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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Willemsen, Heinrich: Die neue Düsseldorfer Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0584

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DIE NEUE DÜSSELDORFER GALERIE

und erft allmählich [eine fcheue Innerlichkeit ent-
hüllt. Es bildet eine Hauptzierde der Galerie.
Feuerbach reiht [ich in einer vortre[[lichen Er-
werbung Hans von Marees an: aus bläulich
dämmernder Waldland[cha[t leuchten in vor-
nehmer Aufteilung der Fläche drei männliche
Akte in warmem Flei[chton auf, zwei ftehende
Jünglinge und ein [ißender, in [ich verfunke-
ner, in zeitlofer Exiftenz. Der dritte der Deutfch-
römer, Böcklin, tritt gleich mit vier Bildern
in die Sammlung ein. Es find freilich keine
der großen und anfpruchsvollen Hauptwerke,
fondern alle kleineren Umfangs. Da ift zunächft
das köftliche und humorvolle Paar „Ruggiero
und Angelica“, die Zufammenftellung des weib-
lichen Aktes und des fchwarzgerüfteten Ritters
in gegenfäßlicher Bewegung; das Mädchen, in
dem [trahlenden Glanz [eines Fleifches noch
gehoben durch den Mantel, den der Ritter ihm
gerade umzuhängen im Begriffe ift, in der Pofe
der Gfchamigen; der Ritter in unbeirrter Sach-
lichkeit, der abgefchlagene Drachenkopf aber
bemüht, mit hervorquellendem Auge noch etwas
von Angelicas Reizen zu erhafchen; das Ganze
von froher Farbigkeit. Dann koloriftifch in
dem fahlen Fleifchton und den [ich darüber
breitenden Schatten des Todes [ehr fein, in-
haltlich zu aufdringlich „Kleopatra“, wie [ie zu-
rückgelehnt die Schlange an ihren Bufen anfeßt.
Den Bildnismaler repräfentiert das lebendige
Porträt der Frau Gurlitt und ihres Söhnchens
mit einem unangenehmen grauen Ton des
Fleifches, den Landfehafter die Skizze zu einer
Villa am Meer, die gerade in ihrer Flüchtigkeit
und ihrem warmen goldbraunen, das ganze
Bild durchdringenden Ton von inniger Wirkung
ift. Ein in Auffaffung und Farbe vornehmes
Damenporträt von Klinger reiht [ich hier an,
das [ich, frei von jeder Gedankenbläffe, rein
malerifch gibt.

Der Leibikreis [teilt [ich jetjt in zwar noch
wenigen, aber guten Werken dar. Auf Leibi
felbft ift — zunächft wenigftens — verzichtet,
da die hervorragende Sammlung des Wallraf-
Richarß-Mufeums in leicht erreichbarer Nähe ift;
Schuch war fchon vorher gut vertreten. Jeßt
kommt Leibis treuefter Genoffe Sperl mit einer [einer [tillen, tonigen Gebirgsland-

flbb. 9. F. HODLER, Der Gärtner

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