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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 105-117 (September 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0484

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

ro 116.

Montag, den Y. September 184.

Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! — Friede und Segen den Huͤtten! —

Das eheſtiftende Bad.

(Sch hu 5.) ö
Deſto beſſer ſchlief der Baron im Schloß des erreichten
Gluͤcks. Der Bediente nur war Zeuge des naͤchtlichen Getuͤm—
mels geweſen, und hielt es, ſeiner Meinung nach, allzuwich-
tig, um ſeinen Herrn nicht noch vor Tage mit der Neuigkeit
zu wecken. Dieſer fuhr lebhaft in die Hoͤhe — und rief ein-
mal uͤber das andere: um meine Braut? Kleider her!
Er warf ſich hinein, und mit der Sonne zugleich trat er
auf den Kampfplatz, wo er nicht allein die Kaͤmpfer, ſondern
eine Menge Zuſchauer fand. Von weitem rief er ſchon ein lautes
Halt! ob es zwar nicht Gefahr hatte, denn man war noch in
den lebhafteſten Debatten uͤber die Diſtanze, — und die Un-
kundigſten die, wie es immer zu geſchehen pflegt, am erſten
üͤber Dinge abſprechen, welche ſie nicht verſtehen — behaup-
teten, dieſe Zwei koͤnnten und wuͤrden ſich nicht ſchlagen.
Das Halt aber brachte vollends die langſame Unterhand-
lung in Stocken; —, die Sekundanten, darunter der Dichter
ſich als der erſte befand, vermochten nicht den abgeriſſenen
Faden wieder anzuknuͤpfen. Der Baron ſprach gleich ſehr leb-
haft: ein Irrthum muͤſſe in der Sache abwalten, denn Graͤ⸗
fin Anna ſey ſeine Braut, und keiner dieſer beiden Herrn

habe ein Recht an ſie. Ehe er noch ausgeredet, lagen ſie ein-
ander ſchon in den Armen, obgleich dieſer Deus ex Machina
die presumtive Beleidigung gar nicht aufhob, ſo kam
doch uͤber die Schnelligkeit des Friedensſchluſſes gar kein Kriegs-
gedanke mehr auf. Aber der Dichter ſah ſich nun perſoͤnlich
auf andere Weiſe in die Sache verwickelt, ſo daß er gern ein
Poſſenſpiel aufgab, das hoffnungslos beendigt ſchien.
Er trat zum Baron und ſprach im ernſten Tone: Wenn
Sie hier oͤffentlich die Graͤfin Anna zu ihrer Braut erklaͤren,
ſtehe ich hier und fordere Rechenſchaft fuͤr ein Maͤdchen, dem
Sie Hand und Herz angelobt — Philippine — ſoll ich ihren
Namen ganz ausſprechen? —
Nein, rief der Baron; ich bin bereit der Ehre zu er-
weiſen, welche ich geliebt, und will nicht wiſſen, wer mein
Gegner iſt, denn beide werde ich nach dieſer Stunde lebend
oder ſterbend nicht wiederſehen, weil mich neue Pflichten bin-
den. Nun wohl! Hier ſind Waffen, ſprach ſein Gegner, waͤh—
len Sie! — 4
Die ſchaͤrfſten, die beſten! rief der Baron im vollen Stolz
ſeines Adels; und bewundernd reichten ihm die abziehenden
Ritter die Degen hin; aber er griff nach den Piſtolen, als
beide verzoͤgernd ſie verweigerten.
Her damit, ſagte der Baron; ſie aber ſtellten vor: die
 
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