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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 26-39 (März 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0141

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I —

Rheiniſche Morgenzeitung fur gebildete Leſer.

Nio 32. Montag den 15. Maͤrz 1824.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

An
Frau Räthin Franziska Romana Serger, geb. Wallau.

Zum 9. März 1824.
Wie oft zur Zeit, wenn ſtill das Herz verſinkt
In ſeines Glüuͤckes hold verſchlung'ne Kreiſe — —
Ein Klang von außen, freundlich, Grußesweiſe,
Bekannt und fremd, zu uns hinüberdringt;
Sey's, daß die Windesharfe widerklingt,
Sey's, daß ein fernes Herz zu ſanftem Preiſe
Beſcheid'ne Zeichen ſucht, und geiſtig-leiſe
Sein ſchwebendes Gefühl den Freunden bringt:
So wag' ich mich zu jenem Hausaltar',
Um welchen heut' viel Glückliche ſich ſammeln,
Im Drang' der-Wünſche reden, liſpeln, ſtammeln —

Und bringe dies zum Namensfeſte dar.
Ein Hauch, ein Ton, dem Innerſten entſchwebet,
Er ſtört ja nicht, man goͤnnt ihm, daß er lebet.
Thorbecke.

—— — —————— — 222— —— —— — — —- ——8

Wer Gott vertraut, feſt auf ihn baut, wird. nim-
mermehr zu Schanden. ö
(Fortſfetzun g.)

Er ſah nun die entſtandene Leidenſchaft des Obriſten, zumal da
er ſchließen mußte, daß ſeine Tochter ihm ihre väterliche Ab-

ſtammung ſchon vertraut habe — als eine Fuͤgung des wal-
tenden Schickſals an, das Verlorengegangene wieder her-
vorzuziehen aus dem Dunkel der Zeit, und dem ſtill ſich
zu ergeben, dem alles Menſchenleben, Anfang und Ende —
wie ehedem dem furchtbaren Aides der Griechen — unter-
than bleibe. Und ſo beſchloß er, den Antrag des Obriſten
zu erwarten und ihm die Hand ſeiner Gertrude nicht zu
verweigern, da er ohnfehlbar ihr Herz und ihre innige
Liele ſchon beſitze. —
Traumann war über dieſe Meditation eingeſchlafen und
das erſte, was er beim Erwachen in der trüben Mor-
gendaͤmmerung erblickte, war — Orczamy knieend vor ſei—⸗
nem Bette, auf dem Gertrude noch angekleidet lag, ihre
Hand an ſeine Lippen drückend und ausrufend: Liebliche
Unſchuld, den Stürmen des Lebens Preis gegeben! Selige
Blume der Natur und des unverdorbenen Herzens! o
duͤrfte ich dich an meinem heißen Buſen bewahren, bis der
Herr aller Schickſale uns beide hinweg naͤhme aus dieſen
Wohnungen des Unfriedens! — Herr Obriſt! rief Trau-
mann und ſtand vor dem Erſchrockenen, denn dieſer hatte
ihn nicht in der Naͤhe geglaͤubt, das duͤrfen Sie! Nach
einem ſolchen Kampf und Streit mit ſich ſelbſt koͤnnen Sis
Ihre Beute nicht mehr zurückgeben! — Aber die Fahne
des Glaubens habe ich nicht erobert, entgegnete Orezamy,
indem Gertrude, unvermögend ſich aufzurichten, erwachte:
Und wie? ſetzte er hinzu, wenn ich nun wie Scipio den-
ken müßte? Gertrude, von der Hand des galiebten Ei-
retters angefaßt, ſaß jetzt auf dem Bette; ihre Blicke huh-
 
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