Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0583
DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:Willemsen, Heinrich: Die neue Düsseldorfer Galerie
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DIE NEUE DÜSSELDORFER GALERIE
Abb. 8. F. v. UHDE, Arbeitende Mädchen
in glücklichfter Weife durch ein reifes Werk von 1875, „Kühe auf der Weide“, das nicht
nur meifterhaft in der Tiermalerei ift, fondern auch ein Stück Naturerlebnis gibt; ein
warmes, goldiges Licht erfüllt Luft und Waffer, fpiegelt fich in dem glänzenden Fell
der Kühe und faugt die Ferne gleichfam in fich auf. Mit Burnier ift zu nennen die
intime Tiermalerei von Seibels. Das in Düffeldorf viel gemalte und begehrte Jagd-
bild ift durch eine temperamentvolle Saujagd von Deiker, das Interieur durch ein
gutes kleines Bild von Karl Maria Segppel eine im Dämmerlicht liegende Ecke
einer Bauernftube mit auffchimmerndem grünen Kachelofen — und durch eine beach-
tenswerte Impreffion von Gerhard Janfen repräfentiert: „Alte Bockhalle in Düffel-
dorf“, die raucherfüllte Wirtsftube in kaltem Spätlicht, in das fich vom Hintergründe
her zaghaft ein wärmeres Lampenlicht mifcht. Endlich ift auch te Peerdt bei Gelegen-
heit der Ausftellung bei Flechtheim unter die Auserwählten aufgenommen worden. Als
einzige problematifche Erwerbung ift die „Hiftorifche Szene“ von Deußer zu bezeichnen,
ein knapp gefaßter Entwurf offenbar zu einem Wandbilde, von dem Deußer, der längft
auf anderen Wegen geht.
Den Übergang von der Düffeldorfer Kunft zur allgemein deutfchen bildet Feuer-
bach, der doch auch einmal Düffeldorfer war, wenn auch feine Bahn fich von der
hier üblichen bald trennte. Bisher in der Kunfthalle unvertreten, erfcheint er jeßt mit
der dritten Faffung der Iphigenie; Iphigenie, eine Frau mit machtvollen Formen, ftehend
an einen Fels am Meer gelehnt, den Blick in die Weite gerichtet; das Gewand, zu
dem der Himmel geftimmt ift, olivfarben, der Mantel violett, das Meer grün in blau
verdämmernd. Es ift ein Bild, das den Befchauer immer mehr in feinen Bann zieht
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Abb. 8. F. v. UHDE, Arbeitende Mädchen
in glücklichfter Weife durch ein reifes Werk von 1875, „Kühe auf der Weide“, das nicht
nur meifterhaft in der Tiermalerei ift, fondern auch ein Stück Naturerlebnis gibt; ein
warmes, goldiges Licht erfüllt Luft und Waffer, fpiegelt fich in dem glänzenden Fell
der Kühe und faugt die Ferne gleichfam in fich auf. Mit Burnier ift zu nennen die
intime Tiermalerei von Seibels. Das in Düffeldorf viel gemalte und begehrte Jagd-
bild ift durch eine temperamentvolle Saujagd von Deiker, das Interieur durch ein
gutes kleines Bild von Karl Maria Segppel eine im Dämmerlicht liegende Ecke
einer Bauernftube mit auffchimmerndem grünen Kachelofen — und durch eine beach-
tenswerte Impreffion von Gerhard Janfen repräfentiert: „Alte Bockhalle in Düffel-
dorf“, die raucherfüllte Wirtsftube in kaltem Spätlicht, in das fich vom Hintergründe
her zaghaft ein wärmeres Lampenlicht mifcht. Endlich ift auch te Peerdt bei Gelegen-
heit der Ausftellung bei Flechtheim unter die Auserwählten aufgenommen worden. Als
einzige problematifche Erwerbung ift die „Hiftorifche Szene“ von Deußer zu bezeichnen,
ein knapp gefaßter Entwurf offenbar zu einem Wandbilde, von dem Deußer, der längft
auf anderen Wegen geht.
Den Übergang von der Düffeldorfer Kunft zur allgemein deutfchen bildet Feuer-
bach, der doch auch einmal Düffeldorfer war, wenn auch feine Bahn fich von der
hier üblichen bald trennte. Bisher in der Kunfthalle unvertreten, erfcheint er jeßt mit
der dritten Faffung der Iphigenie; Iphigenie, eine Frau mit machtvollen Formen, ftehend
an einen Fels am Meer gelehnt, den Blick in die Weite gerichtet; das Gewand, zu
dem der Himmel geftimmt ift, olivfarben, der Mantel violett, das Meer grün in blau
verdämmernd. Es ift ein Bild, das den Befchauer immer mehr in feinen Bann zieht
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