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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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5. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0208

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

und fcheint in unmittelbarem Zufammenhang
mit der Neuen Künftlervereinigung München
zu ftehen. Sein Stil ift bereits entwickelt, ein
paar Frauenakte dokumentieren das. Er ver-
kündet ein Bekenntnis, das von ganzen Künftler-
generationen geleugnet wurde: daß die finn-
lichfte Ausdruckskraft gleichbedeutend mit der
höchften Vergeiftigung ift. Nur wo der Körper
lebt, redet der Geift. Straube verfügt über
eine ftarke Kraft in der Wiedergabe der ani-
malifdien Materie und Gebärde. Sein Ausdruck
ift präzis in Farbe und Form. Er hat, hierin
Bechtejeff verwandt, ein klares Gefühl für den
Wohllaut großer Kurven. Sehr intereffant ift
feine Expreffion aus Kolmar: die „Kopie“ der
Haupttafeln des Ifenheimer Altars von Grüne-
wald. Kopie ift zwar nicht die richtige Be-
zeichnung, denn der Künftler hat nur das
Gerüft der Kompofitionen Grünewalds wieder-
gegeben, er hat die fertigen Bilder auf ihren
Entwurf reduziert, eine Art geiftiger Röntgen-
ftrahlenbehandlung. Der Verfuch wäre wert in
den „kunfthiftorifchen Übungen“ unferer Hodi-
fchulen aufgenommen zu werden. Die „Kopie“
ift auffchlußgebend für die ganze Richtung, für
ihre Grenzen fowohl wie für ihre entwicklungs-
gefchichtliche Bedeutung. ch.

ZÜRICH Im KUPFERSTICHKABINETT der
Eidgenöffifchen Technifchen Hochfchule find für
kürzere Zeit die Zeichnungen Karl Stauffers
ausgeftellt, welche — der GottfriedKeller-Stiftung
gehörend — fonft im Berner Mufeum deponiert
find. Bei den fchlimmen Raumverhältniffen in
Bern (wo ein Kupferftichkabinett oder ein Lefe-
faal noch gar nicht befteht) ift der reiche Schaß
diefer Zeichnungen bisher nur wenigen Begün-
ftigten zugänglich geworden. Die Äusftellung
in Zürich ift um fo bemerkenswerter, weil hier
— neben der ausgezeichneten eidgenöffifchen
Radierungskollektion — nun die Reihe von Vor-
ftudien und Entwürfen verfolgt werden kann,
angefangen mit den kunftgewerblichen Arbeiten
der erften Berliner Zeit um 1880, übergehend zu
den breit gezeichneten Köpfen und Akten, welche
diefer Periode folgen bis zu den freiem und
ganz auf plaftifches Sehen hindeutenden Ar-
beiten der Römerzeit vom Ende der achtziger
Jahre. Für die Kenntnis von Stauffers Schaffen
und Ringen find diefe zahlreichen Blätter von
größter Bedeutung, fo daß man der Zürcher
Äusftellung nur eine lange Dauer und vor allem
eine Fortfeßung in Bern wünfehen möchte!

* *

*

Die Kunfthandlung NEUPERT hat an der
Bahnhofftraße Nr. 84 neue Räumlichkeiten be-

zogen, die in einer Anzahl großer und kleiner
Äusfteliungsfäle die Möglichkeit zu umfang-
reichen Darbietungen der modernen Schweizer-
kunft geben, die von Neupert hauptfächlich ge-
pflegt wird. Es find zurzeit Bilder von Hodler,
Würtenberger, de Grada ausgeftellt und be-
fonders von dem künftlerifch ungemein eigen-
artigen, auch in Deutfchlands modernen Kreifen
immer mehr gefchäßten, Hermann Huber, der
als Maler und Graphiker von Neupert mit allem
Nachdruck gefördert wurde, auch als ihm die
ofßziellen Kunftinftitute noch verfchloffen waren.

J. C.

DENKMALPFLEGE

AMSTERDAM Das Haus der Familie
Six auf der Heerengracht zu Ämfterdam, in dem
die weltberühmte Gemäldefammlung unter-
gebracht ift, foll vom Erdboden verfchwinden.
Die Stadt zwang den Befißer Jhr. Dr. Jan Six,
Profeffor für Äfthetik und Kunftwiffenfchaft, es
ihr käuflich zu überlaffen, da es einer Straßen-
verbreiterung zum Opfer fallen foll. Ift es fchon
an fich zu bedauern, daß die moderne Bauwut
fich an alles heranmacht, was alt und ehrwürdig
ift, fo ift es in diefem Falle doppelt zu beklagen,
daß nicht Mittel und Wege gefunden werden
konnten, um den Abbruch eines der populärften
Gebäude des Landes zu verhindern.

Das Stammhaus der Familie Six ift dies
nicht. Der durch feine Freundfchaft mit Rem-
brandt für alleZeiten berühmt gewordeneBürger-
meifter wohnte auf dem Kloveniersburgwal bei
dem Nieuwmarkt und fpäter (von 1667 bis zu
feinem Tode, 1702) auf der Heerengracht in dem
Haus, das die Infchrift: saLVS hVIC DoMVl
(1667) trägt. Erft 1835 zog der Großvater des
heutigen Befißers mit famt feinen Kunftfchäßen,
die ihm zum Teil von feiner Gemahlin Lucretia
Johanna van Winter mit in die Ehe gebracht
worden waren, in das Gebäude auf der Heeren-
gracht ein, das nun einem modernen Gefchäfts-
haus weichen foll. Es befteht fchon feit 1672
und läßt von außen nicht vermuten, welch ge-
fchmadcvolle und folgerechte Räume es im Innern
birgt, in denen die Meifterwerke der althollän-
difchen Schule zu vollftem Rechte und fchönfter
Geltung kommen. R. B.

ARNHEIM Die im vorigen Heft (S. 134) an
diefer Stelle in Äusficht geftellte Befprechung
der Mufeumsfrage im Gemeinderat hat die
gewünfehte Zuftimmung der Mitglieder erbracht.
Jhr. v. Riemsdijk und Dr. Cugpers erachteten die
Buiten-societeit als äußerft zweckmäßig für ein
Mufeum: der große Saal ift geeignet für das

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