AUSSTELLUNGEN
Säle hin verteilt worden, wodurch eine mehr
unperfönliche Hochachtung und Wertfchät}ung
des Berliner Privatbepßes entgeht. Und da pch
vermutlich in nächfter Zeit Gelegenheit pnden
wird, hier auf den Berliner privaten Kunftbefit)
in gebührender Ausführlichkeit einzugehen, fo
will ich auch nicht verfuchen, die einzelnen bei-
tragenden Sammlungen zu charakterifieren. Nur
einiges wenige fei aus der Fülle noch heraus-
gegriffen. Eine Seltenheit in Privatfammlungen
ift ein Rubenswerk von der Qualität der Ma-
donna mit den weiblichen Heiligen bei Herrn
Koppel, das aus der Mechelner Äuguftinerkirdie
l'tammt. Es ift eine durchweg eigenhändige
Arbeit von höchfterFreiheit und zarteftem Schmelz
der Ausführung. Auch der in gleichem Befiß
befindliche van Dyck ift nicht alltäglich in feiner
ausnehmend frifchen, faft derben Realiftik. Herrn
Huldfchinsky gehört der wundervolle Metfu, die
Mutter mit ihrem kranken Kinde, ebenfo der
zarte Pieter de Hoogh (Gefellfchaft auf der
Terraffe), der wie fo viele der ausgeftellten
Bilder einen langen Stammbaum hat, und zum
Beften ihres Meifters gehören die Liebeskranke
und die Hochzeit von Jan Steen (Herr v. Pann-
wip und M. Kappel). Terborch ift würdig durch
die Frau am Tifch des Herrn Huldfchinsky ver-
treten, Potter mit dem Bilde der Sammlung
Kappel, Jan Vermeer van Delft durch die bereits
bekannte James Simonfche Brieffchreiberin. Selbft
feltene Meifter wie Trooft find gut repräfentiert,
durch das Berlfche Bild und durch die Moliere-
fche Szene, die inzwifchen in den Befijj des
Kaifer Friedrich-Mufeums übergegangen ift. Auf
den Reichtum der Gold- und Silberarbeiten oder
der italienifchen Kleinbronzen einzugehen ift
unmöglich. So feien denn nur noch die vier
pomphaften pandrifchen Gobelins nach Barent
van Orley aus dem Befiße des Grafen Tiele-
Winkler wenigftens erwähnt.
* *
*
Die Ausftellung von Carlos Grethes Nachlaß
im KÜNSTLERHAUSE fagt, wie vorauszufehen
war, nichts Neues über die Perfönlichkeit des
Malers aus. Sie beweift wieder feine tüchtige
Art der Schilderung von Meer und Meeranwoh-
nern, die pch in den kleineren Bildern meift
beffer gibt als in den großen Stücken, wo
die Wucht der Emppndung nicht immer aus-
reichte. Einige Strandlandfchaften erfreuen be-
fonders durch die feine Tonigkeit.
* *
*
Bei SCHULTE ift die Münchener Luitpold-
gruppe eingezogen, mit einer großen Zahl von
Arbeiten, die alle ein tüchtiges Durchfchnitts-
können beweifen. Darüber hinaus ragt freilich
nur weniges. Etwa das Wildftilleben und die
Feftwiefe von Älfr. Marxer, die Raft im Winter
von Ludw. Puß, ein Studienkopf von Eugenie
von Piloty, Exters monumental aufgefaßtes
Porträt eines Geiftlichen, Böhningers Markt-
platz Purtfchers Hund und der italienifche
Badeort von Feiks, auf dem nur die Wogen-
kämme nicht gar fo unmöglich zu fein brauchten.
Von den anderen Kollektionen erfreut die Carl
Felberfche mit einigen ganz einfachen Sommer-
und Herbftlandfchaften und in der von Äug.
Böcher einige hübfche, wenn auch nicht eben
bedeutende Stilleben.
