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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft 18/19
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Coulin, Jules: Frank Buchser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0627

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FRANK BUCHSER

Äbb. 4. FRANK BUCHSER, Straße in Woodrtock

ölftudien des Meifters, dazu Skizzen und Zeichnungen, die bisher alle unbekannt
waren. Als wichtigftes Dokument der er[ten fpanifchen Periode fei hier das fchon ge-
nannte Gemälde „Los tres amigos“ hervorgehoben, das die drei höchft wirkungsvoll
gruppierten Geficher des Malers und feiner Freunde zeigt. Ribera und Zurbaran find
Namen, an die man da zuerft denkt, wenn auch in der virtuofen Pinfelführung, dem
menfchlich feffelnden Gehalt des Bildes das Moderne und Eigenartige ftark vernehm-
lich find. Aus der bisher ganz unbekannten Schaffensperiode in England von 1853/54
ift, durch das Sammelgefchick der Zürcher Firma, nun mehr als ein vollgültiger male-
rifcher Zeuge da. Vor allem fei genannt das große Porträt der Mrs. S. (Abb. 1), das
in der flotten Haltung, in der faftigen Farbgebung und wieder in der liebevollen Durch-
bildung von Form und Kolorit die ungewöhnliche Begabung Buchfers verrät. Der
ebenfalls ausgeftellte Entwurf zu diefem Porträt weift die unmittelbare, kühne Faktur
des Malers und gibt einen Begriff von feinem rein optifchen Erleben. Ein Damen- und
ein Herrenkopf aus der gleichen Zeit zeigen noch größere Diftanz von direktem fpa-
nifchem Einfluß und fchon eine breite, eindringliche, teils kapriziöfe Handfchrift, die für
Buchfers befte Arbeiten ftets charakteriftifch bleibt. Eine weitere Perle der Ausftellung
ift das Gemälde „Eleonore au bain“ aus der zweiten englifchen Periode um 1856
(Abb. 2). Buchfer hatte inzwifchen die feine englifche Landfchaftskunft ftudiert (die
bekanntlich früher fchon auf die Maler von Barbizon anregend wirkte), wohl auch
figürlich zu feiner ausgezeichneten Schulung in Antwerpen noch zugelernt, um dann
ein großes Bild von reichfarbigem Duft der frei und leicht behandelten Wald- und
Seelandfchaft, von durchfichtiger Zartheit und edlem Linienfpiel teilweife unbekleideter
Frauengeftalten zu fchaffen. Der Schmelz des Kolorits gemahnt nicht zuleßt an Renoir.
Aus der zweiten fpanifchen Periode fei das farbig befonders tiefe Gemälde „Die Witwe
von Zahara“ hervorgehoben, aus der marokkanifchen Zeit ein Soldatenbild und eine
Mufikfzene. Die amerikanifche Periode zu Ende der 1860er Jahre ift befonders glück-
lich vertreten durch eine Landfchaft mit Indianerzelten, die den ganzen Duft aufweift,

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