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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0500

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STATTGEHABTE AUKTIONEN

auf, der für feine kunfthiftorifche Bibliothek für
etwa 200000 fr. Zeichnungen und Bücher er-
warb. Er hat [ich wieder einmal hohe Ver-
diente erworben, indem er in fo großartiger
Weife feine Bibliothek zu bereichern wußte.
Doucet erwarb das Gefamtwerk von Jacques
Ändrouet — 1276 Nummern, architektonifche,
kunftgewerbliche, allegorifdie und groteske Zeich-
nungen — für 51000 fr. (gef. 40000 fr.); ferner
das Gefamtwerk des Ornamentiften Delaume für
9000 fr., eine Sammlung kunftgewerblicher Zeich-
nungen von Boyvin für 2000 fr., Zeichnungen
für Schmuckgegenftände von Daniel Mignot für
8000 fr., eine koftbare Sammlung —1147 Blätter—
von Kleinmeiftern des 16. und 17. Jahrhunderts
der deutfchen, franzöfifchen, niederländifchen und
italienifchen Schulen für 37000 fr., eine Samm-
lung von Brofamer für 12000 fr., eine Samm-
lungen Zeichnung von Flindt für 5100 fr., eine
zweite desfelben Meifters von 1551 für 5700 fr.,
das Werk Michel Le Blon genannt Blondus für
8100 fr. und eine Gitterfammlung von Boucher
für 4100 fr. Das „Musee des arts decoratifs“
erwarb ein vollftändiges Exemplar der Werke
von Lalonde für 5300 fr. Von mittleren Preifen
feien hervorgehoben: Boyvin, Zeichnungen für
Schmuck: 5000 fr. — Foillet, Pourtraits de point
coupe et dantelies: 3650 fr. — Woeiciot, Ent-
würfe für Schmuck: 5530 fr. — Derf., Degen-
entwürfe: 3300 fr. — Jacquard, Entwürfe für
Türfchlöffer: 3700 fr. — Tory, ein Stundenbuch
von 1543 mit altem Einband: 7250 fr. — Von
Büchern: Nr. 7. Blondel, Ärchitecture Franchise
(1752—1756): 5800 fr. — Nr. 22. Dietterlin, Ärchi-
tectura von Äusstheilung Symmetria: 200 fr. —
Nr. 23. du Cerceau, Le premier et le second
volume des plus excellents Bastiments de France
(1576—1579): 4500 fr. — Nr. 24. Dürer, Under-
weyfung der Meffung alter Einband: 820 fr.

Die zweite Verfteigerung der Sammlung C r e s p i,
die am 6. Juni im Hotel Drouot ftattfand, war
ein vollftändiger Mißerfolg und endete mit dem
jämmerlichen Ergebnis von 20125 fr.

* *

*

Am 9.—11. Juni fand wieder einmal die Ver-
fteigerung einer bedeutenden Sammlung von
Kunftwerken des 18. Jahrhunderts ftatt. Wie
fchon vor zwei Jahren erwies [ich auch bei der
Verfteigerung der Galerie des Marquis d e B i r o n,
wie immer, wenn es fich um Werke diefer Zeit
handelt, der Händlerring als mächtig und dikta-
torifch. Wer Kunftwerke des 18. Jahrhunderts
nicht vielfach überzahlen will, dem ift nicht zu
raten auf folchen Verfteigerungen zu kaufen, wo
die einzelnen Gegenftände durch gewiffe Machen-
fchaften in die Höhe getrieben werden. Es

fdieint mir ganz richtig, daß die Deutfchen auf
diefen Verfteigerungen pch des Kaufes enthalten.
Mag es einerfeits bedauerlich fein, daß das
18. Jahrhundert in deutfchen Galerien und Privat-
fammlungen nicht beffer vertreten find, fo gibt
es doch andrerfeits heutzutage wichtigere Sam-
melgegenftände als Bilder von Boucher, Latour
und den franzöfifchen Kleinmeiftern, zumal die
Parifer Händler für diefelben Preife verlangen,
die ein deutfcher Sammler oder Mufeumsbeamter
kaum wird verantworten können. Nach den
offiziellen Berichten wurden für die Sammlung
des Marquis Biron 2086685Francs erzielt; dar-
unter einzeln:

ZEICHNUNGEN. Nr. 11. Clodion, Die kleine
Satyre (gef. 15000 fr.): 17500 fr., an Levy. —
Nr. 16. Fragonard (?), Springbrunnen (gef.
10000 fr.): 9000fr., an Paulme. — Nr. 17. Derf.,
Garten der Villa Negroni (gef. 20000 fr.): 24000 fr.,
an Paulme. — Nr. 19. Derf., Galantes Feft (gef.
25000 fr.): 29500 fr., an Seligmann. — Nr. 29.
Ingres, Raphael et la Fornarine (gef. 2000 fr.):
3000 fr., an das Petit Palais. — Nr. 30. Derf.,
M. Lavergne (gef. 10000 fr.): 15000 fr., an das
Petit Palais. — Nr. 31. Derf., desgl. (gef. 15 000 fr.):
15000 fr., an das Petit Palais. — Nr. 34. Derf.,
Odaliske und Sklave (gef. 15000 fr.): 24500 fr.,
an das Petit Palais. — Nr. 39. La Tour, Du-
mont, le Romain (gef. 15000 fr.): 28900 fr., an
Seligmann. — Nr. 45. Prud’hon, Gerechtigkeit
und göttliche Rache (gef. 2000 fr.): 2100 fr., an
das Mufeum in Lyon. — Nr. 57. Gabriel de
Saint-Äubin,Triumph der Liebe (gef. 25 000 fr.):
26500 fr., an Meyer. — Nr. 63. Watteau, Drei
Studien (gef. 18000 fr.): 19000 fr., an Wildenftein.

GEMÄLDE. Nr. 70. Lawrence, Weibliches
Bildnis (gef. 40000 fr.): 46000 fr., an Paulme. —
Nr. 74. Hubert Robert, Park von Saint-CIoud
(gef. 30000 fr.): 50000 fr., an Demotte.— Nr. 75.
Derf., Die Brücke (gef. 20000 fr.): 25000 fr., an
Ganay.

PLASTIK. Nr. 89. Bernini, Hl. Bibiana (gef.
6000 fr.): 7600 fr., an Paulme. — Nr. 90. Derf.,
Büfte eines Kardinals (gef. 12000 fr.): 11500 fr.,
an Wildenftein. — Nr. 98. Clodion, Hermes
(gef. 12000 fr.): 11500 fr., an Fix Maffeau. —
Nr. 99. Derf., Zentaur und Bacchantin (gef.
20000 fr.): 26000 fr., an Fix Maffeau. — Nr. 105.
Le Moyne, Marfchall von Löwendal (gef.
40000 fr.): 39000 fr., an Seligmann.

Für über 200 alte Rahmen wurden etwa
250000 fr. bezahlt. Für einen Ärbeitstifch (Nr.363)
wurden 141000 fr. (gef. 150000 fr.) gezahlt; es
kamen noch andere Möbel Louis XVI. zur Ver-
fteigerung, von denen die Hauptftücke 20000 bis
50000 fr. brachten.

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