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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0556

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN

Das Heimbacher Reliquienkreuz
trägt die kennzeichnenden Formen
der rheinifchen Gold[chmiedekunft
der Frühgotik. Der feine Schaft
mit dem kraftvollen Nodus wächft
aus dem flachen, rechteckigen Fuß,
deren koftbarfter Schmuck zwei trans-
lucide Emailplatten mit den knie-
enden Stiftern fowie zwei runde
Abb. 4. Gotifcher Gekreuzigter, Köln, Kunrtgewerbe- Wappenmedaillons find. Die Ga-

rheinifdi, 14. Jahrhundert «Weum belung des Schaftes trägt eine

Kriftallphiole und zu feiten des Ge-
kreuzigten je ein gotifches Bogenfenfter mit Reliquienbehälter. Der Schmuck des Kreuzes
ift einfach: eingeritjtes gotifches Blattwerk und gleichmäßig, fparfam verteilte Kriftallfteine.

noch erkennbar ift. Die heitere,
faft bunte Farbenwahl des Email
entfpricht der des Darmftädter Re-
liquiars: weiß, dunkel- und lichtblau,
gelb, dunkelgrün und eifenrot. ln
der Mitte der Platte ift eine Öff-
nung in Form des romanifchen
Schlüffellochs.

Daß die Platte zu dem Darm-
ftädter Kuppelreliquiar gehört, geht
außer der genau entfprechenden
Größe und Form aus der voll-
ftändigen ftiliftifchen Übereinftim-
mung hervor, die fich bis auf die
kleinfte Eigenart der Schriftformen
und der Art der Unterfchrift erftreckt.1
Eine der bedeutendften Goldfchmiede-
und Emailarbeiten der Rheinlande ift
das Kreuz der Grafen von Ifen-
burg (Abb. 2 und 3) aus dem Befilj
der Gemeinde Heimbach-Weiß bei
Coblenz. Es gehört in die Gruppe
der rheinifchen Silberfchmelzarbeiten
der Frühgotik, die durch den Schrein
der Greta Pfrumborn aus Speier
und des Gradier Altärchens gekenn-
zeichnet ift. Beide Werke find heute
in Amerika. Um fo wichtiger ift es,
daß wenigftens ein Stück diefer Gat-
tung dem heimifchen Kunftbefiß er-
halten blieb.

1 Creufe, Jahresbericht des Kunftgewerbe-Mufeums der Stadt Köln 1912, S. 12.

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