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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0127

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LITERATUR

und Heimatfchuß herausgegebene ftattliche Ein-
zeldarftellung, die durch 22 Tafeln und 149 Text-
abbildungen illuftriert wird, behandelt in er-
fchöpfender hiftorifcher und baugefchichtlidier
Änalgfe eines der älteften Kunftdenkmäler der
rheinifchen Bifchofsftadt, das zugleidi eines der
wichtigften Probleme der romanifchen Baukunft
in Deutfdiland überhaupt verfchließt. Wichtig
ift an diefer Arbeit, die mit der Gründlichkeit
des Forfchers die Sachlichkeit des geübten Archi-
tekten verbindet, daß fie all den mehr oder
minder unzuverläffigen Vorarbeiten zum erften-
mal ex fundamento entgegentritt und auf kriti-
fcher Grundlage die Entwicklungsphafen des
Bauwerkes nachzeichnet. So wird man das
erfte Kapitel, das die Kapitolfrage und die rö-
mifche Anlage auf dem Hügel der Kirche zum
Gegenftand hat, befonders dankbar begrüßen,
und kunfthiftorifch nicht minder wertvoll ift jene
Darftellung, die S. Maria im Kapitol in den
Mittelpunkt einer allgemeinen Betrachtung über
die kirchlichen Dreikonchenanlagen rückt — aus-
gehend von den römifchen Cömeterialkapellen
zu den Bauten in Algier und Tunis, den orien-
talifchen Schöpfungen diefer Art, den Hinter-
laffenfchaften in Spanien, Frankreich ufw.

Ein weiteres Hauptkapitel zeichnet die Be-
deutung der Kirche als Dokument des 11. Jahr-
hunderts auf, ihr Verhältnis zu Benno II. von
Osnabrück und ein Schlußkapitel gilt endlich den
fpäteren Anbauten, die mit Recht von dem archi-
tektonifchen Grundgedanken und feiner Erklärung
getrennt wurden. Das umreißt in knappen Zügen
den Inhalt diefer höchft verdien ftvollen Forfcher-
arbeit, die in ihrer Art ruhig als vorbildlich an-
gefprochen werden darf. B.

Als fünfte außerordentliche Publikation der
Graphifchen Gefellfchaft erfcheinen, heraus-
gegeben von Max Lehrs MARTIN SCHON-
GAUERS KUPFERSTICHE in getreuen Nach-
bildungen der Originale in unretufchiertem Licht-
druck. Die Publikation, die im nächften Sommer
erfcheinen foll, wird in 121 Abbildungen in der
Größe der Originale auf 70 Tafeln das gefamte
Werk des größten deutfdien Graphikers vor
Dürer bringen, wird aber nur erfcheinen, wenn
fich eine genügende Teilnehmerzahl zufammen-
findet. Der Preis beträgt 60 M. Subfkriptionen

werden möglichft bald an den gefchäftsführenden
Verlag Bruno Caffirer, Berlin W. 35, erbeten.

L’art de notre temps: Daubigng par Jean
Laran; Carpeaux par PaulVitry. Librairie cen-
trale des Beaux-Arts. Paris, je 48 Abbildungen,
ä 3,50 Francs.

Diefe neuere Künftlermonographienferie, deren
Mitaibeiter forgfältig ausgewählt werden, wird
mit Eifer und Überlegung fortgefeßt. Das Text-
liche ift in eine kurze Einleitung zufammenge-
drängt, die in knapper, guter Form die Biographie
enthält. Zu den einzelnen Bildertafeln werden
kurze Analyfen und Notizen zur Gefchichte des
Kunftwerkes gegeben und, was befonders wert-
voll erfcheint, Zitate aus den Urteilen von be-
deutenden Männern einer früheren Generation,
fo daß der Lefer ßch auch eine Anpcht über die
Bewertung des Meifters durch verfchiedene
Menfchenalter hindurch bilden kann. Weder
Daubigny noch Carpeaux find bis jeßt in einer
fo handlichen Ausgabe und fo guten Reproduk-
tionen dem Publikum zugänglich gemacht worden,
fo daß auch der Erfolg diefer neuen Bände der
hübfchen Sammlung gefiebert zu fein erfcheint.

O. G.

MOSKAU. Eine neue Kunft- und Literatur-
Zeitfchrift unter dem Titel „Sophia“ beginnt
hier zu erfcheinen, als deren Verleger N. F. Ne-
kraffow und Redakteur P. P. Muratow zeich-
nen. Letzterer hat fich durch feine brillant ge-
fdiriebenen „Italienifchen Skizzen“ fowie Studien
über die altrufpfche Ikonenmalerei neuerdings
einen Namen in der ruffifchen Kunftliteratur ge-
macht. Die neue Moskauer Monatsfchrift will
im Gegenfaß zu den Petersburger „Staryje Gody“,
deren Schwerpunkt in der Veröffentlichung von
Materialien und überhaupt im Dokumentalen
liegt, eine mehr fynthetifche Richtung einfchlagen,
wobei das nationale Element in der ruffifchen
Kunft und ihr Verhältnis zum Orient befondere
Beachtung finden füllen. Das foeben erfchienene
erfte Heft der „Sophia“ präfentiert fich äußer-
lich fehr gut und enthält reichilluftrierte Auf-
fäße über „altrufpfche kirchliche Stickereien“
(N. Schtfchekotow), fowie „die Fresken des
Gaudenzio Ferrari zu Varallo“ (P. Muratow).
Eine Reihe intereffanter Auffäße find für die
nächften Hefte angekündigt. P. E.

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