Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nis 154. Sonnabend den 5. Dezember 1824.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel.! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
R eg en b o gen.
Von G. G. Gervinus.
5. Mein Leben.
Ich ſeh' ein Schifflein kämpfen
Auf unbeſchraͤnkter Fluth;
Den Schiffer möcht' ich kennen
Und ſeinen kühnen Muth.
Die Wogen, die's umzogen,
Die haben es begraben.
Wohl unbeſchränkt mein Streben,
Wohl iſt mein Leben Fluth:
Das Schifflein iſt mein Lieben,
Doch ungetrübt mein Muth.
Die Wogen, die's umzogen,
Die haben es begraben.
6. Der Himmel ein Grab.
Sie ſtieg herab aus Aethers Blau,
Wie Sternenkranz und Morgenthau,
Und kam zu mir, ein Traumgebild,
Wie ein Atom ſo zart und mild.
Ich kniete ſtill, voll ſüßem Weh,
Bei Roſenglut und Lilienſchnee, —
Sie kam; und ich ward lilienbleich,
Sie wie die Roſ' an Purpur reich.
Und die mein Lieben nie verſtand,
Und nie den Blick mir zugewandt,
Schließt mich in ihre Arme ein:
„Wir lieben uns, wie Engel rein!“
Da ſtieg herab des Aethers Blau
Mit Sternenkranz und Morgenthau,
Und ſank auf uns, ein weites Grab,
Voll holder Seligkeit herab.
Und ſie umkrönt der Sternenkranz,
Und ſie umſtrahlt der Sonnenglanz,
Der Mond erliſcht, es flieht die Nacht —
Ich war im Sonnenſtrahl erwacht! (F. f.)
2—— — — —24K4 — — — — — — ————
Salomon und Morolf (Markolph).
Eine ergoͤtzliche Erzaͤhlung,
mitgetheilt von Albert Schulz.
(Fortſetzung.)
Sechſtes Kapitel.
Zeigt, daß Morolf wahr geſprochen; worüber er in großen Haß
kommt.
Morolf fürchtete des Koͤnigs Zorn, denn er ſah nun wohl,
raß er ſeine ganze Gunſt verloren hatte, und entfloh eilig
Nis 154. Sonnabend den 5. Dezember 1824.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel.! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
R eg en b o gen.
Von G. G. Gervinus.
5. Mein Leben.
Ich ſeh' ein Schifflein kämpfen
Auf unbeſchraͤnkter Fluth;
Den Schiffer möcht' ich kennen
Und ſeinen kühnen Muth.
Die Wogen, die's umzogen,
Die haben es begraben.
Wohl unbeſchränkt mein Streben,
Wohl iſt mein Leben Fluth:
Das Schifflein iſt mein Lieben,
Doch ungetrübt mein Muth.
Die Wogen, die's umzogen,
Die haben es begraben.
6. Der Himmel ein Grab.
Sie ſtieg herab aus Aethers Blau,
Wie Sternenkranz und Morgenthau,
Und kam zu mir, ein Traumgebild,
Wie ein Atom ſo zart und mild.
Ich kniete ſtill, voll ſüßem Weh,
Bei Roſenglut und Lilienſchnee, —
Sie kam; und ich ward lilienbleich,
Sie wie die Roſ' an Purpur reich.
Und die mein Lieben nie verſtand,
Und nie den Blick mir zugewandt,
Schließt mich in ihre Arme ein:
„Wir lieben uns, wie Engel rein!“
Da ſtieg herab des Aethers Blau
Mit Sternenkranz und Morgenthau,
Und ſank auf uns, ein weites Grab,
Voll holder Seligkeit herab.
Und ſie umkrönt der Sternenkranz,
Und ſie umſtrahlt der Sonnenglanz,
Der Mond erliſcht, es flieht die Nacht —
Ich war im Sonnenſtrahl erwacht! (F. f.)
2—— — — —24K4 — — — — — — ————
Salomon und Morolf (Markolph).
Eine ergoͤtzliche Erzaͤhlung,
mitgetheilt von Albert Schulz.
(Fortſetzung.)
Sechſtes Kapitel.
Zeigt, daß Morolf wahr geſprochen; worüber er in großen Haß
kommt.
Morolf fürchtete des Koͤnigs Zorn, denn er ſah nun wohl,
raß er ſeine ganze Gunſt verloren hatte, und entfloh eilig