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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft. 1
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Stoermer, Curt: Paula Modersohn
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0031

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PAULA MODERSOHN

Äbb. 5. PÄULfl MODERSOHN, Bepfeer: Herr Heinrich Vogeler, Worpswede

Stilleben mit gelbem Napf. 1906

einer leicht fließenden, geberifchen Kultur, wie fie der Kunft etwa Monets und Degas’
zugrunde liegt. Paula Moderfohn ift als Kunft ein ganz germanifcher Stil. Wie ftark
ift ihre Verwandtfchaft mit alten deutfchen Meiftern, z. B. Holbein. Man könnte pe
als letjte in jene Entwicklung neuer deutfcher Malerei einreihen, aus der ich als Bei-
fpiele nenne: Leibi, Karl Schuch und Trübner. Aber gerade ihr war es Vorbehalten,
uns den ftarken Realismus, der einer großen germanifchen Zeitftrömung, einer elemen-
taren Evolution entfprang, in eine hohe ftiliftifche Form zu überfetjen.

Paula Moderfohn kannte die Infpiration eines neuen Bildftils. Ihr Leben lang hat
fie ihn gefucht in den vielen köftlichen Studien, die fie hinterließ. Sie vereinigte die
Farbe der Natur auf einige Komplexe von großer Schlichtheit, und es gehört zu den
Wundern ihrer Kunft, wie fie diefe mit malerifchem Ausdruck belebte. Nur feiten
kommt diefem Suchen nach plaftifcher Modulation die Kontur zu Hilfe. Sie hatte in
diefem Sinne die entgegengefejjte Anfchauung von van Gogh. Und diefes Beifpiel ift
fehr lehrreich. Während diefer den Ausdruck fucht für die Bewegung der Atmofphäre
in und über den Dingen und zu einer atmofphärifchen Zeichnung und Pinfelführung
gelangt, geht Paula Moderfohn über dies analyfierende Trachten hinweg. Auch pe malt

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