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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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4. Heft
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Bombe, Walter: Alte peruginer Gebildwebereien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0138

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ALTE PERUGINER GEBILDWEBEREIEN

Florenz naturgemäß fehr oft verwendete Motiv
der Lilie fei hier, um nicht zu ermüden, nur in
einigen Fällen herangezogen. Wir finden es im
Jahre 1387 im Nachlaß des Domenico di Andrea
Banti mit den kurzen Worten: „1 copertoio a
gigli“, 1391 in dem des Fellhändlers Criftofano
di Francesco Quaratefi ebenfalls ganz kurz mit
den Worten: „1 copertorium a gigliotti frattum“,
1418 im Inventar des Giovanni di Niccolo Cappe
als „1 copertoio a gigli rosso et giallo vecchio
di br. 7“, im felben Jahre bei Aufzählung des
Nachlaffes von Simone di Niccolo Paccini als
„1 copertoio azurro e giallo a gigli br. 8 o circa“
erwähnt. Es kommt auch fonft noch unendlich
oft vor und darf wohl als eines der Lieblings-
motive des Florentiner Hausrates angefehen wer-
den. Wichtig ift, daß die erwähnten Farben der
Gewebe und ihres Dekors gelb und blau, oder
gelb und rot find, aber nicht weiß und blau, wie
bei den Peruginer Tüchern. — Tovaglie, Mantili
und Guardanappe (Handtücher) „alla perugina“
werden in Florentiner Inventaren erft relativ fpät erwähnt, fo 1532 im Nachlaß des Piero
degli Aleffandri, 1553 in dem des Aleffandro di Giuliano Davanzati, 1554 im Inventar
des Ridolfo Baglioni (11 tovagliolini alla perugina), 1570 in dem des Giovanni di
Bartolomeo Arrighi (3 mantili alla perugina), 1571 im Inventar des Filippo dei Bindi
(Paliotto des Altars „alla perugina“ im Oratorium S. Jacopo), 1572 im Nachlaß des
Folco di Pier Francesco Portinari (6 mantili alla perugina) und andere mehr.

In Lucca bietet das Inventar des Paolo Guinigi, des Tyrannen der Stadt und Ge-
mahls der durch Jacopo della Quercia unfterblich gemachten Ilaria del Carretto1, einen
reichen Schatj von Tifchwäfche verfchiedener Art und Herkunft: Fünf „tovalliole listate,
aramate a draghi“, alfo wahrfcheinlich Peruginer Fabrikate, werden erwähnt, eine
„tovaglia a buchi, fatta alla fiorentina“, dann eine tovaglia listata und zehn „tovaglioli
da capo listati“, auf Sienefer Art, ferner „guardanappe (Handtücher) listate francesche“,
vielleicht aus Rheims, zum Teil damasciert (lavorate alla domaschina), fowie „tovaglie
parigine, tovaglioli domaschini, saracinati“ und andere mehr.

In einem Mailänder Inventar vom Jahre 1501 werden außer verfchiedenen fonftigen
Geweben zwei Tifchtücher von 25 Braccien (141/2 m) Länge „a zili (gigli = Lilien)
e rose“ regiftriert.2 Die Mantuaner Archive geben uns Nachricht von der Ausfteuer,
die Elifabetfa Gonzaga erhielt, als fie Guidobaldo von Montefeltre heiratete.3 Außer
anderen koftbaren Geweben bietet uns das Verzeichnis diefer Ausfteuer den Nachweis
eines „tessuto de broca d’oro dalmasco biancho fornito a la perusina“, und der ge-
lehrte Bibliothekar der Peruginer Comunale, Conte Vincenzo Anfidei, zitiert dazu einen

1 S. Bongi, „Di Paolo Guinigi e delle sue ricchezze“, Lucca 1871, p. 85—104.

2 „Spese di casa dell’anno 1501 per la Contessa di Mezocco“, veröffentlidit von E. Motta in
„Nozze principesche nel Quattrocento“, Milano, Tipogr. Fratelli Rivara 1894, p. 18, 21 (nicht im
Handel).

3 A. Luzio und R. Renier, „Mantova e Urbino“, Torino-Roma 1893, p. 295.

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Abb. 16. Peruginer Gewebe des 14. bis
15. Jahrhunderts. Affrontierte Drucken,
Greifen und Hirfche

Sammlung Rocchi, Rom

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