Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) (1824)

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

0 157. Freitag den 31. Dezember 1824.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit ö
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —

Lord Byron's Schwanengeſang.

Miſſolunghi den 30. Juni 1824.

An meinem 36. Geburtstage—.
Zeit iſt's mein Herz/ dein Stündlein ſchlägt!
Du wirſt gehaßt, was pochſt du noch?
Ob mich die Welt nicht liebend trägt,
— Ich liebe doch.

Mein Leben welkt wie falbes Laub;
Der Liebe Frucht und Blüthenſchein
Verweht, und wilden Kummers Raub,
Steh' ich allern! 5**

Hoffnung und Furcht, ein ganzes Heer
Von Leiden drängt und läßt mich nie;
Der Liebe Feſſeln laſten ſchwer —
Ich trage ſie!

Die Glut, ſo mir im Buſen gährt, —
Ein Scheiterhaufen, ein Vulkan,
Der nicht erwärmt, und nur verzehrt —
Flammt himmelan!

Doch iſt's nicht hier, es iſt nicht hier,
Daß mich gemeine Sorge ſchreckt,
Nicht / wo der Freiheit Siegspanier
Den Helden deckt.

Schwert, Banner und des Ruhms Geſild
Und Hellas winkt mir zu.

Spartanerheld, todt auf dem Schild,
Ich frei wie du!
Wach auf, — nicht Hellas, 's iſt ſchon wach —
Wach' auf, mein Geiſt, dich zu befrei'n!
Gedenk' der Väter frei von Schmach,
Und dann ſchlaͤg' drein!
Hinab zur Erde, Leidenſchart!
Unwürd'ge Mannheit! — Fühle groß!
Bekümpt' der Schönheit Zauberkraft,
Und reiß' dich los!
Klagſt du verlorner Ingend Zeit
Was lebſt du noch? Hier iſt das Land,
Da uns der Tod zu Helden weiht —
Reich' ihm die Hand!
Auf' wähl' das Beſte dir, dein Grab!
Soldatengrab, wo winkeſt du?
Schau um dich her — und ſteig' hinab
Zur ew'gen Ruh'.

Mittheilungen ö
über die Geſchichte und das Weſen der dramatiſchen Kunſt,
aus den Akten der Mannheimer Buͤhne.

Von Frhrn. v. Weiler.
Zweite Fortſetzung und Schluß.
Unter den mancherlei Kunſtfragen, die von dem dramati-
ſchen Ausſchuſſe geloͤſt wurden, iſt vielleicht folgende, ihrer
Populäritaͤt wegen, eine der intereſſanteſten: