Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 120. Mittwoch den 7. Oktober 18N.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
Friede und Segen den Hütten! —
dem echten Chriſtenthum! —
Morgenſtrahlen
von Fritz Max Heßemer.
Begüterte.
Da wohn' ich in dem eignen Haus
So ſtill und ſo vergnuͤgt,
Da treibt mich keiner mehr heraus,
Mir iſt dies Dach gefuͤgt.
Mein Feld ſo blüth⸗ und aͤhrenvoll
Durchwandel' ich ſo gern,
Die Flur reicht ihren Blumenzoll,
Die Lerche gruͤßt den Herrn.
Ich wünſche nichts und will nichts mehr,
Darf ich doch ſelig ſeyn;
Du, die begleitet mich hierher,
Auch du, auch du biſt mein!
27. Der
28. Der Beſchauende.
Einſt blickt' ich ſtill hinab in meine Bruſt,
Sie war von einem ſeltnen Glanz gelichtet;
Zuerſt ſah ich manch Denkmal aufgerichtet
Fuͤr jeden fruͤhen ſchmerzlichen Verluſt.
Und als ich weiter nun hinabgeſchaut,
Poch tiefer in die kaum erhellten Raͤume;
Da ſah ich eingeſargt die ſuͤßen Traͤume,
Die mich in Jugendtagen hoch erbaut.
Und als ich weiter noch den Blick gelenkt,
Sah ich mich ſelbſt in tiefem Todesſchlummer,
Noch in den Zügen jenen ſchweren Kummer,
Den feindlich mir die Welt ins Herz geſenkt.
29. Der innere Himmel.
An die Geliebte.
Eh mir dein Blick mein Schickſal zugewogen
War es im ſtillen Buſen tiefe Nacht,
Es war die Bruſt ein ſchwarzer Himmelsbogen,
Zuweilen nur von ferner Sternenpracht
Und Nebellichtern ahnungsvoll durchzogen.
Und als ich nun nach langen Daͤmmerungen
Mich ſchuͤchtern nahte deinem heil'gen Kreis,
Da hat ſich Morgenroth empor geſchwungen;
Das Licht begrüßend und zu deinem Preis
Hab' Morgenſtrahlen ich für dich geſungen.
Und als du nun in ſcheuem Niederbiegen,
Den Blick geſenkt, mir Liebe zugeſagt, ö
Da mußte ſchnell die Macht des Herzens ſiegen,
Das Morgenroth entſchwand, doch hat's getagt
Und eine Sonne iſt empor geſtiegen.
(Fortſetzung folgt.)
Nio 120. Mittwoch den 7. Oktober 18N.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
Friede und Segen den Hütten! —
dem echten Chriſtenthum! —
Morgenſtrahlen
von Fritz Max Heßemer.
Begüterte.
Da wohn' ich in dem eignen Haus
So ſtill und ſo vergnuͤgt,
Da treibt mich keiner mehr heraus,
Mir iſt dies Dach gefuͤgt.
Mein Feld ſo blüth⸗ und aͤhrenvoll
Durchwandel' ich ſo gern,
Die Flur reicht ihren Blumenzoll,
Die Lerche gruͤßt den Herrn.
Ich wünſche nichts und will nichts mehr,
Darf ich doch ſelig ſeyn;
Du, die begleitet mich hierher,
Auch du, auch du biſt mein!
27. Der
28. Der Beſchauende.
Einſt blickt' ich ſtill hinab in meine Bruſt,
Sie war von einem ſeltnen Glanz gelichtet;
Zuerſt ſah ich manch Denkmal aufgerichtet
Fuͤr jeden fruͤhen ſchmerzlichen Verluſt.
Und als ich weiter nun hinabgeſchaut,
Poch tiefer in die kaum erhellten Raͤume;
Da ſah ich eingeſargt die ſuͤßen Traͤume,
Die mich in Jugendtagen hoch erbaut.
Und als ich weiter noch den Blick gelenkt,
Sah ich mich ſelbſt in tiefem Todesſchlummer,
Noch in den Zügen jenen ſchweren Kummer,
Den feindlich mir die Welt ins Herz geſenkt.
29. Der innere Himmel.
An die Geliebte.
Eh mir dein Blick mein Schickſal zugewogen
War es im ſtillen Buſen tiefe Nacht,
Es war die Bruſt ein ſchwarzer Himmelsbogen,
Zuweilen nur von ferner Sternenpracht
Und Nebellichtern ahnungsvoll durchzogen.
Und als ich nun nach langen Daͤmmerungen
Mich ſchuͤchtern nahte deinem heil'gen Kreis,
Da hat ſich Morgenroth empor geſchwungen;
Das Licht begrüßend und zu deinem Preis
Hab' Morgenſtrahlen ich für dich geſungen.
Und als du nun in ſcheuem Niederbiegen,
Den Blick geſenkt, mir Liebe zugeſagt, ö
Da mußte ſchnell die Macht des Herzens ſiegen,
Das Morgenroth entſchwand, doch hat's getagt
Und eine Sonne iſt empor geſtiegen.
(Fortſetzung folgt.)