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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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11. Heft
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Freyer, Gerschom Kurt: Die kunstgewerbliche Sammlung des städtischen Museums zu Halle a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0440

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DIE KUNSTGEWERBLICHE SAMMLUNG DES STADT. MUSEUMS ZU HALLE a.S.

Giov. Batt. Bruftolone (Abb. 15), der ein Gemälde von
Canaletto (in der Ermitage zu Petersburg) wiedergibt.
Das Stück läßt [ich nebft einigen zugehörigen (Berlin,
London [South-Kenfington-Mufeum und Sammlung Rofen-
heim], Stuttgart) auf die Sammlung des Sir Horace Wal-
pole zurückführen, der fie im Jahre 1741 in Venedig
erwarb. Die Sammlung wurde 1842 in London ver-
weigert.

4. VERSCHIEDENES

Löwenkopf. Bronze. 12.—13. Jahrhundert (Abb.16).
Das Werk ftammt vom Portal des Hallenfer Rathaufes,
befand fich aber wahrfcheinlich urfprünglich an der An-
fang des 16. Jahrhunderts abgebrochenen St. Gertrud-
kirche. Der zackige Eifenreif am Außenrand ift nicht
Abb. 20. Perlmuttermedaillon zugehörig. Im Maule fißt ein Menfchenkopf. Die Backen,
von J. L. Meil. 1785 Augen und Nafe find ftark herausgetrieben und bilden

Durdime|fer 5,5:4,6cm mjt ihren glatten Buckeln einen reizvollen Gegenfaß zu

den fein und fcharf zifelierten Mähnen- und Schnurrbart-
haaren. Troß des verhältnismäßig kleinen Formats hat das Werk die kraftvolle Monu-
mentalität des frühen Mittelalters.

Handwärmer mit Gravierung, Kupfer vergoldet. Deutfeh, um 1510 -20
(Abb. 17). Die beiden Halbkugeln find innen durch Karabinerhaken zufammengehalten.
Die fehr feine Gravierung zeigt auf der oberen Halbkugel fechs Maßwerkkreife mit
der Madonna, Chriftus als Schmerzensmann, Anna felbdritt und drei weiblichen Heiligen,
in der Mitte eine Maßwerkrofette, auf der unteren Halbkugel eine vom Monogramm
Chrifti ausgehende Strahlenfonne und eine umlaufende gotifche Ranke. Eine Abbildung
und Befchreibung eines folchen Handwärmers findet fich in dem Skizzenbuch des
Villard de Honnecourt (1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Parifer Nationalbibliothek). Ähn-
liche Handwärmer befinden fich im Schaß von St. Peter, im Halberftädter Domfchaß,
im Berliner Kunftgewerbemufeum, in der Sammlung Figdor-Wien (Ende des 15. Jahr-
hunderts, mit Namen Wilhelmus) u. a.

Zinnhumpen mit Reliefzierat. Marienberg i. S., Mitte des 16. Jahrhun-
derts (Abb. 18). Der Hauptftreifen zeigt bacchifche Szenen, die durch Atlanten von-
einander gefondert find, darüber und darunter, fowie auf dem Deckel, Rollwerkornament-
ftreifen im Stile de Brys. Nach einer Bemerkung in der Dreyhauptfchen Chronik (1755)
foll diefer Krug aus dem Befiß Philipp Melanchthons ftammen. In diefem Falle wäre,
da Melanchthon 1560 geftorben ift, unfer Krug das früheft datierbare Stück fächfifchen
Edelzinns. Das Mufeum befißt (aus der Sammlung Lanna [II, Nr. 14]) eine Platte mit
vier Tonreliefs, von denen drei die bacchifchen Szenen des Zinnkruges wiederholen.

Chinefifcher Porzellankrug mit filbervergoldeter Faffung von Peter
Rockenthin, Halle, um 1650 (Abb. 19). Der Krug zeigt in Blaumalerei Chinefen in
einer Landfchaft und gehört zu jenen Exportarbeiten, wie fie in der erften Hälfte des
17. Jahrhunderts zahlreich für Europa angefertigt und hier in Silber gefaßt wurden.1
Die reich durchgebildete Henkelfaffung und der Deckel zeigen geftochene Blütenrofetten

1 Vgl. Perzynski, Burlington-Mag. 1910—11 und Zimmermann, Chinefifdies Porzellan (Leipzig 1913)
Taf. 541.

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