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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Bombe, Walter: Die Bramante-Ausstellungen in Mailand und in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0478

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DIE BRAMANTE-AUSSTELLUNGEN IN MAILAND UND IN FLORENZ

gelaf|en und monumentale Formen die Hauptfache find. In den erften Anfängen ftecken
geblieben ift fein im Aufträge des Papftes begonnener Palazzo di San Biagio in Via
Giulia, dicht am Tiber.

Weit wichtiger aber find die Arbeiten Bramantes am einheitlichen Ausbau des vati-
kanifchen Palaftes an Stelle der vorhandenen Stückbauten früherer Architekten. Der
Damafushof mit feiner Aufeinanderfolge von den ftarken unteren Pfeilern zu den
leichteren der beiden mittleren Stockwerke und zu den Säulen des oberften ift be-
wundernswert als Ausdruck des fchönen Proportionalbaus. Aber noch großartiger als
Baugedanke ift der Hof des Belvedere mit feiner Exedra, den prächtigen Treppen und
der als Raumanlage unvergleichliche, leider durch fpätere Einbauten in feiner Wirkung
gefchädigte Giardino della Pigna mit feiner koloffalen Nifche, die zu der Exedra des
Belvederehofes das Gegenftück bildet. — Im April 1506 legte Bramante den Grund-
ftein zu dem gewaltigften Bau, den je ein Architekt in Angriff genommen hat, zu
der Kirche S. Pietro in Vaticano.

Diefe römifche Tätigkeit Bramantes illuftriert die von Prof. Ferri und von Filippo di
Pietro mit gewohnter Umficht in den Uffizien arrangierte Ausftellung von Originalzeich-
nungen des Meifters und feines Kreifes. Zum größeren Teile find diefe Zeichnungen
fchon durch Heinrich von Gegmüller gewürdigt worden, weshalb wir uns hier damit be-
gnügen können, das Wichtigfte hervorzuheben. Eine Reihe von Zeichnungen, in denen
Gegmüller glaubte, die Vorprojekte für S. Peter erkannt zu haben, werden uns vor-
geführt, vom angeblich erften Entwurf (Rahmen 11), der gleich der definitiven Löfung
fehr nahe kommt, bis zu Blatt 7945 in Rahmen 12 mit der Wiedergabe der Bauteile,
auf denen fich die Kuppel erheben follte, und von jenem Blatt Nr. 20 in Rahmen 9,
das noch die von Roffellino errichtete Apfis und die genaue Angabe der Fundamente
der alten Petersbafilika enthält, bis zu dem in Rahmen 5 ausgeftellten Plan (nach Geg-
müller dem erften), einer aquarellierten Federzeichnung mit der Auffchrift Antonios da
Sangallo des Jüngeren: „Pianta di St0 Pietro di mano di bramante che non ebbe
effetto.“ Von Bedeutung ift ferner in Rahmen 8 ein Aufriß von S. Peter, der nach
den Veröffentlichungen Gegmüllers wieder aufgefunden wurde und in Rahmen 10 (Nr. 104),
Skizzen mit Andeutungen von Bauten, die S. Peter umgeben follten, daneben eine
Cinquecentozeichnung der dorifchen Säulen des Tempietto von S. Pietro in Montorio,
die in Nr. 135 in Rahmen 2 ihre Ergänzung findet. Das erftere der beiden Blätter
(Nr. 104) wird von Gegmüller als Originalzeichnung Bramantes angefehen. Die Ver-
bindung der Bafilika mit dem Belvedere zeigt uns Blatt 28 in Rahmen 20. Dann
folgen Aufnahmen der Wendeltreppe des Belvedere, Fra Giocondo zugefchrieben
(Rahmen 21, Nr. 1723), Bramante unter Vorbehalt zugeteilte Studien zum Hofe des
Belvedere (ebenda, Nr. 7946). Zwei Pläne zu dem Palazzo di San Biagio in Via Giulia
(Nr. 136 und 1719 in Rahmen 24), der eine von der Hand eines unbekannten Meifters,
der andere von Giuliano da Sangallo. Zahlreiche Studien Baldaffarre Peruzzis, die
auf S. Peter Bezug haben (Rahmen 17—19), ein Palaftentwurf mit Portikus, Bramante
traditionell zugefchrieben, aber wohl von einem Florentiner Meifter in der Art des älteren
Antonio da Sangallo (Nr. 242 und 560 in Rahmen 27). Es find ferner ausgeftellt die
heute fämtlich beftrittenen Kupferftiche und eigens hergeftellten Aufnahmen bekannter
und wenig bekannter Werke Bramantes, die von der Generaldirektion der Schönen
Künfte zur Verfügung geftellt worden find, alles in allem eine höchft dankenswerte
und inftruktive Ausftellung, die jene andere in Mailand auf das glücklichfte ergänzt.

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