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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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6. Heft
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Münsterberg, Oskar: Chinesische Kunst in Amerika, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0234

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CHINESISCHE KUNST IN AMERIKA

zwifchen den Fenftern geklebt, fo daß über-
haupt keine freie Mauer pchtbar bleibt. Seidene
Tapeten aus China find in Europa zahlreich be-
kannt und erhalten, aber ich weiß nicht, ob
auch gemalte Papiertapeten aus diefer Zeit noch
vorhanden find. Jedenfalls geben uns die er-
haltenen Papiere den Beweis, daß zu jener Zeit
ein großer Handel mit derartigen Gegenftänden
aus China ftattgefunden haben muß.

In Springfield in Maffachufets hat Vincent
Smith feine Privatfammlung zu einem Mufeum
geftiftet. Die zahlreichen chinefifchen und japa-
nifchen Gegenftände entftammen modernen An-
käufen und geben ein gutes Bild des modernen
Kunftgewerbes.

Das Brooklyn Institute of Arts and
Sciences bepfjt in feinem Mufeum eine inter-
effante Sammlung von Koftümen aus Japan, die
Culim kürzlich auf feinen Reifen erworben hat.
Von befonderem Intereffe dürfte eine Kollektion
Ainos-Gewänder fein. Die eigenartige und ganz
unjapanifche Ornamentik (Abb. 24a, b) aus aufge-
nähten Stoffen (f. S. 160) erinnert an die älteften
Bronzeornamente aus China. Die Spiralen- und
Linienverzierungen ftellen Refte alter feftländi-
fcher Kulturen aus der Zeit vor dem japanifchen
Einßuß dar. Vielleicht waren derartige Verzie-
rungen einft auch in China verbreitet und find
durch fpätere Moden verdrängt, während die
Kaukafoiden Ainos mit ihren fteinzeitlichen Sitten
die alte Verzierungsart beibehalten haben.

Dem regen Intereffe für chinepfche Kunft ent-
fprechend hat fich ein umfangreicher Handel in
Amerika entwickelt. Es überrafcht, wie viele
Läden z. B. in der fünften Avenue in New-York
chinefifche Gegenftände in ihren Schaufenftern
haben, und zwar nicht nur Curios-Händler, fon-
dern auch Möbelfabrikanten, Juweliere und Bil-
derhändler. Eine intereffante Kollektion von Töp-
fereien (Abb. 25) fand ich bei Chait1, während in
der Montross Gallery2 der kenntnisreiche Sammler W. Bahr3 eine reichhaltige Kollek-
tion von chinefifchen Gemälden, Bronzen und Töpfereien zum Verkauf ausgeftellt hat.

Abb. 25. Stiliperte Figur in Kriegsrüftung,
Tonarbeit, gelbes Gewand, grüner Panzer,
blauer Helm und Sockel, fleifchfarbenes Ge-
ficht und Hände Beppen L. Chait, New-York

1 S. Chait. 418 Madifon Hv. New-York.

2 Montross Gallery. New-York, 550, Fifth Avenue.

3 Die Sammlung wurde im März 1913 in Buffalo ausgeftellt. — Collection of early Chinese
paintings, bronzes and pottery shomn at the Albright Art Gallery, Academy notes, Buffalo pne
arts Academy, 1913, April. 3 Abbildungen.

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