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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 66-78 (Juni 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0328

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S SSSSS
S. EEEE

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nio 77. Montag den W. Juni 18N.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Liedeines Ein amen. Ich lobe mir die Einſamkeit,
Der, Wahrheit ihre Fackel leiht.
Kann doch der Menſch da zu ſich kommen
Wann ſelbſt den Weiſen und den Frommen,
Der Wirbelſturm der Welt zerſtreut;
Drum lob' ich mir die Einſamkeit.

Ich lobe mir die Einſamkeit,
Vor allem, was das Herz erfreut.
Wenn tauſend' im Gewuͤhl des Lebens
Nach Ruhe haſchen — und vergebens,

Find' ich in ihr Zufriedenheit; Ich lobe mir die Einſamkeit,

Drum lob' ich mir die Einſamkeit. Die ſüße Unterhaltung beut.

Ich lobe mir die Einſamkeit Dort ſitzen ſie auf breiten Stůhlen

Die eitelm Tande Flucht gebeut. Umher zu gähnen und zu ſpielen

Da rennt man nicht nach Rang und Ehre, nd dahlen oft ſo lang I breit;

Als wenn es Goͤtternektar waͤre Drum lob' ich mir die Einſamkeit.

Und findet Gallenbitterkeit; Ich lobe mir die Einſamkeit, ‚
Drum lob' ich' mir die Einſamkeit. Die alle Fluten ſtillt der Zeit.

Ich lobe mir die Einſamkeit, Du lernſt in ihrem Schoos entbehren,

Die goldne Friedensblumen ſtreut. Wirſt nicht von Knipperdollingsheeren

Da donnert nicht Kantippens Lunge, ö Noch Oemagogenwuth bedraͤut;

Da trifft uns nicht der Hieb der Zunge Drum lob' ich mir die Einſamkeit.

Die flammend hau't und nie verzeiht; Ich lobe mir die Einſamkeit

Drum lob' ich mir die Einſamkeit. Die Freund' und Lieder mir — verzeiht.

Ich lobe mir die Einſamkeit, Hier hat die Habſucht nichts verloren,

Wo nie der Thorheit Saat gedeiht. Mich irrt kein Thor,Bich keinen Thoren,
Sie lehrt mich keine Schurken kennen, Kein Sykophant beweist und ſchreit;

Noch neue Modelaſter nennen, Drum lob' ich mir die Einſamkeit.

Ein Heer, das Gift und Seuche ſpeit; ö Ich lobe mir die Einſamkeit!

Drum lob' ich mir die Einſamkeit. Hier läßt der Duns mich ungeſcheut.
 
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