Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0029
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Heft. 1
DOI article:Stoermer, Curt: Paula Modersohn
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PAULA MODERSOHN
Äbb. 3. PAULA MODERSOHN, Stilleben Bepfeer: Herr V. Garvens, Hannover
mit Leuchter und Kette. Ca. 1903
heit von Natur und Kunft, zum Duft der Erde, zu diefer Farbe und der Bewegung
von Ding und Atmofphäre ineinander ift nicht angeboren. Es ift ein weiter, arbeits-
reicher Weg dahin.
Im Jahre 1900 ging Paula Moderfohn nach Paris und lebte fortan abwechfelnd in
Paris und in Worpswede. Sie bildete für fich ein ganz perfönliches Verhältnis zur
neuen franzöfifchen Malerei heran. Nur eingehend auf das Bewegliche franzöfifchen
Geiftes, fah fie hinter der Erfcheinung von Kunft und Menfch das Pfgchologifche, das
Temperament. Und weil fie fo auf ganz menfchlichen Wegen zur Kunft ging, kamen
ihr auch die feinften Unterfchiede fpontan zum Bewußtfein, zu einem bald herrifchen,
bald demütigen Bewußtfein, wie es Frauen und Künftlern eigen ift. Hiervon erzählen
ihre Aufzeichnungen. Sie lernte Cottet und Lucien Simon kennen und hatte für beide,
befonders für erfteren, eine große Verehrung, was uns Wunder nimmt, da beide gut
mittelmäßige Maler find. Mit Cezanne und van Gogh fcheint fie fich wenig berührt
zu haben, zu mindeft berichten ihre Aufzeichnungen faft nichts von beiden und auch
irgendwelche künftlerifchen Einflüffe find fchwer feftzuftellen. Merkwürdig aber ift ihre
frühe Begeiferung für Böcklin. Es war nicht das Romantifche der Novelliftik, das fie
anlockte, vielmehr Jene feine künftlerifche Ehrlichkeit, die Böcklin manchmal zeigt, eine
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Äbb. 3. PAULA MODERSOHN, Stilleben Bepfeer: Herr V. Garvens, Hannover
mit Leuchter und Kette. Ca. 1903
heit von Natur und Kunft, zum Duft der Erde, zu diefer Farbe und der Bewegung
von Ding und Atmofphäre ineinander ift nicht angeboren. Es ift ein weiter, arbeits-
reicher Weg dahin.
Im Jahre 1900 ging Paula Moderfohn nach Paris und lebte fortan abwechfelnd in
Paris und in Worpswede. Sie bildete für fich ein ganz perfönliches Verhältnis zur
neuen franzöfifchen Malerei heran. Nur eingehend auf das Bewegliche franzöfifchen
Geiftes, fah fie hinter der Erfcheinung von Kunft und Menfch das Pfgchologifche, das
Temperament. Und weil fie fo auf ganz menfchlichen Wegen zur Kunft ging, kamen
ihr auch die feinften Unterfchiede fpontan zum Bewußtfein, zu einem bald herrifchen,
bald demütigen Bewußtfein, wie es Frauen und Künftlern eigen ift. Hiervon erzählen
ihre Aufzeichnungen. Sie lernte Cottet und Lucien Simon kennen und hatte für beide,
befonders für erfteren, eine große Verehrung, was uns Wunder nimmt, da beide gut
mittelmäßige Maler find. Mit Cezanne und van Gogh fcheint fie fich wenig berührt
zu haben, zu mindeft berichten ihre Aufzeichnungen faft nichts von beiden und auch
irgendwelche künftlerifchen Einflüffe find fchwer feftzuftellen. Merkwürdig aber ift ihre
frühe Begeiferung für Böcklin. Es war nicht das Romantifche der Novelliftik, das fie
anlockte, vielmehr Jene feine künftlerifche Ehrlichkeit, die Böcklin manchmal zeigt, eine
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