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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0559

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUfflS DER STADT KÖLN

der Kölner Dombibliothek, ein Kelch
und verfchiedene Silberfchmelzftücke der
Sammlung Schnütgen ftammen aus Köln.

Ebenfo weift dasGracher Emailaltärchen
auf Kölner Urfprung. Und endlich ift
es nicht unwahrfcheinlich, daß die hand-
werklich und künftlerifcli aufs höchfte
gefteigerteFähigkeit der Kölner Schmelz-
werkftätten der romanifchen Zeit fielt
bis in der Frühgotik erhielt, um fich
im 13. und 14. Jahrhundert für die
[chwierige Technik des transluciden
Emails die gleiche Führerfchaft zu er-
ringen, die fie vordem auf dem Ge-
biete des Grubenfchmelzes fchon befaß.

Von den andern Emailarbeiten ift
namentlich ein Limoger Bifchofsftab des
beginnenden 13. Jahrhunderts bemer-
kenswert. ln der Krümme ift in plafti-
fcher Darftellung aus vergoldetem Kupfer
der hl. Michael, der den Drachen tötet.

Es ift eine in der Form fehr gefchickte,
leichtflüffige Arbeit von feinem künft-
lerifchen Gefühl belebt. Wenn fie audi
auf den umfangreichen Werkftattbetrieb
von Limoges hinweift durch die faft
völlige Übereinftimmung der Form und
Farben mit ähnlichen Stücken auch
in Spanien finden fich noch verwandte
aus Limoges eingeführte Arbeiten-- fo
ift die Sicherheit des Gefchmacks, der
Reiz der Formbildung und der Maß-
verhältniffe fo groß, daß fie für die
franzöfifche Auffaffung eines allfeitig
abgewogenen, harmonifchen Aufbaus
als vorbildlich gelten kann.

Aus gotifcher Zeit, aus der erften
Hälfte des 14 Jahrhunderts ftammen Abb. 7. Scheibe aus Thorn, Köln, Kunftgewerbe-

J . nm 1 Mufeum

zwei vierpaßförmige Kupferplatten mit um 1JUU

Darftellungen der Evangeliften, Kölner Durchfchnittsarbeiten, wie fie in der gotifchen
Goldfchmiedekunft vielfach verwertet wurden. Auf dem Gebiete der kölnifchen und
niederrheinifchen Bildnerei wurden zwei bemerkenswerte Ergänzungen vorgenommen.
Ein frühgotifcher Gekreuzigter aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts in der natur-
wirklichen, herben Auffaffung, die nur wenige Jahre, kaum zwei Jahrzehnte lang, die
niederrheinifche Kunft durchdrang, während des Übergangs von dem großzügigen,
wirklichkeitsfremden Stil des 13. Jahrhunderts zu der Verbürgerlichung und dem Wahr-
heitsftreben des 14. und 15. Jahrhunderts (Abb. 4). Ähnlich der Gekreuzigte in St. Maria

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