit zu des Landes Glück
neu aufgeſtellten, Mauth an unſrer Grenze
berichtet jüngſt in zuverlaͤͤßgem Ton,
mit Schadenfreude in dem Blick,
ein, auf der Meſſe ſchnuffelnder Spion:
„es komme heute noch zu Iſenburg
„ein grüner Wagen mit zwei Schimmeln durch,
„der faſt zwei Centner Pfeffer aufgeladen,
„und welchen ſicherlich der Mauth zum Schaden,
„man ihr nicht deklariren werde.“
Und richtig kamen gegen Mitternacht
mit grüner Kutſche ein paar weiße Pferde
abſichtlich ſpaͤt, ſo ſchien's, zur Station.
Der Koffer wird nun freilich aufgemacht,
doch bei der weitern Deklaration
des Pfeffers nicht mit einem Wort gedacht,
was graͤde unſerm Kontrolör
recht evident das Smuggeln macht.
Des Fangs gewiß, läßt er daher,
als ahm er nichts, den Wagen weiter fahren,
den einer von den Mauthkorſaren
auf ſeinen Wink vorm Dorfe arretirt,
und als verdächtig vor den Mauthner fuͤhrt.
Den Reiſenden, der höchlich ſich beſchwert
ob deſſen, was ihm eben wiederfaͤhrt,
ſchnauzt unſer Mauthner ziemlich derb nun an:
„man hat mir ſchon am Morgen kund gethan,
„daß in dem Wagen, der Sie fuhrt,
„an Pfeffer ſich faſt an zwei Centner finde;
„da Sie nun dieſen mir nicht deklaͤrirt,
„ſo zahlen für die Unterlaſſungsſünde,
„die unſre Mauthgeſetze niemals dulden,
„fuͤr jedes Pfund, das ſo Sie defraudirt,
„zur Strafe Sie nun ſo viel Gulden ꝛc.“
Indem er ihm die Käſtenſchlüſſel reicht,
hoͤrt man den Reiſenden jetzt laͤchelnd ſagen:
„daß ich mit keinem Loth in meinem Wagen
und gar mich mit zwei Centnern durch will ſchleichen,
„davon, Herr Mauthner! wird Sie leicht
„die ſtrengſte Unterſuchung uͤberzeugen.
„Man hat Sie wohl, wie mir die Sache ſcheint,
„ein wenig heut myſtifiziret:
ich nenne Pfeffer mich, mein guter Freund!
uUnd duͤrfte leicht zwei Centner wiegen,
„die allerdings mein Wagen mit ſich fuͤhret,
„doch bin ich eben nicht gemeint,
mich dem Tarif der Mauth damit zu fugen.“
ö Dr. G. D= n.
Nio 71. Montag den 14. Juni 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Eine Mauthmyſtifikation.
Dem Kontrolor der, in dem jüungſten Lenze
fuͤr Handelsfreiheit zu des Landes Glück
neu aufgeſtellten, Mauth an unſrer Grenze
berichtet jüngſt in zuverlaͤͤßgem Ton,
mit Schadenfreude in dem Blick,
ein, auf der Meſſe ſchnuffelnder Spion:
„es komme heute noch zu Iſenburg
„ein grüner Wagen mit zwei Schimmeln durch,
„der faſt zwei Centner Pfeffer aufgeladen,
„und welchen ſicherlich der Mauth zum Schaden,
„man ihr nicht deklariren werde.“
Und richtig kamen gegen Mitternacht
mit grüner Kutſche ein paar weiße Pferde
abſichtlich ſpaͤt, ſo ſchien's, zur Station.
Der Koffer wird nun freilich aufgemacht,
doch bei der weitern Deklaration
des Pfeffers nicht mit einem Wort gedacht,
was graͤde unſerm Kontrolör
recht evident das Smuggeln macht.
Des Fangs gewiß, läßt er daher,
als ahm er nichts, den Wagen weiter fahren,
den einer von den Mauthkorſaren
auf ſeinen Wink vorm Dorfe arretirt,
und als verdächtig vor den Mauthner fuͤhrt.
Den Reiſenden, der höchlich ſich beſchwert
ob deſſen, was ihm eben wiederfaͤhrt,
ſchnauzt unſer Mauthner ziemlich derb nun an:
„man hat mir ſchon am Morgen kund gethan,
„daß in dem Wagen, der Sie fuhrt,
„an Pfeffer ſich faſt an zwei Centner finde;
„da Sie nun dieſen mir nicht deklaͤrirt,
„ſo zahlen für die Unterlaſſungsſünde,
„die unſre Mauthgeſetze niemals dulden,
„fuͤr jedes Pfund, das ſo Sie defraudirt,
„zur Strafe Sie nun ſo viel Gulden ꝛc.“
Indem er ihm die Käſtenſchlüſſel reicht,
hoͤrt man den Reiſenden jetzt laͤchelnd ſagen:
„daß ich mit keinem Loth in meinem Wagen
und gar mich mit zwei Centnern durch will ſchleichen,
„davon, Herr Mauthner! wird Sie leicht
„die ſtrengſte Unterſuchung uͤberzeugen.
„Man hat Sie wohl, wie mir die Sache ſcheint,
„ein wenig heut myſtifiziret:
ich nenne Pfeffer mich, mein guter Freund!
uUnd duͤrfte leicht zwei Centner wiegen,
„die allerdings mein Wagen mit ſich fuͤhret,
„doch bin ich eben nicht gemeint,
mich dem Tarif der Mauth damit zu fugen.“
ö Dr. G. D= n.