Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0586
DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:Willemsen, Heinrich: Die neue Düsseldorfer Galerie
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DIE NEUE DÜSSELDORFER GALERIE
Äbb. 11. FR. SCHIDER, Der englifche Garten in München
gelbe Farbflächen von geringer Differenz geftellt; allein fchon, wie die helle Joppe fich
von dem hellen Hintergründe löft, ift ein Zeichen höchfter Kunft. Von Liebermann
führt der Weg in konfequenter Entwicklung zu dem reifen Herrenporträt von Max
Beckmann in großem Hochformat; blaugrün das Beinkleid und der Hintergrund, fchwarz
der Gehrock, terrakottafarben der Teppich. Was aber dem Bildnis feine Bedeutung
gibt, ift die Kraft der Geftaltung, die das Zufällig-Perfönliche zum Typifchen ftei-
gert: der Snob. Zu den fchon vorhandenen Kommunikantinnen des Dresdeners Gott-
hardt Kuehl tritt in glücklicher Ergänzung der intereffante Blick über Dächer auf
die wuchtige Maffe der Hofkirche. Blut- und temperamentvoll find die beiden Werke
von Uhde: die drei Kinder in der vom Sonnenlicht erfüllten Laube, das auch den
Gefichtern einen ftillen Glanz gibt, und das in burfchikofer Attitüde auf einem Stuhl
vor dem Kamin fißende, vom warmen Schein des Feuers überftrahlte lebenfprühende
junge Mädchen. Daneben erfcheint die ehrliche und folide Sachlichkeit der „Dame mit
Autokappe“ von Kalckreuth etwas trocken. Mit Hodlers groß gefchautem „Gärtner“
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Äbb. 11. FR. SCHIDER, Der englifche Garten in München
gelbe Farbflächen von geringer Differenz geftellt; allein fchon, wie die helle Joppe fich
von dem hellen Hintergründe löft, ift ein Zeichen höchfter Kunft. Von Liebermann
führt der Weg in konfequenter Entwicklung zu dem reifen Herrenporträt von Max
Beckmann in großem Hochformat; blaugrün das Beinkleid und der Hintergrund, fchwarz
der Gehrock, terrakottafarben der Teppich. Was aber dem Bildnis feine Bedeutung
gibt, ift die Kraft der Geftaltung, die das Zufällig-Perfönliche zum Typifchen ftei-
gert: der Snob. Zu den fchon vorhandenen Kommunikantinnen des Dresdeners Gott-
hardt Kuehl tritt in glücklicher Ergänzung der intereffante Blick über Dächer auf
die wuchtige Maffe der Hofkirche. Blut- und temperamentvoll find die beiden Werke
von Uhde: die drei Kinder in der vom Sonnenlicht erfüllten Laube, das auch den
Gefichtern einen ftillen Glanz gibt, und das in burfchikofer Attitüde auf einem Stuhl
vor dem Kamin fißende, vom warmen Schein des Feuers überftrahlte lebenfprühende
junge Mädchen. Daneben erfcheint die ehrliche und folide Sachlichkeit der „Dame mit
Autokappe“ von Kalckreuth etwas trocken. Mit Hodlers groß gefchautem „Gärtner“
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