Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0185
DOI Kapitel:
No 40-51 (April 1824)
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- Einband
- [Vorbemerkung]
- Inhalt
-
No 1-13 (Januar 1824)
-
No 14-25 (Februar 1824)
-
No 26-39 (März 1824)
-
No 40-51 (April 1824)
-
No 52-65 (Mai 1824)
-
No 66-78 (Juni 1824)
-
No 79-91 (Juli 1824)
-
No 92-104 (August 1824)
-
No 105-117 (September 1824)
-
No 118-130 (Oktober 1824)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
ö .....—
——
SDS
27
E=
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
20 42. Mittwoch den 7. April 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Mythologiſche Dichtungen. Tiefnaͤchtiges Schweigen
Bruͤtet über den Menſchenherzen,
Alle ſchlafen geſellig vereint,
Und des Heerdes heilige Gluth
Glimmt unter der Aſche.
Von Fritz Max Heßemer und Georg G. Gervinus.
I. Prometheus.
Verſoͤhnbar iſt — ö ö
Der Goöͤtter Zorn, Ich bin allein, —
Doch nicht der deine,
Zeus Kronion!
Drum muß ich leiden,
Dulden und tragen
Unendlichen Jammer;
Ich Unglückſeliger!
Gefeſſelt verſchmacht ich,
Gebunden die Arme,
Umklammert der Buſen,
Gehemmet die Kraft,
Die heilſam-wirkende.
Die Locken ſtarren
Im Reif des Morgens,
Unnennbar wuͤhlt der Schmerzʒ
In der heilenden Wunde;
— Doch ungetruͤbt, voll Vertrauen
Auf das ewigwaltende Schickſal
Schlaͤgt mein heiliges Goͤtterherz.
Allein nur wach
In der traͤumenden Schoͤpfung. —
Ich bin allein,
Einſam, meinen Leiden,
Meinem Schmerz uͤberlaſſen;
Doch das Bewußtſeyn
Meiner ewigdauernden
Goͤttlichen Werke
Haͤlt mich aufrecht,
Hebt mich empor,
Zeus, über deinen Zorn. —
Feſſeln konnteſt du mich,
Feſt mich in Bande ſchlagen;
Meinen Willen hemmen,
Konnteſt du nicht!
Nieder zu drücken den Muth,
Der allewig ſchafft,
Verſuche, du vermagſt es nicht!
Meine Stirne beugen konnteſt du,
Doch ſtets empor
Richtet mein Geiſt ſich gegen dich.
Finſter bedeckt iſt
Des Himmels Stirne,
——
SDS
27
E=
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
20 42. Mittwoch den 7. April 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Mythologiſche Dichtungen. Tiefnaͤchtiges Schweigen
Bruͤtet über den Menſchenherzen,
Alle ſchlafen geſellig vereint,
Und des Heerdes heilige Gluth
Glimmt unter der Aſche.
Von Fritz Max Heßemer und Georg G. Gervinus.
I. Prometheus.
Verſoͤhnbar iſt — ö ö
Der Goöͤtter Zorn, Ich bin allein, —
Doch nicht der deine,
Zeus Kronion!
Drum muß ich leiden,
Dulden und tragen
Unendlichen Jammer;
Ich Unglückſeliger!
Gefeſſelt verſchmacht ich,
Gebunden die Arme,
Umklammert der Buſen,
Gehemmet die Kraft,
Die heilſam-wirkende.
Die Locken ſtarren
Im Reif des Morgens,
Unnennbar wuͤhlt der Schmerzʒ
In der heilenden Wunde;
— Doch ungetruͤbt, voll Vertrauen
Auf das ewigwaltende Schickſal
Schlaͤgt mein heiliges Goͤtterherz.
Allein nur wach
In der traͤumenden Schoͤpfung. —
Ich bin allein,
Einſam, meinen Leiden,
Meinem Schmerz uͤberlaſſen;
Doch das Bewußtſeyn
Meiner ewigdauernden
Goͤttlichen Werke
Haͤlt mich aufrecht,
Hebt mich empor,
Zeus, über deinen Zorn. —
Feſſeln konnteſt du mich,
Feſt mich in Bande ſchlagen;
Meinen Willen hemmen,
Konnteſt du nicht!
Nieder zu drücken den Muth,
Der allewig ſchafft,
Verſuche, du vermagſt es nicht!
Meine Stirne beugen konnteſt du,
Doch ſtets empor
Richtet mein Geiſt ſich gegen dich.
Finſter bedeckt iſt
Des Himmels Stirne,