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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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2. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0100
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

die italienifchen und orientalifdien Brokate des
15.—17. Jahrhunderts find in gut erhaltenen
feltenen und fchönen Varianten vertreten. Unter
den Holzfiguren ragt eine betende Heilige, die
vielleicht dem fchwäbifchen Kreis aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts angehört, befonders hervor
durch die anmutvolle Haltung und durch die
vollkommen originale Faffung; unter den Möbeln
find es befonders zwei niederrheinifche Früh-
renaiffancefchränke, die den reichften Typus ihrer
Zeit vorftellen und von denen der eine befon-
ders feltene und intereffante Dekorationsmotive
zeigt, fluch der Schmuck der Gefimfe und Borde
ift in der Sammlung enthalten, einige gute
Quattrocento-Majoliken und Arbeiten der reiferen
Zeit, perfifdie und türkifche Fayencen, Zinn,
Bronzen ufw., von den Gemälden eine befonders
fgmpatifche Arbeit von Piero Francesco Biffolo
(tätig 1492—1530) und drei Madonnenbilder in
alten Originalrahmen, von denen das eine der
Schule von Vicenza um 1500 angehört, das an-
dere eine Arbeit des Bartholomeo Montagna ift
und das dritte der Schule von Siena angehört.

LONDON Meffrs. Sotheby kündigen für
den Februar die folgenden zwei wichtigen Auk-
tionen an: vom 2.—6. Februar den zweiten Teil
der umfangreichen, an wertvollen und feltenen
Handfchriften und frühen Drucken italienifcher,
franzöfifcher, deutfcher, englifcher und anderer
Herkunft reichen George Dunn(f)-Bibliothek;
und am 16. /17. Februar die Sammlung früh-
italienifcher Töpferwaren, die die Herren Ä wo-
cato Marcioni und Cavaliere Capitano
Lucatelli ausOrvieto zufammengebracht haben,
und die aus Töpferwaren verfchiedenfter Art
vom 11.—17. Jahrhundert befteht, fo ausSchüf-
feln und Tellern, Krügen, Kacheln, Plaketten,
Figuren, Benetiers, Drogentöpfen ufw. Die Stücke
ftammen alle, wie das gut informierende Vor-
wort des mit fechs Tafeln illuftrierten Kataloges
(Preis U/a Schilling) angibt, aus Orvieto und
zwar aus den Abfallgruben (pozzi) der ja auf
einem hohen Hügel gelegenen Stadt, deren Be-
hörde die allgemeine Anlage folcher Gruben im
Jahre 1324 anordnete. In diefen Gruben fam-
melten fich die Töpfereien ganz von felber in
chronologifcher Folge an, fo daß die Sammlung
ein vorzügliches Bild der Entwickung der ita-
lienifchen Töpferkunft gewährt.

Zu der Dunn-Auktion ift ein reichilluftrierter
Katalog erfchienen (Preis 21/3 Schillinge), in dem
einige fehr fchöne Einbände vor allem auf-
fallen, fo der zu Nr. 1713 zu einem Vergil, der
für Louis XII. gebunden worden war. Ein paar
wenige Nummern feien herausgegriffen: Nr. 697,
Albertus Magnus „Liber de Laudibus etc.“ in

„Dülmeneinband“,wahrfdieinlich aus Wedderden,
Dülmen in Weftfalen; Nr. 848, Boccaccio, das
erfte in Padua gedruckte Buch; Nr.886, Brevia-
rium Hospitalis S. Johannis, Darmftadt, wahr-
fcheinlich ein Unikum; Nr. 887, Breviarium Ra-
tisponese, 1495, vorzügliches Exemplar; Nr. 1069,
Eusebius Historia Ecclesiastica, deutfche Hand-
fchrift in Originaleinband, 1468; Nr. 1153, Gre-
gorius Magnus „Moralia in Iobum“, erftes in
Bafel gedrucktes Buch, einft in William Morris’
Bibliothek; Nr. 1182, Henricus de Gorichem
„Tractatus de supsticiosis etc.“, Blaubeuren,
15. Jahrhundert; Nr. 1206—1229, Horae; Nr. 1386,
Missale Maguntin .... per Joannem Scheffer,
1513, einft in William Morris’ Bibliothek, ein
äußerft feltenes Werk; Nr. 1518, Propertius „Car-
mina“, Handfchrift auf Pergament, italienifche
Arbeit im beften Stil des 15. Jahrhunderts; Nr.
1521—1530, Psalteria, darunter Nr. 1524 gedruckt
von Fred. Ruch von Dürnbach, 149—, vielleicht
ein Unikum. F.

MÜNCHEN Am 29. Januar beginnt in der
Galerie Helbing die Verweigerung der Samm-
lung des bekannten Schlachtenmalers Profeffor
Louis Braun, München. Waffen des 16. bis
19. Jahrhunderts; Uniformen und andere militä-
rifche Ausrüftungsftücke, namentlich der napoleo-
nifchen Zeit, der Freiheitskriege und der deut-
fchen Einigungskriege; Gefammeltes, d. h. im
Handel Erworbenes, und von den Schlachtfeldern
1864, 1866, 1870 Heimgebrachtes. Originale und
Nachbildungen feltener Originale. Unter den
Rüftungen find einige fehr dekorative, wenn auch
nur teilweife originale Stücke der erften Hälfte
des 16. Jahrhunderts und einige fpätere originale
Halbharnifche zu erwähnen. (DerKatalog fcheidet
forgfältig Urfprüngliches von Nachgebildetem.)
Umfangreich ift der Vorrat an Blankwaffen.
Namentlich herrliche Pallafche, zweite Hälfte des
18. bis erftes Viertel des 19. Jahrhunderts find
hier augenfällig. An älteren Stücken ift zu
nennen ein Reiterfchwert des oft mit dem Tole-
daner Thomas Äyala verwechfelten Münchners
Ständler (um 1620). Dann ein fchöner ungarifcher
Panzerftecher, zwar fpät (bereits 18. Jahrhundert),
aber intereffant und in der originalen Scheide.
Die Prachtftücke der Sammlung findet man aber
bei den Helmen. Die verfchiedenften Staaten
(Bayern, Preußen, öfterreich, Frankreich, Ruß-
land ufw.) find hier mit überaus charakteriftifchen
Kopfbedeckungen der Napoleonifchen und der
folgenden Epoche vertreten. Neben den Helmen
ßnd viele Uniformen, Küraße, Uniformteile vor-
handen. Bei den Küraffen findet ßch manches
intereffante ältere Stück; die Gewänder ftammen
zum größten Teil von den Schlachtfeldern, und

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