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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

DOI Kapitel:
No 52-65 (Mai 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0246

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W

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Nio 57. Mittwoch den 12. Mai 183.

N — W

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Einem Brautpaar im Mai.

Stimme.
Der Mai bringt friſche Roſen dar,
Die Roſe ſchmückt der Jungfrau Haar
Und Niemand weiß im grünen Mai,
Was Roſe, noch was Liebe ſey.
Chor.
Denn was da blüh't, iſt Roſ' im Mai!
ö Stimme.
Der Mai, der holde Mai erhellt
Nach Winters Leid die ſchöͤne Welt,.
Und Niemand weiß im grünen Mai,
Was einſam Leid und Sehnen ſey.
Chor.

Denn Lieb und Treu frohlockt im Mai.

Stimme.
Der Mai bringt friſche Blüthen viel;
Die Liebe iſt des Maien Spiel,

Und Niemand weiß im grünen Mai,

Was Bluthe, noch was Liebe ſey.
Chor.

Denn was da bluͤh't, das liebt im Mai.

Stimme.
Der Mai bringt dir, du theures Paar,
Der Bluthen allerſchoͤnſte dar.

Wohl wißt ihr Zwei im grünen Mai,
Wie ſelig Lieb' und Treue ſey.
Chor.
Denn eure Lieb kroͤn't heut der Mai.

2—.—.2—— — — — —— — —.. — — ——— ——

(ortſetzung.)
„Nein mein Vater, das nicht“ bat Ferdinand freundlich und
dringend: „keinen Zwang für Marie: denn Zwang waͤre
ihr des Scheidenden leiſeſter Wunſch. — Aber eines ver-
ſpreche ich: treu will ich für ſie ſtreben und ſorgen und
handeln. — Und ſollte ſie es einſt anerkennen, ſollte ſie,
früh oder ſpaͤt, durch eignen freien. Entſchluß beſtimmt,
mir den einzigen Lohn gewaͤhren, auf welchen all' mein
Sehnen und Wünſchen gerichtet iſt: — ſollte ſie das: mich
wird ſie frei von jedem, uns trennenden Bande finden. —
Sollte ſie das nicht: wuͤrde, was Gott verhuͤte, Marie
vielleicht gar eines anddrn Mannes Gattin: — wohl waͤre
dann auf immer jede Freude des Lebens fuͤr mich, den
Verſtoßenen, dahin; und tief wuͤrde ich um die Verlorne
trauern: aber die Freundſchaft, welche von oben ſtammt,
die ſich bewaͤhrt durch That und treue Anhaͤnglichkeit und
Sorge um das Heil der Geliebten — dieſe bleibt, wie
meine höchſte Verehrung — ihr, der Einzigen, ſo lang'

ich athme.“
 
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