Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0265
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[7. Heft]
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Die Kunst auf dem internationalen Markt, III.
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DIE GALERIE FLECHTHEIM IN DÜSSELDORF
Abb. 3. ERNST TE PEERDT, Bäume am Meer. 1885
ebenfogut in älteren Epochen auskennt und dort denfelben Blick für die Gradunter-
fchiede der malerifchen Qualität entwickelt wie bei den Jüngften. Man vergißt nicht
leicht den guten Eindruck, den die beiden unteren Gefchoffe des Hanielfchen Haufes
machen; eines vornehmen ehemaligen Wohnhaufes an der Alleeftraße, gegenüber dem
Hofgarten, aus den 1860er Jahren, deffen nicht zu große Räume und Seitenbeleuchtung
von felbft die Bedingungen bieten, unter denen man im Haufe Kunftwerke fieht. Und
in diefen teilweife noch in der alten Dekoration belaffenen Zimmern wirkten die Horne-
mann, Rethel, Sohn, Achenbach, Scheuren, Munkacfg und wie fie fonft heißen, die das
alte Düffeldorf repräfentieren, mit einer fo vornehmen Stille und Selftverftändlichkeit,
daß man der Stadt unwillkürlich Glück wiinfchen konnte zu einer fo erlauchten Ver-
gangenheit. Befonders find es die Arbeiten von Fr. Adolf Hornemann (1813-—1890),
die als eine Neuentdeckung gelten müffen und durch ihre malerifche Haltung, troß teil-
weife nazarenifchen Einfchlags, überrafchen. Das Elberfelder Mufeum hat [ich von
ihm fogleich ein Interieur gefiebert, und es fteht zu erwarten, daß die Düffeldorfer
Kunfthalle, die auf dem Gebiet ihrer bodenftändigen Kunft fo erftaunlich viel nach-
zuholen hat, unter der tatkräftigen Leitung von Prof. Kötfchau auch hier, wie bei
einer Reihe anderer Maler, eine ihrer vielen Lücken füllen wird. Ebenfo bedeuten
die köftlichen Tierftücke von Carl Seibels (f 1901) und die tonigen Interieurs und
Viehftücke von Richard Burnier (f 1884) faft Neuentdeckungen. Auf diefem Ge-
biet heimatlicher Tradition hat Flechtheim eine höchft glückliche Hand: auch was er
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Abb. 3. ERNST TE PEERDT, Bäume am Meer. 1885
ebenfogut in älteren Epochen auskennt und dort denfelben Blick für die Gradunter-
fchiede der malerifchen Qualität entwickelt wie bei den Jüngften. Man vergißt nicht
leicht den guten Eindruck, den die beiden unteren Gefchoffe des Hanielfchen Haufes
machen; eines vornehmen ehemaligen Wohnhaufes an der Alleeftraße, gegenüber dem
Hofgarten, aus den 1860er Jahren, deffen nicht zu große Räume und Seitenbeleuchtung
von felbft die Bedingungen bieten, unter denen man im Haufe Kunftwerke fieht. Und
in diefen teilweife noch in der alten Dekoration belaffenen Zimmern wirkten die Horne-
mann, Rethel, Sohn, Achenbach, Scheuren, Munkacfg und wie fie fonft heißen, die das
alte Düffeldorf repräfentieren, mit einer fo vornehmen Stille und Selftverftändlichkeit,
daß man der Stadt unwillkürlich Glück wiinfchen konnte zu einer fo erlauchten Ver-
gangenheit. Befonders find es die Arbeiten von Fr. Adolf Hornemann (1813-—1890),
die als eine Neuentdeckung gelten müffen und durch ihre malerifche Haltung, troß teil-
weife nazarenifchen Einfchlags, überrafchen. Das Elberfelder Mufeum hat [ich von
ihm fogleich ein Interieur gefiebert, und es fteht zu erwarten, daß die Düffeldorfer
Kunfthalle, die auf dem Gebiet ihrer bodenftändigen Kunft fo erftaunlich viel nach-
zuholen hat, unter der tatkräftigen Leitung von Prof. Kötfchau auch hier, wie bei
einer Reihe anderer Maler, eine ihrer vielen Lücken füllen wird. Ebenfo bedeuten
die köftlichen Tierftücke von Carl Seibels (f 1901) und die tonigen Interieurs und
Viehftücke von Richard Burnier (f 1884) faft Neuentdeckungen. Auf diefem Ge-
biet heimatlicher Tradition hat Flechtheim eine höchft glückliche Hand: auch was er
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