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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 79-91 (Juli 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0360

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nios 85. Sonnabend den 17. Juli 1824.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Huͤtten! —

Der Schwung des Nar 3.

Sonet t. ö
An Ludwig TDieck.
Es dehnt im heil'gen Scheine der Saphiren,
in ſanfter Liebes⸗Woͤlbung ſich ein Bogen,
ſo hell, daß wenn durch ihn auch Wolken zogen.
mit ſeinem Licht ſich ihre Schatten zieren.
Im luft'gen Reich wo Stürme frei regierem,
bezwingt allein der Aar die wilden Wogen,
und kühn zur Hoͤh' iſt er dem Horſt entflogen,
wenn ſeinen Blick des Bogens Strahlen ruͤhren.
In dem Pallaſte wo in buntem Prangen
viel tauſend Voͤlker auf die goldnen Flügel
des Aars hinſchaun, mit ſehnendem Verlangen:
Da ſtreben viele auf der Toͤne Schwingen
dem Aar zu folgen zu dem Strahlen-Hügel!;
doch bis zu ſeinem Licht kann keiner dringen.
Friedrich Graf Kalkreuth.

G hück im unghü ck.

ö (SFortſetzung.)
Leider um deſto ungünſtiger war das Glück in einer ähn-
lichen Gefahr dem Marquis. Etwa vier Wochen nach ie-

nem Vorfall ward er zu Fuß von einigen Infanteriſten
angegriffen, gegen die er ſich Anfangs mit Entſchloſſenheit
und Erfolg vertheidigte. Er ſtrebte, ſich einem Kavalle-
riepoſten zu naͤhern, von dem er Befreiung erwarten
konnte, ſobald dieſer ſeine gefahrvolle Lage erkannte.
Allein zum Unglück war der Boden mit kurzem glattem
Raſen bedeckt; der Marquis ſtrauchelte im Zurückweichen,
glitt aus, und fiel mit vernehmlichem Ausruf des Unmuths
auf ein Knie. „Er ſpricht franzöſiſch! es iſt ein Fran-
zoſe!“ ſchreit einer ſeiner Gegner. Es iſt ein Emigrant!
antwortete ein Andrer. „Laßt ihn entfliehen!“ rufen Alle
mit einer Stimme. Aber ach! ein blutgieriger Adjutant
hat in der Ebne die Gruppe bemerkt; er ſieht ſie zoͤgern,
und mit ſchadenfroher Ahnung ſprengt er hinzu. „Dieſer
Menſch iſt ein vornehmer Offizier!“ ruft er aus. Er iſt
euer Gefangner. Fort mit ihm zum Zelt des Repraͤſen-
tanten! — Das Detachement gehorcht in ſchmerzlichem
Schweigen.
Der Marquis wird vor den Repräſentanten geführt.
„Du biſt ein Emigrant!“ ruft ihm dieſer zu. „Ich bin
für jetzt nur ein Gefangener.“ — „Iſt dir dein Leben
lieb“? — „Weniger, als die Ehre.“ — „Es haͤngt nur
von dir ab, dich zu retten; leiſte der Republik den Eid,
und diene unter ihrer Fahne.“ — „Ich breche meinen
frühern Eid nicht.“ — „Im Namen des franzöſiſchen
Volks, thu', was ich dir befehle.“ — „Das Volk will den
 
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