Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0560
DOI Heft:
15. Heft
DOI Artikel:Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0560
NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN
flbb. 7a. Glasgemälde, Süddeutfchland, 1512
Köln, Kunftgewerbe-Mufeum
im Kapitol und in St. Severin in Köln, im Germanifchen Mufeum in Nürnberg. Neben
diefer kölnifchen Arbeit, in der [ich das franzöfi[ch-belgifche Schönheitsgefühl mit dem
überftrömenden rheinifchen Gefühlsgehalt vermifcht, bietet eine fächfifche Arbeit des
zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts eine willkommene Ergänzung der Kruzifix-
fammlung des Schnütgen-Mufeums (Abb. 5).
Aus fpätgotifcher Zeit ftammt eine Abendmahlsgruppe, vollrund gefchni&t, aus
Eichenholz, aus der Sammlung Carl Roettgen in Bonn (Abb. 6). Sie ift kennzeichnend
für die niederländifch-niederrheinifche Kunft. Um einen fchräg geteilten Tifch find
Chriftus und die zwölf Jünger angeordnet. Dargeftellt ift der Augenblick, in dem die
Jünger aufgeregt und erfchreckt Chriftus nach dem Verräter fragen. Es ift eine nieder-
rheinifdi-weftfälifche Arbeit — fie ftammt aus Coesfeld — die [ich aus verfchiedenen
Vorbildern in Holland erklären läßt. Für die Anordnung mag Dirk Bouts maßgebend
gewefen fein — ähnliche das Holländifche ftärker betonende Gruppen hat die Utrechter
Schule gefchaffen — für das Handwerkliche, die Wahl des Holzes, die Art des
Schneidens gibt der Niederrhein die Erklärung.
Von den Glasmalereien feien zwei farbig wirkungsvolle Stücke des Mittelalters er-
wähnt: Sdieiben mit Engeln aus der Gegend von Thorn, um 1300 (Abb. 7), fowie
eine runde Monolithfeheibe mit der Darftellung der Kreuzigung und der Jahreszahl
1512, die auf der Auktion Lanna (Kat. II Nr. 801) erworben wurde (Abb. 7a). Sie ift
bezeichnend für die weiche malerifche Auffaffung, die maßvolle, formfehöne Art Süd-
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flbb. 7a. Glasgemälde, Süddeutfchland, 1512
Köln, Kunftgewerbe-Mufeum
im Kapitol und in St. Severin in Köln, im Germanifchen Mufeum in Nürnberg. Neben
diefer kölnifchen Arbeit, in der [ich das franzöfi[ch-belgifche Schönheitsgefühl mit dem
überftrömenden rheinifchen Gefühlsgehalt vermifcht, bietet eine fächfifche Arbeit des
zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts eine willkommene Ergänzung der Kruzifix-
fammlung des Schnütgen-Mufeums (Abb. 5).
Aus fpätgotifcher Zeit ftammt eine Abendmahlsgruppe, vollrund gefchni&t, aus
Eichenholz, aus der Sammlung Carl Roettgen in Bonn (Abb. 6). Sie ift kennzeichnend
für die niederländifch-niederrheinifche Kunft. Um einen fchräg geteilten Tifch find
Chriftus und die zwölf Jünger angeordnet. Dargeftellt ift der Augenblick, in dem die
Jünger aufgeregt und erfchreckt Chriftus nach dem Verräter fragen. Es ift eine nieder-
rheinifdi-weftfälifche Arbeit — fie ftammt aus Coesfeld — die [ich aus verfchiedenen
Vorbildern in Holland erklären läßt. Für die Anordnung mag Dirk Bouts maßgebend
gewefen fein — ähnliche das Holländifche ftärker betonende Gruppen hat die Utrechter
Schule gefchaffen — für das Handwerkliche, die Wahl des Holzes, die Art des
Schneidens gibt der Niederrhein die Erklärung.
Von den Glasmalereien feien zwei farbig wirkungsvolle Stücke des Mittelalters er-
wähnt: Sdieiben mit Engeln aus der Gegend von Thorn, um 1300 (Abb. 7), fowie
eine runde Monolithfeheibe mit der Darftellung der Kreuzigung und der Jahreszahl
1512, die auf der Auktion Lanna (Kat. II Nr. 801) erworben wurde (Abb. 7a). Sie ift
bezeichnend für die weiche malerifche Auffaffung, die maßvolle, formfehöne Art Süd-
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