DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:Willemsen, Heinrich: Die neue Düsseldorfer Galerie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0588
DIE NEUE DÜSSELDORFER GALERIE
Äbb. 13. K. TROYON, Friihlingslandfdiaft
Da ift der kultivierte Ferdinand Waldmüller mit [einer wienerifchen Anmut und
Leichtigkeit in einer ländlichen Szene: „Jedes will das Erfte [ein“. Wie die Mädchen
zur Großmutter laufen, das gibt ihm Gelegenheit, Bewegung, fliegende Röcke zu zeigen,
und dazu entfaltet [ich die Luftigkeit der lebhaften Farbe, befonders das knallende
Blau des fommerlichen Himmels und der flatternden Röcke. Gegen Waldmüller er-
fcheinen die Schwind und Richter koloriftifch arm. Moriß von Schwinds „Käthchen
von Heilbronn“ gibt das an [ich anfprechende Motiv des unter dem blühenden Holun-
derbufch fchlafenden Mädchens und des über fie gebeugten Jünglings recht hart. Eher
gehen in Ludwig Richters kleiner „Ideallandfchaft“ gerade wegen des kleinen For-
mats und der humorvollen [pißen Malweife Form und Inhalt zufammen.
Wenn auch bei den Erwerbungen für die Galerie mit Recht aller Nachdruck auf die
deutfche Kunft gelegt i[t, weil es [ie vor allem zu repräfentieren gilt, [o wird es doch
auch nötig [ein, richtunggebende Werke fremder, alfo zumeift franzöfifcher Kunft zu
befchaffen, um auch die Einflüße aufzuweifen, die deutfche Maler, [ei es beftimmt,
[ei es in ihrer eigenen Art geftüßt und gefördert haben. Daß die Abficht dazu be-
[teht, läßt die Ausftellung bereits erkennen: Ingres, Troyon, Manet und Puvis de Chavan-
nes find fchon vertreten. Das Bildnis des Marquis de Molins (1838) zeigt die ganze
Feinheit in der Modellierung und die überlegene Kultur, die Ingres' Porträtkunft eigen
ift. Höchft reizvoll, überdies in ihrer Tierlofigkeit eine Singularität ift die Frühlings-
landfchaft von Troyon, der Blick vom Hügellande in die verfchwimmende Ferne; im
Vordergründe ziehen [ich blühende Obftbäume herauf und geben gefchickt verteilte
Gruppen von Spaziergängern Leben und dem Blick die Richtung. Des feierlichen Puvis
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Äbb. 13. K. TROYON, Friihlingslandfdiaft
Da ift der kultivierte Ferdinand Waldmüller mit [einer wienerifchen Anmut und
Leichtigkeit in einer ländlichen Szene: „Jedes will das Erfte [ein“. Wie die Mädchen
zur Großmutter laufen, das gibt ihm Gelegenheit, Bewegung, fliegende Röcke zu zeigen,
und dazu entfaltet [ich die Luftigkeit der lebhaften Farbe, befonders das knallende
Blau des fommerlichen Himmels und der flatternden Röcke. Gegen Waldmüller er-
fcheinen die Schwind und Richter koloriftifch arm. Moriß von Schwinds „Käthchen
von Heilbronn“ gibt das an [ich anfprechende Motiv des unter dem blühenden Holun-
derbufch fchlafenden Mädchens und des über fie gebeugten Jünglings recht hart. Eher
gehen in Ludwig Richters kleiner „Ideallandfchaft“ gerade wegen des kleinen For-
mats und der humorvollen [pißen Malweife Form und Inhalt zufammen.
Wenn auch bei den Erwerbungen für die Galerie mit Recht aller Nachdruck auf die
deutfche Kunft gelegt i[t, weil es [ie vor allem zu repräfentieren gilt, [o wird es doch
auch nötig [ein, richtunggebende Werke fremder, alfo zumeift franzöfifcher Kunft zu
befchaffen, um auch die Einflüße aufzuweifen, die deutfche Maler, [ei es beftimmt,
[ei es in ihrer eigenen Art geftüßt und gefördert haben. Daß die Abficht dazu be-
[teht, läßt die Ausftellung bereits erkennen: Ingres, Troyon, Manet und Puvis de Chavan-
nes find fchon vertreten. Das Bildnis des Marquis de Molins (1838) zeigt die ganze
Feinheit in der Modellierung und die überlegene Kultur, die Ingres' Porträtkunft eigen
ift. Höchft reizvoll, überdies in ihrer Tierlofigkeit eine Singularität ift die Frühlings-
landfchaft von Troyon, der Blick vom Hügellande in die verfchwimmende Ferne; im
Vordergründe ziehen [ich blühende Obftbäume herauf und geben gefchickt verteilte
Gruppen von Spaziergängern Leben und dem Blick die Richtung. Des feierlichen Puvis
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