Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0548
DOI Kapitel:
No 131-143 (November 1824)
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- Einband
- [Vorbemerkung]
- Inhalt
-
No 1-13 (Januar 1824)
-
No 14-25 (Februar 1824)
-
No 26-39 (März 1824)
-
No 40-51 (April 1824)
-
No 52-65 (Mai 1824)
-
No 66-78 (Juni 1824)
-
No 79-91 (Juli 1824)
-
No 92-104 (August 1824)
-
No 105-117 (September 1824)
-
No 118-130 (Oktober 1824)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nio 131. Montag den 1. November 184.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
An die Grämlichen-
Unter rauhem Sturmgetoſe,
Unter wildem Wogentanz,
In des Meeres tiefem Schooße
Reift der Perle Lilienglanz.
Noch von manchen Sturmes Wüthen
Wird der Fruͤhling heimgeſucht.
Faͤllt auch manche ſeiner Bluͤthen,
Die, ſo bleibet, wird zur Frucht.
Rebenſaft, noch unvergohren,
Schmeckt erprobten Zechern ſchal,
Aus der Gährung wird geboren
Göttertrank zum frohen Mahl.
Moͤgt denn nicht die Stirne falten,
Waltet friſcher junges Blut;
Aus der Jugend keckem Walten
Reift des' Mannes weiſer Muth.
G. H. Liebenau.
Blanka und Iſabelle.
Hiſtoriſche Novellenach Legouvé.
Von Franz Frhrn. v. Keller.
(Sortſetzung.!]
Wie groß war der Schmerz, als Eliſabeth erfuhr, daß
man ſtatt ihrer den Ritter und ſeine Tochter gefangen
fortgefuͤhrt habe! Es reuete ſie tief eine Gaſtfreundſchaft
angenommen zu haben, die nun ihre Wohlthaͤter der größ-
ten Gefahr ausſetzte. Wie ſie nun von Blanka's edler
Lüge gar nichts wußte, und ſo den Grund der Gefangen-
nehmung ihrer Freunde nur darin waͤhnte, weil dieſe ihr
einen Zufluchtsort vergoͤnnt hatten, ſo war ſie in großer
Unruhe, auf welche Weiſe ſie etwas zu deren Rettung un-
ternehmen ſollte. Ihr erſtes Vorhaben war, ſich Heinrichen
zu entdecken, und ihm ihr Leben um den Preis der Frei-
heit ihrer Wohlthäter anzubieten, allein! war hier nicht
zu befürchten, daß, weit entfernt durch ſolches Geſtaͤndniß
die Freunde zu retten, ſie vielmehr ihr Verderben beſchleu-
nigte? denn, ſo lang ſie das Schweigen beobachtete, blieb
es noch im Zweifel ob Jene ſie wirklich aufgenommen haͤt⸗
ten; aber von dem Augenblicke ihres Geſtaͤndniſſes an waͤ⸗
ren ſelbe von der Thatſache uüberwieſen. In der Ungewiß-
heit nun, worin der Schrecken ſie warf, faßte ſie den
Entſchluß ſich nach Palermo zu verfuͤgen. Dort konnte ſie
Nio 131. Montag den 1. November 184.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —
An die Grämlichen-
Unter rauhem Sturmgetoſe,
Unter wildem Wogentanz,
In des Meeres tiefem Schooße
Reift der Perle Lilienglanz.
Noch von manchen Sturmes Wüthen
Wird der Fruͤhling heimgeſucht.
Faͤllt auch manche ſeiner Bluͤthen,
Die, ſo bleibet, wird zur Frucht.
Rebenſaft, noch unvergohren,
Schmeckt erprobten Zechern ſchal,
Aus der Gährung wird geboren
Göttertrank zum frohen Mahl.
Moͤgt denn nicht die Stirne falten,
Waltet friſcher junges Blut;
Aus der Jugend keckem Walten
Reift des' Mannes weiſer Muth.
G. H. Liebenau.
Blanka und Iſabelle.
Hiſtoriſche Novellenach Legouvé.
Von Franz Frhrn. v. Keller.
(Sortſetzung.!]
Wie groß war der Schmerz, als Eliſabeth erfuhr, daß
man ſtatt ihrer den Ritter und ſeine Tochter gefangen
fortgefuͤhrt habe! Es reuete ſie tief eine Gaſtfreundſchaft
angenommen zu haben, die nun ihre Wohlthaͤter der größ-
ten Gefahr ausſetzte. Wie ſie nun von Blanka's edler
Lüge gar nichts wußte, und ſo den Grund der Gefangen-
nehmung ihrer Freunde nur darin waͤhnte, weil dieſe ihr
einen Zufluchtsort vergoͤnnt hatten, ſo war ſie in großer
Unruhe, auf welche Weiſe ſie etwas zu deren Rettung un-
ternehmen ſollte. Ihr erſtes Vorhaben war, ſich Heinrichen
zu entdecken, und ihm ihr Leben um den Preis der Frei-
heit ihrer Wohlthäter anzubieten, allein! war hier nicht
zu befürchten, daß, weit entfernt durch ſolches Geſtaͤndniß
die Freunde zu retten, ſie vielmehr ihr Verderben beſchleu-
nigte? denn, ſo lang ſie das Schweigen beobachtete, blieb
es noch im Zweifel ob Jene ſie wirklich aufgenommen haͤt⸗
ten; aber von dem Augenblicke ihres Geſtaͤndniſſes an waͤ⸗
ren ſelbe von der Thatſache uüberwieſen. In der Ungewiß-
heit nun, worin der Schrecken ſie warf, faßte ſie den
Entſchluß ſich nach Palermo zu verfuͤgen. Dort konnte ſie