* *
*
Bei CASS1RER peht man wieder einmal eine
größere Ho dl er ausftellung, die doppelt inter-
effiert, weil es darin eine Anzahl ganz früher
Stücke gibt. Je mehr man davon kennen lernt,
um fo deutlicher peht man, daß Hodler von
allem Anfang an feine eigenen Wege gegangen
ift; auch da, wo man merkt, daß er pch Manet
und Renoir ebenfo gründlich angefehen hat, wie
Corot und Sisley. Hodler hat von vornherein
feine reiche helle Skala wie den Rhythmus feiner
Landfchaften und felbft das Prinzip der pa-
rallelen Ebenen vorgebildet und er ftilifiert von
allem Anfang an feine Landfchaften nach einer
ftrengen architektonifchen Äuffaffung. Neuer-
dings gibt er pch gern an allereinfachfte Motive
hin. Diefe Ausftellung enthält ein Bildchen einer
Kaftanienallee, auf der die violetten Schatten
der Mittagsftunden liegen, eine der fchönften
und großzügigften Landfehapen, die er gefchaffen
hat. Im oberen Stockwerk pndet man Still-
leben von Edmund Pick-Morino, von denen
nicht alle gleichmäßig gelungen pnd, die beften
aber mit ihrer Freude an der fchönen Farbe
und am virtuofen Vortrag ganz entfernt an die
Schuchfche Region erinnern, und eine Kollektion
von Bildern der Malerin Äugufta v. Zißewip,
von deren Kunß aber die Ausftellung im gra-
phifchen Kabinett bePere Vorftellungen gab.
Dann find noch einige farbige und gut gebaute
Bilder von Pietro Maruffig zu erwähnen.
* * *
Zwei fchöne Hodlerlandfchaflen, eine der
früheren, eine der mittleren Zeit, pnd die er-
freulichften Beftandteile einer Ausftellung der
Kunfthandlung HUGO MOSES. Denn der
Degner-Kollektion ift nicht viel Gutes nachzu-
rühmen. Einzig ein männlicher Bildniskopf fpridit
für feine Fähigkeit eindringlicher Charakteriftik.
* *
*
Einen befferen Begrip von der Entwicklung
und den Refultaten Degners gibt die Äusßel-
lung im GRAPHISCHEN KABINETT NEUMANN.
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Säle hin verteilt worden, wodurch eine mehr
unperfönliche Hochachtung und Wertfchät}ung
des Berliner Privatbepßes entgeht. Und da pch
vermutlich in nächfter Zeit Gelegenheit pnden
wird, hier auf den Berliner privaten Kunftbefit)
in gebührender Ausführlichkeit einzugehen, fo
will ich auch nicht verfuchen, die einzelnen bei-
tragenden Sammlungen zu charakterifieren. Nur
einiges wenige fei aus der Fülle noch heraus-
gegriffen. Eine Seltenheit in Privatfammlungen
ift ein Rubenswerk von der Qualität der Ma-
donna mit den weiblichen Heiligen bei Herrn
Koppel, das aus der Mechelner Äuguftinerkirdie
l'tammt. Es ift eine durchweg eigenhändige
Arbeit von höchfterFreiheit und zarteftem Schmelz
der Ausführung. Auch der in gleichem Befiß
befindliche van Dyck ift nicht alltäglich in feiner
ausnehmend frifchen, faft derben Realiftik. Herrn
Huldfchinsky gehört der wundervolle Metfu, die
Mutter mit ihrem kranken Kinde, ebenfo der
zarte Pieter de Hoogh (Gefellfchaft auf der
Terraffe), der wie fo viele der ausgeftellten
Bilder einen langen Stammbaum hat, und zum
Beften ihres Meifters gehören die Liebeskranke
und die Hochzeit von Jan Steen (Herr v. Pann-
wip und M. Kappel). Terborch ift würdig durch
die Frau am Tifch des Herrn Huldfchinsky ver-
treten, Potter mit dem Bilde der Sammlung
Kappel, Jan Vermeer van Delft durch die bereits
bekannte James Simonfche Brieffchreiberin. Selbft
feltene Meifter wie Trooft find gut repräfentiert,
durch das Berlfche Bild und durch die Moliere-
fche Szene, die inzwifchen in den Befijj des
Kaifer Friedrich-Mufeums übergegangen ift. Auf
den Reichtum der Gold- und Silberarbeiten oder
der italienifchen Kleinbronzen einzugehen ift
unmöglich. So feien denn nur noch die vier
pomphaften pandrifchen Gobelins nach Barent
van Orley aus dem Befiße des Grafen Tiele-
Winkler wenigftens erwähnt.
