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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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2. Heft
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AUSSTELLUNGEN

Hände des Mannes auf dem zarten Frauenkörper
gemalt find, von ganz befonderem an Rubens
erinnernden Reiz. Außer diefen Bildern find
noch zahlreiche Landfchaften, Stilleben und Por-
träts — hierunter befonders ein Bildnis „Mein
Ohm“ und ein „Selbftporträt“ hervorzuheben —
zu fehen, in denen die großen malerifchen Qua-
litäten des Kiinftlers, der erft vor kurzem eine
fchwere Krankheit überftanden hat, in gleicher
Frifche wie bisher hervortreten. —n.

MÜNCHEN Im KUNSTVEREIN ift zurzeit
eine fehr beachtenswerte Privatfammlung fpa-
nifcher Gemälde und Plaftiken zu fehen.
Vertreten find die Schule von Cordoba des
15. Jahrhunderts mit einer Kreuzigung. Aus
dem fpäten 15. Jahrhundert ftammt eine hl. Fa-
milie mit anbetendem Dominikanermönch und
darüber der Gnadenftuhl. Unter niederländifchem
Einfluß fleht eine Madonna mit Kind aus der
gleichen Zeit. Valencianifch aus dem 16. Jahr-
hundert ift eine Madonna mit Heiligen. Greco
fleht nahe eine Madonna mit Kind. Ein fehr
wertvolles Frühwerk von Zurbaran ift ein großer
Chiiftus am Kreuz. Von einigen anderen Bildern
abgefehen find dann noch befonders zu nennen
zwei Werke von G. Lucas, eine (fignierte) Epifode
aus der maurifchen Gefchichte und einer Genre-
fzene.

Im Obergefchoß zeigt 0. Hierl Deronco ver-
fchiedene Porträts des Papftes Pius und der
Kardinäle Merry del Val und Rampolla. Als
Kunftwerke find diefe Bilder kaum zu genießen,
namentlich nicht neben der fchönen Kollektivaus-
flellung von Werken des nunmehr verflorbenen
H. v. Bartels, in der befonders die fpätere
Zeit fehr gut vertreten ift.

* *

*

Die Kunfl Kandinskys, der in der MODER-
NEN GALERIE THANNHÄUSER eine Kollektiv-
ausflellung gewidmet ift, ift ein Experiment, das
man troß aller Verfuche fie literarifch zu doku-
mentieren, als mißlungen anfehen muß. Schon
aus dem Grunde, weil eine abftrakte Malerei
ohne Form — fo kann man den Leitfaß des
Künftlers „durch malerifche Mittel folche Bilder
zu fchaffen, die als rein malerifche Wefen ihr
felbfländiges, intenfives Leben führen“ inter-
pretieren — ein Unding ift, und weil es für Ge-
fühle und undefinierbare Empfindungen be-
flimmte, durch Farben und Linien darflellbare
Formeln nicht gibt. Auch nach einem Studium
von Kandinskys problematifcher Schrift über das
Geiftige in der Kunfl und des vom Künftler ge-
fchriebenen Vorwortes im Katalog wird beim
Befchauer durch die in unbeftimmte Formen ge-
bannten und ohne erkennbaren Rhythmus über

die Fläche verteilten Farben eine beftimmbare
Vorflellung nicht geweckt. Die ganze Kunfl
bleibt höchft fubjektiv. Daß die Werke mit
innerer Notwendigkeit gefdtaffen find, kann
nicht geleugnet werden, aber ebenfo zeigt es
fleh, daß eine auf den Konfequenzen theoretifcher
Erwägungen baflerende Kunfl praktifch unmög-
lich ift. Es kann hier ein Wort Stevenfons mu-
tatis mutandis als Urteil auch über diefe Art
von Malerei angefehen werden. „Der abftrakte
Menfch erfaßt wohl große Ideen, die in der
abflrakten Form des Literarifchen fleh ihm dar-
bieten; wo es fleh aber um die Sinnenfälligkeit
des Malerifchen handelt, da wird er nur zu leicht
durch Äffoziationen irregeführt und vergeudet
feine Bewunderung auf leere Formen, auf eine
kindifche Arbeit oder auf finnlofe Farben.“

* *

*

Man fleht zwifchenhinein auch zwei fo wenig
pertentös auftretende Künftler, wie Richard
Benno Adam und Eduard Lammert, die in
der GALERIE HEINEMANN gezeigt werden,
gerne wieder. Lammert bringt landfchaflliche
Äusfchnitte, Partien aus dem bayerifchen Ober-
lande, aus dem Ifartal und aus der Moorgegend
die mit flarkem Gefühl für Stimmung ausgewählt
find und deshalb wirken, wenn auch die male-
rifche Mache nach jeßigen Begriffen nicht „mo-
dern“ ift. Auch bei Richard Benno Adam ifl
das Stoffliche, Inhaltliche die Hauptfache. Bei
den ausgeftellten Porträts, den Fuchsjagden, den
Pferdedarftellungen intereffiert das „Wie“ wenig;
die Gemälde hatten als folche auch fchon vor
verfchiedenen Jahrzehnten entflehen können, da-
gegen wird man an der Art, wie die Porträts aus
der vornehmen Gefellfchaft ficher und treffend
durchgeführt, ein Vergnügen haben. Ä. F.

MOSKAU Im Februar wird hier die große
pofthume Äusflellung von Werken des ruffifchen
Malers Valentin Sfjerow flattfinden, die mo-
mentan in St. Petersburg eröffnet ift. Eine ganze
Anzahl von Gemälden des Meifters, die feit
Jahrzehnten in feflem Privatbefiß fleh befinden,
werden hier wieder zur Schau gelangen. — Die
„Gefellfchaft der Freunde des Rum-
janßew-Mufeums“ beabfichtigte die von ihr
in Äusflcht genommene Serie von Aufteilungen
durch eine Äusflellung des ganzen Oeuvres von
KonftantinSomowzu inaugurieren. Leider ift
jedoch diefer Plan, welcher das lebhaftefle In-
tereffe in Kunftkreifen erweckte, zeitweilig ver-
eitelt worden, da Somow aus Gefundheitsrück-
fichten einen längern Aufenthalt im Süden zu
nehmen gezwungen ifl, und das Zuflandekom-
men der Äusflellung in Äbwefenheit des Künfl-
lers in mancher Hinfleht erfchwert fein würde.

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