Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) (1824)

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

8 14. Sonnabend den 4. Dezember 182.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Hütten! —

R e g en b o g en

Von G. G. Gervinus.

Zart Gedicht, wie Regenbogen,
Wird nur auf dunklen Grund gezogen!
Goethe.

1.

So oft du, o mein Genius, mich umwunden,
Und an die frohbelebte Bruſt geſchloſſen,
War ich, wie du, von Heiterkeit umfloſſen
Und Sonnenlicht in meinen Lebensſtunden;

Doch wenn du aus dem Herzen mir geſchwunden,
Erſtarben auch die ſchnell genaͤhrten Sproſſen,
In Thraͤnen war ich zagend hingegoſſen,
Denn Thraͤn' iſt alles, was ich je empfunden!

So lag mein Leben zwiſchen Leid und Wonne,
Ein duldſam Sehnen in dem kleinen Raume,
Und ſchwebend zwiſchen Morgenthau und Sonne:

Oft hatte ſich im regen, wachen Traume
Ein Meteor, gleich einem Regenbogen,
In düſt'rem Gluͤhroth druͤber hingezogen!

ö 2. Der Zw i ſt.
Ich hatt' ihr jüngſt ein Roschen weggenommen,
Das ſie mir nicht in Liebe geben wollte,

Zwölf Monden waren den B
hingeſchwunden. Der Her

Doch war mir bald die heit're Bruſt beklommen,
Als ich bemerkte, daß ſie drüber ſchmollte. —
Da ging ich traurig und mit kurzem Schritte
An ihren Stuhl und ließ mich bei ihr nieder,
Und ſprach: „das Roͤschen laſſe mir, ich bitte,
Man giebt nicht Alles, was man wegnimmt, wieder.“
Ich fügte zu dem ſchon begang'nen Raube

Den zweiten, ſchnell ihr einen Kuß zu nehmen;

Sie gab ihn wieder — ſah mich an — ich glaube —
Um mich und meine Aeuß'rung zu beſchaͤmen!
Da war ich unwillkührlich aufgeſprungen,
Die ſchoͤne Roſe ihr zurückzugeben,
Doch hielt mich ſchon ihr holder Arm umſchlungen,

Indeß ihr Thraͤnen mild im Auge beben.
ö (Fortſetzung folgt.)

2—— —ͤ— 2——— —.— — — — —22 ——
I 5

Der unbekannte Freund-

Ein Phantaſieſtück
von Johaln Gabriel Seidl.

(Fortſetzung.)
8.
eglückten auf der Inſel da-
bſt fand ſich wieder ein, und mit

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