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Die Ausftellung von Carlos Grethes Nachlaß
im KÜNSTLERHAUSE fagt, wie vorauszufehen
war, nichts Neues über die Perfönlichkeit des
Malers aus. Sie beweift wieder feine tüchtige
Art der Schilderung von Meer und Meeranwoh-
nern, die pch in den kleineren Bildern meift
beffer gibt als in den großen Stücken, wo
die Wucht der Emppndung nicht immer aus-
reichte. Einige Strandlandfchaften erfreuen be-
fonders durch die feine Tonigkeit.
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Bei SCHULTE ift die Münchener Luitpold-
gruppe eingezogen, mit einer großen Zahl von
Arbeiten, die alle ein tüchtiges Durchfchnitts-
können beweifen. Darüber hinaus ragt freilich
nur weniges. Etwa das Wildftilleben und die
Feftwiefe von Älfr. Marxer, die Raft im Winter
von Ludw. Puß, ein Studienkopf von Eugenie
von Piloty, Exters monumental aufgefaßtes
Porträt eines Geiftlichen, Böhningers Markt-
platz Purtfchers Hund und der italienifche
Badeort von Feiks, auf dem nur die Wogen-
kämme nicht gar fo unmöglich zu fein brauchten.
Von den anderen Kollektionen erfreut die Carl
Felberfche mit einigen ganz einfachen Sommer-
und Herbftlandfchaften und in der von Äug.
Böcher einige hübfche, wenn auch nicht eben
bedeutende Stilleben.
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Bei CASS1RER peht man wieder einmal eine
größere Ho dl er ausftellung, die doppelt inter-
effiert, weil es darin eine Anzahl ganz früher
Stücke gibt. Je mehr man davon kennen lernt,
um fo deutlicher peht man, daß Hodler von
allem Anfang an feine eigenen Wege gegangen
ift; auch da, wo man merkt, daß er pch Manet
und Renoir ebenfo gründlich angefehen hat, wie
Corot und Sisley. Hodler hat von vornherein
feine reiche helle Skala wie den Rhythmus feiner
Landfchaften und felbft das Prinzip der pa-
rallelen Ebenen vorgebildet und er ftilifiert von
allem Anfang an feine Landfchaften nach einer
ftrengen architektonifchen Äuffaffung. Neuer-
dings gibt er pch gern an allereinfachfte Motive
hin. Diefe Ausftellung enthält ein Bildchen einer
Kaftanienallee, auf der die violetten Schatten
der Mittagsftunden liegen, eine der fchönften
und großzügigften Landfehapen, die er gefchaffen
hat. Im oberen Stockwerk pndet man Still-
leben von Edmund Pick-Morino, von denen
nicht alle gleichmäßig gelungen pnd, die beften
aber mit ihrer Freude an der fchönen Farbe
und am virtuofen Vortrag ganz entfernt an die
Schuchfche Region erinnern, und eine Kollektion
von Bildern der Malerin Äugufta v. Zißewip,
von deren Kunß aber die Ausftellung im gra-
phifchen Kabinett bePere Vorftellungen gab.
Dann find noch einige farbige und gut gebaute
Bilder von Pietro Maruffig zu erwähnen.
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Zwei fchöne Hodlerlandfchaflen, eine der
früheren, eine der mittleren Zeit, pnd die er-
freulichften Beftandteile einer Ausftellung der
Kunfthandlung HUGO MOSES. Denn der
Degner-Kollektion ift nicht viel Gutes nachzu-
rühmen. Einzig ein männlicher Bildniskopf fpridit
für feine Fähigkeit eindringlicher Charakteriftik.
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Einen befferen Begrip von der Entwicklung
und den Refultaten Degners gibt die Äusßel-
lung im GRAPHISCHEN KABINETT NEUMANN.
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