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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Willemsen, Heinrich: Die neue Düsseldorfer Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0581

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DIE NEUE DÜSSELDORFER GALERIE

Äbb. 6. TH. ALT, Bildnis eines Hundertjährigen

Kunfthalle und-ging dann nach Paris zur Auktion. So blieb nur der Weg der

mühevollen Kleinarbeit. Ihr erftes Refultat präfentiert fich nunmehr in dem großen
Saale der Kunfthalle und weift deutlich die Ziele und Abfichten auf, die bei den An-
käufen geltend gewefen find.

Der Gefamteindruck zunächft ift recht vorteilhaft und zeugt von folidem, ficherem
Gefchmack und Urteil. Die Tendenz ift die bei einer neuen Galerie einzig mögliche
die Entwicklung der Malerei des 19. Jahrhunderts in charakteriftifchen, möglichft qua-
litätvollen Werken zu verdeutlichen, in Werken und Meiftern, die der kritifchen Er-
örterung entrückt find. Daneben aber gibt fich die Abficht kund, in vorfichtiger Weife
auch jüngere Künftler heranzuziehen, über die das Urteil noch nicht feftfteht. Für die
Richtung der Ankäufe war der Weg durch die lokalen Verhältniffe leicht gewiefen. Zu-
nächft galt es in der Düffeldorfer Kunft unter Entfernung vieles Unbedeutenden — man
fand den nachahmenswerten Ausweg, diefe Bilder als Schmuck öffentlicher Gebäude
nutzbringend zu verwenden, — die vorhandenen Lücken auszufüllen. Das ift nun an
einzelnen Stellen mit Glück gelungen. Knaus ift mit drei kleinen Bildern eingezogen,
darunter zwei meifterlich gemalten Damenporträts von vornehmer Anmut. Zu den bib-
lifchen Landfchaften von Sdiirmer ift eine romantifche getreten: ein Waldtal mit einem
im Waffer fich fpiegelnden Schloß; ganz unzulänglich fällt darin die Löfung des atmo-
fphärifchen Problems aus, das fich der Maler geftellt hatte: Kampf der Sonne mit auf-
ziehendem Unwetter. Neu eingereiht ift Carl Ludwig mit einer tüchtigen deutfchen
Mittelgebirgslandfchaft: herbftliche Heide und Wald bei bedecktem Himmel, von ftarker
Melancholie. Sogar Andreas Achenbach erfcheint von einer ganz anderen Seite: in
der „Alten Akademie" bringt er ein fpijz gemaltes Stück Gegenftandsmalerei; fonnenbe-
fchienene helle Wände in fdiarfer Klarheit, peinlich genau gegebene verfallene und halb
abgebrochene Gebäude daneben und der Platz vor der Akademie von Verkäufergruppen

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