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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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8. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0342

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STATTGEHÄBTE AUKTIONEN

(Muntjer); ein vlämifcher Wandteppich, 17. Jahr-
hundert, 12 Fuß 7 inchesX7 Fuß, £ 199 */2 (van
Straaten); eine dem J. J. Cafperi zugefchriebene
Porträtbüfte des Bildhauers Corneille van Cleve,
£ 131.5.0.

Äm3.Äpril gab es einen Ältm ei ft er verkauf,
der, wie ja bei Chriftie faft durchgängig, nur kurz
vorher bekannt gemacht worden war. Er um-
fchloß eine ganze Reihe intereffanter Primitiver
verfchiedener Schulen, war aber mit Schulbil-
dern zum Teil xter Güte, die noch dazu meift
die Namen großer Meifter trugen, überladen.
Trotzdem war das Endergebnis, ca. £ 30000
für 132 Nummern, kein fchlechtes. Die Bilder
ftammten aus verfchiedenen Quellen, vor allem
aus der Sammlung des Mr. Arthur Maitland
Wilfon, einiger „anonymer“ Kollektionen, dem
Nachlaß des Vorjahren fchon verdorbenen erften
Earl of Ellenborough und der zwei Sammler
Robinfon, des Mr. C. E. Newton-Robinfon und
des Sir J. C. Robinfon, aus dem Gemälde, und
zwar wohl die Hauptwerke, bei Lepke in Berlin
fchon am 31. März zur Verfteigerung gelangt
waren. Die Erben hatten offenbar die Beftände
diefer Sammlungen geteilt, um den einzelnen
Markt nicht zu überfchwemmen, zumal für fpa-
nifche Meifter, wie fie in der Sir J. C. Robinfon-
fammlung vertreten waren, kaum ein allzu großes
Abfatjgebiet beftehen dürfte. Man nahm wohl
auch an, daß eine ganze Reihe gerade deutfcher
Käufer, vor allem Galerievorftände, leichter nach
Berlin als nach London zu bringen feien, und
damit dürfte man wohl auch nicht jo Unrecht
haben, zumal die Firma Chriftie kaum etwas tut,
um auswärtige Käufer anzuziehen und es ihnen
leicht zu machen. Ja durch die fchon oft genug
erwähnte, mehr als auffallende Heimlichtuerei
diefer Firma wird es vielen Käufern fogar ge-
radezu unmöglich gemacht, rechtzeitig zu Auk-
tionen nach London zu fahren; das gilt ganz
befonders von Galerievorftänden, die feiten inner-
halb weniger Tage zu entfcheiden vermögen,
ob fie das oder jenes Werk erwerben wollen
oder follen. Es ift aber wohl eben die Abficht,
möchte man faft annehmen, folche Käufer von
den Auktionen fernzuhalten, damit ein beftimmter
Kreis von Händlern möglichft unter fich bleibt
und fo den Markt allein zu beherrfchen vermag.
Im Intereffe der Bilderfammler wie der Verkäufer
von Sammlungen liegt das freilich nicht, und
deshalb ift die mehr und mehr vor fich gehende
Emanzipation der internationalen Sammlerwelt
von den Londoner Chriftieverkäufen nur zu ver-
ftändlich. Die ganze Art und Weife, wie Meffrs.
Chriftie die hießge Preffe zu behandeln ver-
gehen, ift charakteriftifch, von feiten der Preffe
aber nur fchwer verständlich. Kurz vor den

Verkäufen geftattet man der Preffe gnädigft,
eifrigft ins Horn zu ftoßen, ebenfo nach den Ver-
käufen, das fchadet den Beteiligten nicht und
gibt für die Firma eine glänzende Reklame, die
geeignet ift, Sammler, die Werke verkaufen
wollen, der Firma zuzuführen. Sobald es fich
aber darum handelt, Informationen über bevor-
ftehende Auktionen zu erlangen, wird unver-
brüchliches Schweigen gewahrt, und die Preffe
ift auf „Gerüchte“ angewiefen. Daß fich eine
refpektable Preffe dazu hergibt, folchen „Ge-
rüchten“ Aufnahme zu gewähren und überhaupt
dem ganzen Gefchäftsprinzip der Firma wenig-
ftens indirekte Unterftütjung zuteil werden zu
laffen, muß einen immer wieder mit Staunen
erfüllen. Auf die Dauer wird diefes Prinzip
nicht bloß den gefamten Londoner Auktions-
markt fondern auch die Firma Chriftie felber
ftark fchädigen. Daran denkt freilich niemand,
man weift vielmehr mit Stolz auf die hohen
Zahlen der Einnahmen hin.

Doch nun zu den Refultaten der Auktion am
3. April: Nr. 26: Turner, „A View ön the Brent“,
£ 420 (Agnew); Nr. 44: J. van Goyen, „View
of Rhein-on-the-Ems“, datiert und figniert,
£ 8921/2 (Martin); Nr. 47: S. van Ruisdael,
„Landungsbrücke“, datiert und figniert, 43X60
inches, £ 1837'/2 (Agnew, in 1867 £ 36.15.0);
Nr. 52: Giovanni Bellini, „Madonna mit Kind
und Heiligen“ aus der Lord Dudley Kollektion
1892 (damals £ 411.12 0), 121/4Xl51/2 inches,
£ 714 (Agnew); Nr. 55: G. Romney, „Porträt des
John Honey wood“,.£"840(Pollard);Nr.58:N. Dance,
„Porträt des D. Garrick“, £ 126 (Williams; in
1871 £ 16.10.6); Nr. 67: Rembrandt (?), „Kopf
eines alten Mannes“, £ 865 (Schnell-Paris);
Nr. 71: Reynolds „Porträt des John, Earl of
Upper Offory“, .£“840 (Pollard); Nr. 83: Raeburn,
„Herrenporträt“, £ 567 (Colnaghi & Obach);
Nr. 82: Romney, „Porträt der Miß Mary Ruck“,
£3\50 (Agnew); Nr. 93: Franz Hals (?), „Flöten-
bläfer“, .£‘504 (Weft); Nr. 94: J. S. Copley, „The
Little Gardener“, ,£‘945 (Agnew); Gainsborough,
„Porträt des Rev. William Stevens“, £ 997*2
(Agnew); Nr. 96: Paris Bordone, „Herrenporträt“,
,£“504 (Agnew); Nr. 97: Hieronymus Bofch, „An-
betung der Könige“, Holztafel, 29*/2X213/4 inches,
£2205 (St.Henfe); Nr. 99: L.Cranach, „Melandio-
lia“, ßgniert und datiert 1533, Holztafel, 19 */äX28 */a
inches, ,£“892*/t (Agnew); Nr. 100: Schule Dürers,
„Porträt des Kaifers Maximilian I., aus der
NorthwickKollektion 1859 (damals 4gs), £283‘/2
(Martin); Nr. 103: H. Krell, „Kurfürft von Sachfen
mit Gefolge“, figniert mit Monogramm, Holz-
tafel, 251/2X301/2 inches, ehemals in der Kaifer-
lichen Galerie in Wien, dann in der Sammlung
des Colonel Sir Digby Mackworth, 1853 (damals

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