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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 131-143 (November 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0572

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nio 137. Montag den 15. November 182.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit

dem echten Chriſtenthum! —

Friede und Segen den Hütten! —

Nach kIl

8 n 9 e.

1. Zwergenliebe.
3Zwerg.
Was ſchwebt hervor
im Nebelflor
aus feuchtem Grund?
Elfin.
Bin deine Braut,
ſo hold und traut
im Liebesbund.
Zweerg.
O komm' zu mir,
kann nicht zu dir
auf tiefem Fluß'.
Elfin.
Das Waſſer rollt,
die Mutter grollt
ob unſerm Kuß'.
Zwerg.
Du biſt ſo bleich —
Elfin.
Du wirſt nicht weich,
Bleibſt kalt und rauh. —

*
E

Im Morgenſchein
der Zwerg ward Stein
die Elfin Thau. ö

2. Wolkenreue.

Zwerg.
Wolken und Wind,
wie geht ihr geſchwind,
wo eilet ihr hin?
GWolten.
Ueber Land und Meer
fern fahren wir her,
weit wollen wir zieh'n.
Zwerg.
Wie Milch und Schnee
im blauen See,
wie ſtralt ihr ſo hell!
Wolken.
Den finſteren Berg
durchwühlet der Zwerg
ſo ſchneckenſchnell.

Zwerg.
Die Sonne beſtralt

euch toͤdtend, ihr fallt
in Thraͤnen herab

auf des Zwergen Grab.

3. Hiltebrants Tod.
Hiltebrant.

Jetzt lebe ich ſchon zweihundert Jahr',
mein Arm iſt ſchwach und weiß mein Haar,

Da ſuch' ich den lieben Herren mein,
ich fragte die Welt; wo mag er ſeyn?

Fort ritt er von mir auf ſchwarzem Roß,
ich ſah ihn nicht mehr, mein Leid iſt groß.

Verwittert ſteht Bern in Schutt und Graus,
die Helden ſchlafen in Todes Haus.

Die Zeit iſt aus, hoͤr' Dieterich mein,
bleib' ich denn auf dieſer Welt allein?

Dieterich.

Du warſt mir getreu in aller Noth,
ſey mir auch getreu im tiefen Tod.

Hiltebrant.
Ich höre dich aus der Erden Schooß
eroͤffne mir Herr dein Todtenſchloß!

*
* *

Der Berg ging auf und Hiltebrant
der alte Meiſter darein verſchwand.
 
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