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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

DOI Kapitel:
No 92-104 (August 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0412

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nro 98. Montag den 16. Au guſt 1824.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit

dem echten Chriſtenthum! —

Friede und Segen den Hütten! —

Eigenhändige Denkwürdigkeiten
des
D. Auguſtin Iturbide, Exkaiſers von Mexiko.

(Schluß des erſten Abſchnitts.)

Angeſtellt durch das Gutachten der einflußreichſten Maͤn⸗
ner Mexiko's, ſah General Iturbide eine Armee um ſich
verſammelt, welche den ſonderbaren Titel einer Armee
der drei Gewährleiſtungen annahm, weil ſie ge-
ſchworen hatte, die Religion, die Unabhängigkeit und die
Union, als die drei großen National-Vortheile zu ver-
theidigen. Der Plan, oder vielmehr die Darſtellung der
von Iturbide bekannt gemachten Grundgeſetze, proklamirte
die Unabhaͤngkeit des Spaniſch-Mexikaniſchen Reichs,
und berief den König Ferdinand auf den Thron, in
deſſen Ermangelung aber wurden nach dem Geſetz einer
legitimen Erbfolge die Infanten Don Carlos, Don Fran-
zisko und der Prinz von Lucca berufen. Eine Abgeſandt-
ſchaft ſollte dem Koͤnig von Spanien eine Denkſchrift über-
reichen, welche die politiſchen Nothwendigkeiten auseinan-
derſetzte, die dieſe Maasregel erheiſchten, und wenn der
König zu kommen abſchlüge, ſollte er gebeten werden durch
ſein Anſehen ins Mittel zu treten, und ſtatt ſeiner einen
der Infanten zu ſchicken. Indeſſen ſollte Mexiko durch

eine Verſammlung, ſowohl hinſichtlich ihrer Tugenden, als

ihres Rangs, Reichthums und Einfluſſes ausgezeichneter
Maͤnner regiert werden. Die ſpaniſchen Truppen wurden
in den ehrenvollſten Ausdrucken erſucht das Gebiet zu ver-
laſſen.
Wenn man bedenkt, daß dieſer Plan inmitten der erbit-
tertſten Faktionen, in Gegenwart einer republikaniſchen
oder anarchiſchen Partei und ohne Unterſtuͤtzung der euro-
paͤiſchen Truppen ausgeführt und entworfen wurde, ſo muß
man geſtehen, daß ſein Verfaſſer und Vollſtrecker, weder
ein Mann ohne Verdienſt, noch ein ſchlechter Staatsbürger
ſeyn konnte. Welchen groͤßern Vortheil konnte er unter
ſolchen Umſtaͤnden fuͤr die Rechtmäßigkeit der Sache er-

halten? Man hat behauptet, er ſey nicht aufrichtig gewe-

ſJzen, und habe dieſen Thron, auf welchem er nur zum
Schein einen Bourbon rief, der, um ihn zu beſteigen,
nicht kommen konnte, nur fur ſich allein errichtet. Und
warum haͤtte es denn einem Infanten von Spanien un-
moͤglich ſeyn ſollen, der Wachſamkeit der Cortes zu entge-
hen, um ſich auf den Thron des Montezuma zu ſetzen?
Die Cortes von Madrid waren es, welche Iturbide auf
einen Thron erhoben, den zu beſteigen er wahrſcheinlich
nicht beabſichtigt hatte. Der zwiſchen den Anfuͤhrer der
Mexikaner und dem ſpaniſchen General Odonoju errichtete
Traktat wurde gebieteriſch von dieſer Verſammlung ver-
worfen, indem ſie zu gleicher Zeit erklaͤrte, daß ſie auf
keine Art und Weiſe die Unabhaͤngigkeit der Amerikaner
 
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