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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0158

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AUSSTELLUNGEN

Im KÜNSTLERHAUSE find aus dem Nachlaß
des Profeffors Alexander Kips, der lange Jahre
an der Kgl. Porzellanmanufaktur wirkte, eine
Anzahl Aquarellftudien von Südlandsreifen aus-
geftellt, die diefen Künftler auch als einen fleißigen
und manchmal recht erfolgreichen Jünger der
Natur zeigen. Namentlich die ganz einfachen
Landfchaften find recht reizvoll, und nur manch-
mal macht fich die dekorative Schulung und die
Porzellanfarbenpalette bemerkbar. Von Ernft
Toepfer find eine Reihe feiner, kapriziöfer Still-
leben zu fehen, farbig fehr gefchmadcvoll und
delikat zufammengeftellt, und folid gemalt. Na-
mentlich Giäfer haben es ihm angetan und in
diefen Stücken hat er eine ganz charakteriftifche
Note aufzuweifen. Sonft find noch ein helles,
nicht fehr tieffchürfendes Bildnis des Dr. Solf
von Frife Burger und einige dekorative Land-
fchaften von Heinrich Bafedow-Potsdam zu
erwähnen. H. Fr.

KÖNIGSBERG i. Pr. Bei RIESEMANN &
LINTALER ift eine größere Ausftellung von Ge-
mälden und Zeichnungen Max Pechfteins zu
fehen. Befonders nach der graphifchen Seite
hin zeigt fich hier eine ftarke Begabung, deren
eigenartiges, ganz neue Wege einfchlagendes
Schaffen auf eine ftarkePerfönlichkeit weift. Pech-
ftein fteht zu Oftpreußen in gewiffen Beziehungen,
da er hier feit einigen Jahren auf der Kurifchen
Nehrung feine Studien gemacht hat, ein Um-
ftand, der fich zum Teil in diefen Arbeiten auch
ausdrüdct. Denn die vegetationslofen Sand-
wüfteneien um Nidden herum, mit ihren weichen
charakteriftifchen Formen geben zu Pechfteins
Figurenkompofitionen den geeigneten fremd-
artigen Hintergrund. In feinen Ölbildern fteckt
ein ftarker dekorativer Zug, der fich befanders
in der bis aufs Äußerfte getriebenen Farbigkeit
kundgibt. Die Formenfprache des Künftlers ift
noch fo neuer Art, daß man fich nur mit innerm
Widerftreben ihr hinzugeben vermag. Offenbar
tritt aber aus allen feinen Werken ein ziel-
bewußtes Wollen entgegen, deffen Vermögen
an geeigneten Aufgaben zunächft fein Können
zu erweifen haben wird. -n.

LONDON Eine englifche Kunfthand-
werkausftellung wird vom Mai bis Oktober
in Paris im Pavillon de Marson des Louvre
auf befondere Einladung der franzöfifchen Re-
gierung ftattfinden. Die Leitung haben der Di-
rektor des Victoria and Albert Mufeums, Sir
Cecil Smith, und Walter Crane übernommen. —
Desgleichen ift befchloffen worden, die Leip-
ziger Buchinduftrie und Graphifche Ausftellung
offiziell zu befchidcen. F.

MÜNCHEN DIE WINTERAGSSTELLUNG
DER MÜNCHNER SEZESSION 1913. Statt der
Kollektivausftellungen eines bedeutenden, bereits
anerkannten Meifters, wie man es von früher
her gewöhnt war, hat die Sezeffion in diefem
Winter eine eigene Ausftellung moderner Gra-
phik: Aquarelle, Paftelle, Zeichnungen und Gra-
phik veranftaltet. Daß eine folche Ausftellung
ein Bedürfnis, ja eine Notwendigkeit war, hat
der Erfolg gezeigt: Das Durchfchnittsniveau ift
ein ziemlich hohes, und wenn eine fyftematifchere
Ordnung durchgreifend beibehalten worden wäre,
wäre auch der Erfolg noch beffer geworden.
Eine folche fgftematifche Überficht hätte doppeltes
berückfichtigen müffen. Zunächft den Zufammen-
hang der jüngeren Generation unter den Künft-
lern mit den klaffifchen Illuftratoren der Fran-
zofen, von denen eine gute Überficht unvermittelt
eingefdioben war, dann die Zufammenhänge
unter den jüngften Graphikern, die Aufteilung
in beftimmte Gruppen, entfprechend den Ten-
denzen in der Malerei, mit ihren Vorbildern.
Gerade darin wurde am meiften gefehlt. Viele
jüngere Kräfte, die man das Jahr über in ein-
zelnen Kunfthandlungen gefehen hat, find nicht
vertreten. Sie wären im Zufammenhange einer
graphifchen Ausftellung viel notwendiger ge-
wefen, als die Menge von Studien bekannter
Größen, die uns doch nicht viel Neues fagen.

Wir können auf diefe Skizzen und Studien
von Stuck, Hayek, Habermann, Eichler,
Samberger, Pießfch, Becker-Gundahl u. a.
deshalb hier nicht weiter eingehen. Die Samm-
lung von Zeichnungen, Gouachen und Paftellen
Eugen Kirchners, meift Landfchaften dar-
ftellend, zeigt den aus den Fliegenden Blättern
bekannten Illuftratoren von feiner liebenswür-
digften Seite. Gulbranffon wurde gleichzeitig
bei Cafpari beffer gezeigt, auch Willi Geiger
ift nicht markant genug vertreten. Ä. Kolb
verliert fich immer noch zu fehr in Allegorien,
deren Wirkung mehr auf der rein technifchen
Meifterfchaft beruht. W. Thöny-Graz erweift
ßch in einer größeren Kollektion als fehr tüch-
tiges Talent, von dem namentlich auf dem Ge-
biete der Illuftration noch fehr viel zu erwarten
ift. Karl Kafpar wirkt in den Skizzen zu
feinen größeren Bildern, die hier bereits be-
fprochen wurden, weniger überzeugend, ja fogar
manieriert: viel unmittelbarer empfunden find
die italienifchen Landfchaften von Marie Ca fpar
Filfer. Edwin Scharff führt Teile aus feinen
größeren Zyklen und einige Einzelblätter vor,
die eine gute Überficht über die Entwicklung
feit 1909 bieten, am ftärkften wirken die letjten
Arbeiten, die fich von der impreffioniftifchen
Art am meiften frei gemacht haben. Befonders

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