Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft 20/21
DOI Artikel:
Bautier, Pierre: Das Porträt eines Medici von Suttermans in der Sammlung Oppenheim in Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0648

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PORTRAT EINES MEDICI VON SUTTERMANS IN DER SAMMLUNG OPPENHEIM

Freund er war, glichen und mehr noch denen des Velasquez. Das letjtere gilt für
feine unbedeutende fpätere Epoche bei den geglichen Porträts mehr als für die Zeit,
die uns beschäftigt. Ferner denke man an den Einfluß des Innozenz X. aus dem
Palaft Doria, der Sicherlich nicht ohne Wirkung auf den von den Medici beftallten
Maler blieb, wie überhaupt auf alle in Italien arbeitenden Porträtiften in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, fo beifpielsweise auch C. B. Gaulli (II Baciccio) und Carlo
Maratta. Alle Augenblicke wurden Werke von Suttermans katalogisiert unter dem
Namen Velasquez. Ich zitiere hier nur ein Beifpiel, nämlich das Doppelbildnis des
Großherzogs Ferdinand II. von Toscana und des Vittorio della Rovere in der National
Gallery zu Dublin. Scheint nicht ebenfo der prächtige Chriftian von Dänemark
mit feinen blonden Locken im Pittipalaft des Pinfels von Velasquez würdig mit all
feinen Silberreflexen und feiner verfchwommenen Patina?

Indes — ich bin glücklich, daß mir eine hartnäckige und fchmeichelhafte Zufchrei-
bung des Porträts eines jungen Mannes aus der Sammlung Oppenheim an den
fpanifchen Meifter Gelegenheit bietet, dem wirklichen Maler das Lob zu zollen, das
er als ein bei uns viel zu fehr von der Öffentlichkeit vergeffener Künftler verdient.
Nach einer unvollftändigen und ganz proviforifchen im Jahre 1912 erfchienenen Arbeit
habe ich die Abficht, Juftus Suttermans demnächft eine größere illuftrierte Monographie
zu widmen.

Wenn es mir erlaubt ift, mit einem Wunfche zu fchließen, fo möchte ich hoffen,
daß diefe prächtige Arbeit eines Talentes, das fo beredt die Melancholie fürftlicher
Dekadence auszudrücken vermochte, für ein belgifches Mufeum gewonnen wird. Ant-
werpen, die Vaterftadt Suttermans, bewahrt nichts von einem feiner bedeutenden
Künftler, der im Auslande fo hoch gefchäfet und von den Mäzenen feiner Zeit fo mit
Ehren überhäuft wurde!

616
 
Annotationen