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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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3. Heft
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Bombe, Walter: Alte peruginer Gebildwebereien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0110

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ALTE PERUGINER GEBILDWEBEREIEN

zwei weitere Male von Frauen ge-
ritten, wohl auch aus dem 14. Jahr-
hundert. Drachen und Wölfe mit
dem Motto „Amor mio“, Drachen
und Affen, Drachen an der Quelle
mit dem Motto „Amma“ (ama),
addoffiert mit dem Motto „Ami
mio“ fowie in myftifcher Anbetung
des Lebensbaumes feien hier re-
giftriert. — Aus China ftammt, wie
der Drache, auch das dem Pferde
ähnliche, mit einem Horn auf der
Stirn verfehene Khilin, das in der
chriftlichen Symbolik Sinnbild der
Jungfräulichkeit wird. Eine wich-
tige Rolle in der Ikonographie
diefer Gewebe fpielt natürlich der
Greif, das phantaftifche Peruginer
Wappentier. Auf einem für die
Lokalifierung unferer Tücher wich-
tigen Stücke (f. Abb. 7) haben wir
zwei Greifen, die an der Fontana
Maggiore auffteigen, andere Male
den Greifen ftreng heraldifch als
Wappen behandelt, und dann, in
unverkennbar fatirifchem Sinne,
den auffteigenden Greifen, der fich
im Waffer fpiegelt und im Spiegel-
bilde zum Efel wird (f. Abb. 8),
fchließlich Greifenmännchen auf-
fteigend und Greifenweibchen fte-
hend, von denen das erftere im
Wafferfpiegel den Oberkörper, das letjtere aber die Beine des Efels ergibt (f. Abb. 9).

Außerdem bevölkern von phantaftifchen Fabelwefen noch Kentauren, Harpyien und
Sirenen die breiten Zierftreifen diefer Tücher.

Die vorkommenden Infchriften zeigen meift gotifierenden Charakter und find oft
wegen der tedmifchen Schwierigkeiten, die das Webeverfahren mit fich bringt, und
infolge ftarker Abkürzungen fchwer zu entziffern. Infchriften, wie „Ave Maria“ oder
„Ave Regina Coeli“, finden fich auf Altardecken, andere, wie „amor mio, ardo, Julia
bella, gratiosa, amma (ama), Sirena, cavaliere di cor bollente“ und ähnliche, weifen auf
Brautgefchenke, Eigennamen, wie „Camilla, Julia, Antonia, Albertina“, kommen hier, wie
auf den Derutefer „Coppe Amatorie" vor, und das Motto Buon’alba auf einem Hand-
tuch dürfte gleichfalls ein Gefchenk an eine junge „Spofa“ begleitet haben.

(Fortfetjung folgt.)

Abb. 10. Peruginer Gewebe des 15. Jahrhunderts. Hunde,
Hafen verfolgend, mit dem Motto „Amma“ (ama)

Sammlung Rocdii, Rom

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