Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0226
DOI Kapitel:
No 52-65 (Mai 1824)
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- Einband
- [Vorbemerkung]
- Inhalt
-
No 1-13 (Januar 1824)
-
No 14-25 (Februar 1824)
-
No 26-39 (März 1824)
-
No 40-51 (April 1824)
-
No 52-65 (Mai 1824)
-
No 66-78 (Juni 1824)
-
No 79-91 (Juli 1824)
-
No 92-104 (August 1824)
-
No 105-117 (September 1824)
-
No 118-130 (Oktober 1824)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
utez,
V.
S
7²ιοἀ
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
ro 52. Sonnabend den 1. Mai 18N.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Knabe am Bache. Ging täͤglich nach dem Vache
Im Abendſonnenſtrahl,
Es ſaß ein holder Knabe Drückt's Veilchen an den Buſen
An einem klaren Bach, Und küßt es tauſendmal.
Und ſah ſo ſtill und ruhig Und wie bei ſeinem Veilchen
Dem Spiel der Wogen nach. Er oft am Bache war;
Da ſchwamm manch ſchönes Blümchen So fand man eines Morgens
Die Silberwellen hin, Entſeelt das treue Paar.
Doch ließ er alle ſchwimmen, Die Seelen flohen jauchzend
Doch ließ er alle ziehn. Zum freien Himmel auf:
Bis daß ein ſanftes Veilchen ö Die Treuen deckt ein Hügel
Ganz ſtill vorüͤber ſchlich, Und Veilchen blühen d'rauf.
Da ſtuͤrzt er in die Wellen Chriſtian Bork.
Und holt das Veilchen ſich. ——— —— ———— — ——————
Und drückt es heiß und innig Die beiden Ringe.
An ſeine warme Bruſt ( —
ö ortſetzun g.)
Mi. ungerrübter Luſl. ſeiner Hr. Bernhard hatte in jener, allen Patrioten (noch im An-
denken, wie viel mehr denn nicht in der Gegenwart) ſcheuß-
Sah dann noch manches Blüͤmchen lichen Despotismusperiode, den innigſten Antheil genom-
Den Bach hinunter zieh'n men an dem unglücklichen Schickſale ſeiner geliebten Va-
Doch lie er alle ſchwimmen, ö terſtadt. Ganz in ſein Haus zuruͤckgezogen, lebte er damals,
Doch ließ er alle zieh .n. kein neues Geſchaͤft unternehmend, (welches ja nur Unheil
Sein Veilchen war ihm alles, bringen konnte) und die Ruhe blos dazu benutzend, alles
War ſeine Seligkeit; Alte völlig zu ordnen und aufzuraͤumen. — So oft ihm
Er liebt es treu und innig, ſeine, von den Drangſalen der Zeit ebenfalls tiefergriffene
Mit reiner Zäaͤrtlichkeit. Tochter, anliegen mochte: Alles zu veraͤußern, und in einer
V.
S
7²ιοἀ
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
ro 52. Sonnabend den 1. Mai 18N.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Der Knabe am Bache. Ging täͤglich nach dem Vache
Im Abendſonnenſtrahl,
Es ſaß ein holder Knabe Drückt's Veilchen an den Buſen
An einem klaren Bach, Und küßt es tauſendmal.
Und ſah ſo ſtill und ruhig Und wie bei ſeinem Veilchen
Dem Spiel der Wogen nach. Er oft am Bache war;
Da ſchwamm manch ſchönes Blümchen So fand man eines Morgens
Die Silberwellen hin, Entſeelt das treue Paar.
Doch ließ er alle ſchwimmen, Die Seelen flohen jauchzend
Doch ließ er alle ziehn. Zum freien Himmel auf:
Bis daß ein ſanftes Veilchen ö Die Treuen deckt ein Hügel
Ganz ſtill vorüͤber ſchlich, Und Veilchen blühen d'rauf.
Da ſtuͤrzt er in die Wellen Chriſtian Bork.
Und holt das Veilchen ſich. ——— —— ———— — ——————
Und drückt es heiß und innig Die beiden Ringe.
An ſeine warme Bruſt ( —
ö ortſetzun g.)
Mi. ungerrübter Luſl. ſeiner Hr. Bernhard hatte in jener, allen Patrioten (noch im An-
denken, wie viel mehr denn nicht in der Gegenwart) ſcheuß-
Sah dann noch manches Blüͤmchen lichen Despotismusperiode, den innigſten Antheil genom-
Den Bach hinunter zieh'n men an dem unglücklichen Schickſale ſeiner geliebten Va-
Doch lie er alle ſchwimmen, ö terſtadt. Ganz in ſein Haus zuruͤckgezogen, lebte er damals,
Doch ließ er alle zieh .n. kein neues Geſchaͤft unternehmend, (welches ja nur Unheil
Sein Veilchen war ihm alles, bringen konnte) und die Ruhe blos dazu benutzend, alles
War ſeine Seligkeit; Alte völlig zu ordnen und aufzuraͤumen. — So oft ihm
Er liebt es treu und innig, ſeine, von den Drangſalen der Zeit ebenfalls tiefergriffene
Mit reiner Zäaͤrtlichkeit. Tochter, anliegen mochte: Alles zu veraͤußern, und in einer